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Press Interviews
Gay Bar Zine (17.11.08)
Damit wir dem Inhalt von GBZ auch ordentlich gerecht werden, widmen wir uns heute mal dem Thema Musik. Seit gut 10 Jahren prägen die Stereo Satanics aus BL nun schon die lokale Szene und haben in der ganzen Zeit schon so einiges auf die Beine gestellt... Daher dachten wir uns, mal genau nachzustochern und stellten der Band einige interessante Fragen. Da es jedoch sehr schwierig ist, eine komplette Band schriftlich zu interviewen, hat sich Ralph on Fyre bereit erklärt, unsere Fragen zu beantworten...
GBZ:
Stellt euch doch mal kurz vor für die Leute, die euch noch nicht bzw.
noch nicht so gut kennen.
Stereo Satanics:
Stereo Satanics ist ne Garage-Punk-Band aus Balingen. Die Mitglieder heissen
J. Wilde, Black Matze, Dan Shandog und Ralph on Fyre, der auch diese Fragen
beantwortet.
Die Band gibt's seit 10 Jahren und hat zwei Singles und drei LPs veröffentlicht.
Die neuste "Surrounded By Ghosts" kommt jetzt gerade raus und
zwar auf Fading Ways Records. Daher wird erstmals eine Platte der Satanics
auch richtig vertrieben und zwar neben Deutschland auch in der Schweiz,
Österreich, England, Niederlande und Belgien. Für Portugal, Finnland
und Schweden werden derzeit noch Vertriebswege gesucht. Ach ja und natürlich
auch in Kanada, da Kanada der ursprüngliche Sitz des Labels ist.
Fading Ways ist eine Art Künstlerkollektiv, geleitet und zusammengehalten
von Neil Leyton, selbst Musiker, der in verschiedenen Ländern Streetteams
aufgebaut hat, eine Art Auslandsbüros, die sich mit der dortigen Infrastruktur
auseinandersetzen, was insgesamt ein ziemlich weit gefächertes Netzwerk
der Zusammenarbeit ergibt. Eine feine Sache und vor allem independent im
wahrsten Sinne des Wortes. Hier wird alles selbst gemacht und hier wird
niemand zu irgendetwas angehalten. Nichts passiert ohne unser Wissen und
wir tragen jede Entscheidung mit. Ich versende momentan jede
einzelne Platte auch noch selbst, d.h. wir sitzen auf dem Material und entscheiden,
wer was bekommt. Ich kenne das auch anders. Früher war ich mal auf
nem Label, wo die Band einen kleinen Karton mit 20 Platten bekam und das
war's. Wir mussten später selbst nachkaufen, um noch ein paar auf unseren
Merchtisch zu bringen.
GBZ:
Als erstes würden wir gerne wissen, wie und wann sind die Stereo Satanics
eigentlich überhaupt entstanden? Kanntet ihr euch alle vorher schon
und aus welchen Bands heraus ist das Ganze zusammengestellt?
Stereo Satanics:
Ursprünglich waren die Stereo Satanics ein Side Project, denn alle
Mitglieder waren in anderen Bands beschäftigt. Man fand einfach Gefallen
aneinander und hatte sehr übereinstimmende Interessen, was Musik betrifft.
Recht bald stellte sich dann auch heraus, dass die Satanics ganz gut funktionierten
und da alle anderen Bands im Laufe der Zeit aufgelöst wurden, wurden
die Satanics für jeden zur Hauptsache. J. Wilde und Dan waren vorher
bei den Wendy Bones, Fab bei Lilly LaVelle und Ralph bei Supersonic X. Im
aktuellen Line-Up spielt der ehemalige Wendy Bones Drummer Matze nun Bass.
GBZ:
Soweit wir wissen, hattet ihr inzwischen schon zwei mal einen
Besetzungswechsel an der Stelle des Bassisten. Wie kam es dazu?
Stereo Satanics:
Richtig. Fab wurde schon etwa 2000 rausgeworfen, sein Nachfolger spielte
bis 2001 und verschwand dann spurlos. Wir haben ihn allerdings 2006 in London
wiedergetroffen, so dass wir mittlerweile wissen, was aus ihm geworden ist
(lacht). Fab wurde danach zunächst als Aushilfe und dann doch wieder
regulär eingestellt, beendete seine RocknRoll Karriere dann allerdings
bei einer Party im Dezember 2006, als er bei einer weiteren von vielen wüsten
Nächten von einem aufgebrachten "Opfer" per Flasche niedergestreckt
wurde.
Matze, der bei den Suicide Souvenirs, Daniels Zweitband, am Schlagzeug sitzt,
erklärte sich bereit, den Bass zu übernehmen und ist nun schon
zwei Alben lang dabei und hat daher mittlerweile die meisten Songs mit uns
eingespielt.
GBZ:
Nun wollen wir mal darauf eingehen worum es sich eigentlich dreht, also
eure Musik bzw. eure Songs... Eure Texte unterscheiden sich etwas von den
Texten anderer Bands und lassen einen oft mal rätseln, was da jetzt
eigentlich dahinter steckt. Wer schreibt diese bei euch und wie kommen diese
vor allem zu Stande?
Stereo Satanics:
Die Texte schreibe ich (Ralph). Gelegentlich bringt Daniel mir in den Songs,
deren Ursprungsidee er liefert, schon einen Titel oder eine Refrainzeile
mit. Wenn sie mir gefällt und ich was daraus machen kann, übernehme
ich sie dann. Bestes Beispiel: She's Got Crazy Eyes Like Vincent Price.
Der Titel
und damit der Refrain sind von Daniel, der Rest von mir. Mit solchen Ideen
kann man natürlich super arbeiten und es gefällt uns zu sehen,
was passiert, denn meist sehe ich in solchen Ideen gleich ganz andere Dinge
als Daniel. Wie kommen sie zustande? Keine Ahnung. Ich nehme ein Papier
und schreibe sie auf. Da gibt's keine besonders hervorzuhebende Vorgehensweise.
Klar, wenn die Grundidee mal steht, ist's manchmal auch mehr Arbeit als
Inspiration, zumal ich den Anspruch habe, auch immer das Maximum herauszuholen.
GBZ:
Basieren die Lyrics eigentlich öfter mal auf persönlichen Erlebnissen
oder sind sie reine Fiktion, ist es ehr eine Mischung aus Beidem oder kommen
diese wo ganz anders her?
Stereo Satanics:
Meist ist es reine Fiktion. Denken. Wäre auch ganz schön befremdlich,
wenn es nicht so wäre. In meinen Augen jedenfalls. Die Texte sind auch
selten Geschichten, sondern meistens Reisen in die Hirne von Leuten, die
man selbst lieber nicht kennenlernen möchte, aber natürlich auch
Philosophisches und . ja, Rätsel. Ich mag es lieber, Botschaften zu
verschlüsseln, Querverweise über verschiedene Texte hinweg zu
geben, manchmal über mehrere Platten hinweg. Ich sag immer, wer die
Texte verstehen möchte, findet alle Schlüssel dazu in ihnen selbst,
doch manchmal ist das ohne Hinweise vermutlich völlig unmöglich
zu entschlüsseln. Dafür kommen immer wieder Leute zu mir, die
ganz eigene Vermutungen zu den Texten haben und das finde ich auch spannend
und
gibt mir manchmal selbst Hinweise oder Einblicke. Bei manchen Texten oder
zumindest bei manchen Passagen weiss ich selbst nicht ganz genau worum es
geht, habe es im Laufe der Zeit aber meist herausgefunden. Für mich
ist es vor allem wichtig herauszufinden, wann die Zeit gekommen ist, den
Text als fertig zu fühlen. Dann bleibt er und eine Erklärung kommt
mir manchmal erst viel später aufgrund irgendwelcher Ereignisse oder
Gedanken.
GBZ:
Wenn es dann soweit ist, und ihr einen neuen Song machen wollt, habt ihr
eine bestimmte Vorgehensweise oder zockt ihr einfach darauf los und lasst
euch selbst überraschen was dabei raus kommt?
Stereo Satanics:
Meist bringt einer ein Riff, der Rest steigt ein und wenn's gut läuft,
steht der Song noch in derselben Probe und verändert sich nur noch
in Feinheiten. Wir mögen es Arrangements im Rohzustand zu belassen.
Das ist unser Rezept zur Unverfälschtheit und Spontaneität. Wenn
die Leute behaupten, unsere Musik würde sich unverbraucht anhören,
dann liegt das, meine ich, genau an diesen fragmentarischen Roharrangements.
Zu viel Getüftel macht bei uns die Songs in der Regel schlechter. Dann
stimmt meist die Basis nicht und die Idee wird verworfen. Aus spontanem
Zusammenspiel entstanden bei uns nur sehr wenige Songs. Diese Fälle
kannst Du an einer Hand abzählen. Was oft spontan aus dem Zusammenspiel
entsteht sind instrumentale Mittelparts. Ich persönlich hasse das Jammen.
Schon der Begriff jagt mir das Grausen in den Nacken. Das langweilt mich,
dauert ewig, bringt viel zu wenig Resultate. Satanics sind sehr sehr songorientiert.
Das geht äusserst effektiv vor sich. Ich habe noch nie anders gearbeitet
und ich denke die anderen auch nicht, da noch niemand jemals den Vorschlag
gemacht hat, anders vorzugehen.
GBZ:
Gibt es bei euch eine Regelmäßigkeit was das Proben anbelangt
und ist es dann überhaupt eine Probe bei der ihr nur Songs spielt oder
gibt es auch lockere Jamsessions?
Stereo Satanics:
Keine Jamsessions, siehe Antwort oben. Das ist für mich Hippiekram.
Wie soll aus einer stundenlangen Jam ein knackiger Anderthalbminutensong
herauskommen? Wir proben etwa dreimal im Monat, öfter geht nicht, da
Matze in Freiburg wohnt und daher versucht man seine Zeit auch möglichst
effektiv zu nutzen.
GBZ:
Nun wollen wir mal was über den "Ernstfall" wissen, Stereo
Satanics live Konzerte. Ihr wart ja schon gut unterwegs in den letzten Jahren,
habt aber auch öfter mal in der heimischen Region gespielt usw... Welche
Konzerte
haben euch in der ganzen Zeit am besten gefallen, wo ihr gerne auch mal
wieder darauf zurück blickt?
Stereo Satanics:
Am liebsten blicke ich eigentlich auf die beiden Kurz-Touren mit den Highheelhorndogs
zurück. Ich hab in meinem Leben noch nicht soviel gelacht und wir können
uns noch heute davon erzählen. Das war Basis für eine wundervolle
Hassliebe zwischen zwei Bands und tausend Geschichten zum Totlachen.
GBZ:
Habt ihr eine Skurrile, Lustige oder auch Eigenartige Geschichte auf Lager,
welche ihr mal bei einem eurer Konzerte erlebt habt?
Stereo Satanics:
Oje, da gibt es viel, aber meist ist es erst im Nachhinein witzig. Touren
ist vor allem extrem langweilig. Du hockst den ganzen Tag im Bus oder am
Gig rum, bist meistens verkatert und fragst Dich, ob da tatsächlich
abends jemand kommt und meistens kommt auch niemand. Is halt so, wenn man
als unbekannte Band weit von zu Hause weg spielt, vor allem noch, wenn's
unter der Woche ist. Das alleine beherbergt eine Menge Skurrilität
und Eigenartigkeit. Ich bin leider nicht der grosse Anekdotenerzähler
und teils wäre es auch unfair den Beteiligten gegenüber. Also
leider keine spektakulären Geschichten für Euch.
GBZ:
Wo und wann war es denn mal so richtig scheiße?
Stereo Satanics:
Richtig scheisse ist es eigentlich sehr selten. Man kann in der Regel vorher
abschätzen, ob das Ding was werden könnte oder nicht und kann
ja auch drauf verzichten. Satanics sagen ziemlich viele Anfragen ab. Wenn's
dann doch mal blöd wird, hat man oft Fehler in der Organisation gemacht.
Ich kann mich da sehr lebhaft an ein Konzert mit den Horndogs erinnern,
wo's nicht so lief wie erwartet, doch das hatte ich selbst im Vorfeld verbockt,
daher konnte man den Veranstaltern nichts in die Schuhe schieben.
GBZ:
Jetzt würden wir uns gerne euren Tonträgern widmen. Euch war es
immer auch sehr wichtig, dass eure Aufnahmen nicht nur auf CD erscheinen
sondern auch auf Vinyl... Könnt ihr uns mal einen kurzen Überblick
über die bisherigen Veröffentlichungen verschaffen?
Stereo Satanics:
1998 erschien die erste Demokassette, 2000 zwei Singles, die es nur auf
Vinyl gab. Ich habe übrigens letztens beim Aufräumen nochmal eine
Schachtel voll mit der ersten Single gefunden. Wir hatten schon seit Jahren
behauptet, sie wäre ausverkauft. Jetzt gibt's nochmal ein paar. Nachdem
wir zwischen 2001 und 2003 fast inaktiv waren, kamen dann im Dezember 2004,
im Mai 2006 und eben jetzt im November 2008 die drei Alben heraus.
GBZ:
Wenn wir schon bei euren Tonträgern sind, erklärt einmal die Satanic
Army und welche Idee dahinter steckt...
Stereo Satanics:
Ursprünglich stand dahinter die Idee, Geld im Voraus zu bekommen, um
in der Lage zu sein, zwei Formate zu pressen. Da wir immer alles selbst
bezahlen, sahen wir es als unmöglich an, soviel Geld auf einmal zu
berappen und riefen daher die Satanic Army als ein Fanprojekt aus. Die Mitglieder
zahlten vorher, bekamen dafür aber vor dem regulären Erscheinungstermin
ein liebevoll aufbereitetes Paket mit dem Album, einer Zusatz-CD und Buttons.
Bei Whole Lotta Nothin' lag eine DVD mit einem Tourfilm bei. Seit Whole
Lotta Nothin' ist uns aber auch klar, dass wir überhaupt niemals ein
Album nur auf CD herausbringen könnten. Das ist wie eine Pflicht vor
sich selbst. Wenn wir eines Tages in die Kiste fallen, dann heulen wir dem
Geld nicht mehr hinterher, das wir hierfür ausgeben. Dann wollen wir
zufrieden die Augen schliessen und im letzten Zucken hauchen: "Ja,
wir haben's
durchgezogen."
GBZ:
Was sagt ihr zum Thema Homophobie?
Stereo Satanics:
Puh, also ich habe echt keine Zeit und keine Lust intolerant zu sein. Intoleranz
schränkt Dich in Deinem Leben ein und macht daher keinen Sinn. Zur
Vielfältigkeit der Menschheit gehört aber auch, dass die einen
dieser und die anderen jener Meinung sind. Das wird immer so bleiben. Manche
Leute sind in komischen Verhältnissen aufgewachsen und manche sind
vielleicht auch einfach nur dumm. Auf beiden Seiten!! Der Mensch will halt
auch mal wo draufschlagen und dazu sucht sich jeder seine Feinde. Is halt
so.
GBZ:
Was sicherlich auch noch interessiert, spielt Geld bei euch eine Rolle oder
achtet ihr darauf, dass ihr immer am unteren Limit bleibt um lediglich die
eigenen Kosten wieder zu ersetzen und für weitere Projekte ein bisschen
was auf die Seite zu schaffen?
Stereo Satanics:
Klar spielt Geld eine Rolle. Solange ich aber keine Yacht in Monaco habe
und das Geld von drogensüchtigen Kindern und Prostituierten kassiere,
sehe ich darin keine Unrechtschaffenheit. Tatsache ist aber, dass die Stereo
Satanics in 10 Jahren nicht einen einzigen Pfennig verdient haben. Womit
denn?? Im Gegenteil, jeder von uns steckt jedes Jahr ungefähr einen
Tausender in die Band rein. Und wenn wir mal ein paar Groschen mehr verdienen
würden, würde das eh sofort wieder reinfliessen. Man kann immer
was an seiner Musik und an den Dingen, die man produziert verbessern. Und
das kostet alles eine Menge Geld, von dem nur ein geringer Teil zurückkommt.
GBZ:
Zum Schluss würden wir euch gerne noch fragen, wie kommt es überhaupt
zu dem Namen "Stereo Satanics"?
Stereo Satanics:
Den hat sich Daniel einfallen lassen. Es geht dabei um die versteckten Botschaften
auf Schallplatten, die man nur dann hört, wenn man die Platten rückwärts
abspielt. Da die Leute hier früher immer auf Satanisches spekuliert
haben, haben wir das die Stereo Satanics genannt und damit einen ersten
Hinweis auf die verborgenen Botschaften gegeben, die in unserer Musik stecken.
Wenn man die hört, wird man nämlich unfreiwillig zu einem Zombie
und fängt an Geld für uns auszugeben, von dem wir uns in Wirklichkeit
Jachten in Monaco kaufen.
GBZ:
THX! ;)
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madcap (at) stereosatanics.de