Morrissey - Who Put The M In Manchester? (2004)
Die Smiths fand ich immer klasse, doch die Solo-Sachen von Morrissey liess ich bislang mit zärtlich verachtender Geste ungehört an mir vorüber gehen. Dann brannte mir vor kurzem jemand eine der aktuellen Morrissey-CDs. Ich hasse gebrannte CDs. Ich hasse schon den Spruch: "Ich brenn Dir das mal ...". Freundlichkeitshalber nahm ich die CD entgegen und freundlichkeitshalber hörte ich sie auch an ... sehr halbherzig, von allerlei Vorurteilen durchdrungen.
Das Erste was man auf der CD hörte war ein Drum-Computer und auch sonst erreichte mich ein modernes Klangbild über dem mir die vertraute Stimme etwas ungewohnt vorkam. Ich mochte es nicht. Ich weiss auch nicht welche CD das war, von wann sie ist oder welche Titel drauf sind. Steht ja auf nem Rohling nicht drauf.
Als ich wiederum jemand anderem davon erzählte, bekam ich gleich diese DVD nachgesteckt, wenigstens im Original. Es handelt sich um ein Konzert in Manchester zu Morrisseys Geburtstag 2004 bei dem er als heimgekommener Held gefeiert wird. In England geht's bei dem ja so ab wie in Deutschland bei Grönemeyer. Morrissey, mit seiner weinerlich-klagenden Stimme für mich immer der Inbegriff des Indie-Wimps, sieht heute, mit seinem kantigen männlichen Gesicht und seinen Anzügen über einem stämmigen, leicht untersetzten Körper, aus wie der Rausschmeisser einer Edeldisko. Ich brauchte fast das komplette Konzert um mit dieser Optik klarzukommen. Die Jungs in der Band sehen aus wie er, was zwar zu einem geschlossenen Gesamtbild führt, mir dennoch keineswegs zusagt. Dicke 40jährige in kneifenden Anzügen mit Hochleistungsknöpfen und Rockabilly-Frisuren.
Spielerisch ist alles ok, naja, sehr gebügelt halt, abgesehen von Morrisseys bissigen Texten, die sich soweit kaum geändert haben. Das Publikum jedenfalls rastet total aus, Morrissey kommt zunächst aber recht kühl rüber, macht kaum Ansagen, auch seine Band und das komische Leuchtlogo wirken distanzierend.
Im Laufe des Sets kommen mir aber immer wieder Songs bekannt vor, wahrscheinlich doch von der CD, die ich jüngst nur mit einem Ohr anhörte. Und wie das mit Songs, die man öfter hört eben so ist, fängt mir das alles dann doch an zu gefallen. Als sie am Ende "There Is A Light That Never Goes Out" bringen, läuft mir dann sogar ein Schauer über den Rücken. Der Beweis, wie sehr ich diesen Song liebe, auch wenn ich ihn über 10 Jahre nicht mehr gehört habe. Auf einmal erscheint mir die Stimmung auf dem Konzert auch gar nicht mehr so angespannt. Die Fans versuchen haufenweise die Absperrung zu überwinden um ihrem Idol die Hand zu reichen, was er letztlich dann sogar gerührt erwidert. Nagut, sage ich mir. Hat doch was.
Als Bonus gibt's Ausschnitte eines weiteren Konzertes (wieder tausende von Jüngern, die jede Zeile der Songs mitsingen) und ein paar Videoclips, teils in unterschiedlichen Versionen für den jeweiligen Markt (UK/US), fragt mich aber nicht warum. So genau hab ich's dann doch nicht unter die Lupe genommen.
Ich finde, man kann sich das hier ankucken. Hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.
(Ralf, 29.5.06)

Liebe Eltern, Rockmusik kommt vom Teufel! Wenn Sie Ihre Kinder schützen und uns zur Verantwortung ziehen wollen, finden Sie hier unsere Adressen.

Teufel