Sa. 10.04.04 |
Earshot,
Crack Family,
Rockstar
Pussy, Dumbell,
End Of Green
- Albstadt, Tropicana (ca. 700
Zuschauer): alle Fotos von Ingo Straub
Da der gute Onkel Ralf am Vorwochenende vor der "eigenen Party"
(ok, diesmal hat Matthias alles im Alleingang organisiert und ich
hätte auch am Abend nur zu Repräsentationszwecken zu erscheinen
gehabt) mit seinen Bandgesellen der Stereo Satanics zum vorzeitigen
Verlassen des Tropicanas aufgefordert wurde (teilweise sogar mit
der Hand an der Gurgel) und sich auch der Chef des Hauses namens
Jürgen Keppler stillschweigend mit der Art und Vorgehensweise
seiner schwarzen Sheriffs einverstanden erklärte, musste ich
schweren Herzens beschliessen, dieser Location, in der ich, allem
Wennundaber zum Trotz, doch ne Menge schöne Stunden verbracht
habe, solange den Rücken zu kehren, bis dort wieder menschenwürdige
Verhältnisse einkehren.
Da ich also selbst nicht anwesend war, sprangen gleich mehrere
Leute in die Bresche, machten Fotos und schrieben Artikel. Daher
gibt's diesmal einen Vieraugenbericht, zuerst von El Zillos, Kickin'
Ass-Vertrauter und Martin Weise, dem Mokicks-Sänger.
Auge 1 und 2 (El Zillos):
Earshot, Gaildorf
Beim Opener war das Tropi noch etwas leer, aber nach ein paar Akkorden
versammelten sich doch schon einige Anwesende vor der Bühne,
um den Jungs Unterstützung zu geben.
Es wurde kräftig in NuMetall-Manier (?) gerockt und ein Scratcher
bearbeitete dazu seinen Plattenspieler, so dass das Publikum sich
schnell anstecken liess und schon die ersten Jugendlichen herumjumpten.
Earshot war eigentlich als Ersatz für Crack Family gebucht
worden, als dann diese doch spielen wollten, teilte man sich eben
Zeit und Gage.
Ansonsten kann ich zu meiner Schande leider nicht allzu viel zur
Band sagen, da ich gerade eingelaufen war und erst einmal paar alte
Bekannte begrüssen musste. Ausserdem bin ich wohl auch nicht
mehr ganz so am Puls der Zeit … für mich war es etwas
zu vertrackter Stoff.
Crack Family, Stuttgart
Von dieser Band hatte ich vorher auch noch nichts gehört, aber
die Ankündigung auf dem Flyer war ja schon ganz interessant.
Der Sänger klang ziemlich wie Rage Against the Machine, was
aber ganz gut zur abwechslungsreichen Musik passte. Die Band groovte
schon ziemlich und das zahlreicher gewordene Publikum, unter ihnen
auch etliche junge Mädels, drang nach jedem Song förmlich
auf die Tanzfläche. Ich glaube da hatte Matthias ein gutes
Händchen für die Albstädter Jugend. Es klangen eine
Menge vertrauter Sachen heraus, die die Family jedoch auf eigenständige
Weise zum Besten gab und diese Symbiose auch soundtechnisch gut
unter die Leute brachte.
Die Band wurde dafür mit überschwänglichem Beifall,
anerkennenden Pfiffen und Rufen bedacht.
Rockstar Pussy, Albstadt/ Neufra
RP sind ja in unserer Gegend schon allseits bekannt und sorgten
wie immer für ordentliche Stimmung im Saal. Sie rotzten ihre
Songs wieder bretthart und gnadenlos schnell in die Menge.
Ich hatte gerade Einsatz an der Lichtanlage und so faulte mir bald
die Hand ab, da ich versuchte, den Rhythmus lichttechnisch zu untermalen.
Bei diesem Speed kommt wohl bloss ein Stroboskop mit. Über
den Sound selbst gingen die Meinungen etwas auseinander. Einige
fanden ihn zu matschig aber ich fand ihn für's Tropi eigentlich
recht ordentlich und mein Geflackere hat hoffentlich niemanden gross
gestört.
Die Band versteht es auf jeden Fall, mit Power in den Arsch zu treten
und die Hardcore-Gemeinde zu begeistern. Weiter so!
Dumbell, Köln
Auf diese Band war ich ziemlich gespannt, da ich schon einiges über
sie gelesen, aber noch keine Platte gehört hatte. Dumbell spielt
ja eigentlich mit 2 Gitarristen, liess aber einen zu Hause. Das
machte mich etwas skeptisch aber meine Bedenken wurden von ihrer
Show einfach nur hinweggefegt. Der Drummer trieb seine Mannen mächtig
an, die beiden anderen nutzten jeden cm Bühne aus und spielten
und schrieen sich die Seele aus dem Leib.
Die Songs waren krachig, extrem druckvoll aber trotzdem mit feinen,
spannungsgeladenen Melodien gespickt und der Bass verbreitete einfach
nur Kraft und Energie. Der Bassman wirbelte nur so über die
Bühne und strahlte über das ganze Gesicht vor Spielfreude.
Dass Sänger, Gitarrist und Ami Paul ziemlich erkältet
war, merkte man nach dem Konzert nur an dem hohen Zellstoffverbrauch.
Seine SG mit Hingabe traktierend, brüllte er seine Statements
in's Mikro und schmiss sich ungehemmt einige Male während der
Solis auf den Boden.
Enthusiastischer Punk Rock erster Güte!
Für mich war das der Höhepunkt des Abends und auch eines
der besten und mitreissendsten Konzerte in letzter Zeit. Einfach
genial!
Hinzufügen muß ich noch, dass es Marcus von Rockstar
Pussy zu verdanken ist, dass Dumbell das Kickin Ass bereicherten.
RP hatten schon einmal mit den Jungs gespielt und verfügten
über dementsprechende Kontakte, um die Kölner, völlig
formlos (ohne Vertrag usw.), für den Abend zu gewinnen.
End of Green, Stuttgart
Danach konnten mich End Of Green eigentlich nur noch runter holen,
obwohl die Band auch einen ziemlich brachialen Sound, jedoch eher
im Midtempo-Bereich fährt. Die Kickin Ass-Gemeinde konnte sie
ja schon vor 2 Jahren im WOM begutachten und ich denke, dass diese
Musik auch eine grosse Anhängerschar aufzuweisen hat.
3 Gitarren und ein tiefe, dunkle Stimme sorgen für düstere,
bombastische Atmosphäre a la Type o Negative (die Band hört
das wohl nicht mehr so gerne), die sie im WOM auch noch gecovert
hatten. Dieses Mal brachten End Of Green jedoch (lobender Weise)
nur eigene Songs und ihren Sound wieder sehr gut auf den Punkt.
Die Sachen sind wirklich alle super arrangiert und werden musikalisch
auch gut rüber gebracht. Ist halt nicht mehr so meine Schiene,
kann ja aber wieder kommen. Wer weiss …
Trotz vorgerückter Stunde waren immer noch zahlreiche Fans
vor der Bühne und honorierten die gefühlvolle Darbietung
der, auch optisch gut abgestimmten, schwarzen Raben, mit lautem
Beifall. Eine eindrucksvolle Show der Stuttgarter, die das, wie
immer abwechslungsreiche, Programm des Kickin Ass, für dieses
Jahr und wahrscheinlich auch endgültig beendete.
Zum Abschluss muß ich noch erwähnen, dass es eine der
(zumindest besuchsmäßig) erfolgreichsten Kickin Ass-Veranstaltungen
war, da laut Tropi-Chef wohl über 700 zahlende Gäste zu
Gange waren.
Die Security hielt sich an diesem Abend ziemlich zurück und
es gab (soweit ich das mitbekommen habe) keinen Streß (was
eventuell auch mit der Zurückhaltung zu tun hatte ... grins).
Die Stimmung war auf jeden Fall gut und ausgelassen, so dass Igor
(Starclub-DJ und PunkRock-Bassist ), der in den Pausen Platten auflegte,
bis in den frühen Morgen, bei schon eingeschalteter, heller
Saalbeleuchtung die Leutchen noch am Shaken hatte.
El Zillos
Auge 3 und 4 (Martin Mokick):
"Der Untergrund schlägt zurück" hieß es
auf den Flyern. Na ja, die ersten beiden Bands bürgten nicht
gerade für diese Versprechung. Es spielten an diesem Abend
fünf anstatt der angekündigten vier Bands und Earshot
machten den Anfang. Du meine Güte, eine lupenreine New-Metal
Band, komplett mit DJ und das auf dem Kickin' Ass? Stilistische
Vielfalt schön und gut, aber das ist kein Untergrund mehr.
Earshot bedienen sich aus dem handelsüblichen New-Metal Baukasten,
seien es die Lyrics ("I have emotions I hate", "I
can’t take this life"), die Riffs oder das oberbillige
Scratching. Ich mag gar nicht mehr weiter schreiben. "I can’t
take this life" singen sie? I can’t take this band!,
sage ich.
Die Crack Family hab ich ja auf Kickin-ass.de
schon einmal zerrissen. Und auch heute bleibt alles beim Alten.
Funk-Metal, den sie aber zusammengeklaut haben wie die Elstern.
Rage against the Machine (immer), frühe Red Hot Chilli Peppers
(manchmal) und Faith no more (seltenst). Würde die Crack Family
beim Funk bleiben, würde es mir um längen besser gefallen
und mehr Eigenständigkeit würde ihnen auch gut zu Gesicht
stehen.
Die guten Rockstar Pussy von der Schwäbischen
Alb waren die nächsten und legten eine coole Performance hin,
wobei die Technik mal wieder nicht so wollte wie sie sollte, der
Drummonitor verweigerte seinen Dienst. Aber das machte nichts aus,
schließlich waren die Haare zurück gegelt und die Unterhemden
angezogen. Und zack, voll in die Fresse, wie es sich gehört.
Sie waren mal wieder höllenschnell, witzig und sympathisch.
Das bewegt einen. Dementsprechend ging auch endlich mal ein kleiner,
feiner Pogo vor der Bühne los. Ansonsten war das Publikum relativ
reserviert, aber das war an diesem Abend irgendwie die Regel. Aber
RP schlugen sich gut und überzeugten!
Dumbell
Ach du Scheiße. Ein Freund hatte mir erzählt, dass Dumbell
so ziemlich das gleiche Feld beackern wie die Cellophane Suckers,
nur besser. Ich hatte mir ja keine Vorstellung gemacht. Dumbell
bliesen mich weg wie es noch nie ne Band zuvor getan hat. Mir fehlen
die Worte. Der Sound hat drei Jahre im Schlamm und Dreck gelebt,
so wie sich das angehört hat. Besonders der Bass, direkt aus
der Hölle. Der beste Basssound, den ich in meinem Leben gehört
hab. Yeah, der Bassmann überhaupt, der totale Maniac. Der Typ
schlug seine Saiten oft von unten an. Probiert das mal drei Sekunden
so schnell wie der und ich schwöre, euch fällt das Handgelenk
ab. Normalerweise haben Dumbell noch ne Gitarre dabei. Und das macht
mir richtig Angst. Wenn die einen als Threepiece so überrollen
können, wie klingt das erst mit noch einer Gitarre? Mein Tipp:
Selbst anhören. Marcus von den Pussys meinte noch: "Das
ist die beste Rockband der Welt!" Und meine Fresse, das könnte
sogar stimmen!
Nach diesem Auftritt war ich dann auch durch und wollte mir End
of Green nicht mehr anschauen, zumal mir auch davon abgeraten
wurde. Wären Dumbell und Rockkstar Pussy nicht gewesen, dann
wäre das in keiner Weise Kickin' Ass gewesen. Schade, schade,
schade...
Martin Weise
The
good boys: Clemens (Sound) und Matthias (Erfinder und Organisator
des Festivals) |