|
Konzertbesprechungen 2007 |
1999 - 2000
- 2001 - 2002
- 2003 - 2004
- 2005 - 2006
- 2007 - 2008 - 2009
- 2010 - 2011
- 2012 - 2013
- 2014 - 2015
- 2016 - 2017
- 2018 - Aktuell
Black Lips (19.5.07 München)
- Blitzkid (19.8.07 Balingen) - The Bottrops
(27.10.07 Lindau) - Che Sudaka (27.10.07
Lindau) - The Come'n Go (19.5.07 München)
- Demon's Claws (11.5.07 Stuttgart)
- The Devastations (23.4. London)
- Divinus (31.3. Balingen) - The Drones
(26.4.07 London) - Einstürzende Neubauten
(25.4.07 London) - The Hanoise (19.8.07
Balingen) - Hellmute (31.3. Balingen)
- Jeniferever (23.4. London) - The
Kissaway Trail (23.4. London) - Little
Ellmond (29.11.07 Balingen) - The Locust
(28.8.07 Stuttgart) - C.W. Stoneking (11.5.07
Stuttgart)
Do. 29.11.07 |
Little
Ellmond - Balingen,
Sonnenkeller
Little Ellmond ein zufällig entstandenes musikalisches
Zusammensein um den Balinger Songwriter, in den einschlägigen Lokalitäten
als Hafi bekannt, der einst, wie vielleicht noch manch einem Balinger
im Gedächtnis, als alten Gitarristen der Band Scrum fungierte und
dem Sänger und Gitarrist Pascal von The
Hanoise.
Donnerstag, kein Tag um große Taten zu vollbringen, ein Tag zu früh
für wochenendliche Glückseeligkeit und dennoch gab es für ca. 50
Zuschauer an diesem Abend im Balinger Sonnenkeller eine Liveperformance.
Kein Eintritt, keine große Werbemaschinerie, ich war nur hier aufgrund
eines Flyers, den ich eine Woche zuvor von der Band persönlich in
die Hand bekommen habe und einem Anruf eines Freundes der mich, wissentlich
meines Vergessens, kurz nach acht daran erinnerte, dass heute mehr
drin ist als „Popstars live“ on a „big mountain of shit“!!!
So war ich kurz vor neun Uhr angekommen und suchte mir meinen Platz
in dem für mich überraschenderweise bestuhlten Kellerund und stellte
zu dem Nachteil meines kaputten Rückens fest, dass keine Sitzplätze
mehr frei waren, so blieb ich gezwungenermaßen stehen.
Kurz nach neun begann Hafi das Konzert mit einer solo dargebotenen
Nummer, traurig und allein, ohne Begleitung, sitzend mit seiner Akustikgitarre.
Schwermütig kam der Abend ins Rollen und es muss wohl der Schlagzeuger
von The Hanoise gewesen sein, der leicht das Tambourin neben der Bühne
einwarf.
Nachdem die Eröffnungsnummer dargeboten war, betrat dann auch der
Rest Band die Bühne.
Es folgte ein melancholisch schönes Set, bittersüß mit Vaters Rasierklinge
in der Faust geballt, doch nicht am Handgelenk angesetzt, da schon
zu tief in die Hand geschnitten.
Respekt für euch, die ihr nicht hinter übersteuerten Gitarren nach
Erfüllung sucht, sondern sie in dem Minimalismus der leisen Töne
gefunden habt und deren Kraft gekonnt zu nutzen wisst.
Das Akkordeon ein wenig holprig, die Mundharmonika am rechten Fleck,
Gitarren ja, die Ansagen etwas unbeholfen, die Pause in der Mitte
unnötig, aber verzeihlich da es erst die dritte Livedarbietung der
noch so jungen Band war und massig Potential vorhanden ist.
Ca. eine halbe Stunde Spielzeit zusammengesetzt aus eigenen Kompositionen
und ein paar Songs von The Hanoise nahmen die Jungs in Anspruch kann
aber auch etwas mehr gewesen sein.
Ergreifend, ruhig, nicht kopiert nicht selbstproduzierend wie bei
manch einem diesen Handwerks der Fall, haben sich Little Ellmond eine
eigene Schublade aufgebrochen und boten an diesem Abend genau das,
was Balingen so lange fehlte, ehrlich einfache Musik auf ehrlich herkömmlichen
Akustigitarren.
(Angry Lutz, 16.12.07)
|
Sa. 27.10.07 |
The
Bottrops, Che
Sudaka - Lindau, Club Vaudeville
(150 Zuschauer)
Die Bottrops, das ist die Nachfolgeband der 2004
aufgelösten Terrorgruppe. Während die durchaus noch so etwas wie
eine Daseinsberechtigung hatte, geht diese den Bottrops komplett ab.
Stinkend langweiliger Formatpunkrock mit pseudo-intellektuellen Texten.
Gruslig! Zwei, drei gute Ideen und Ansätze gab es war, aber die wurden
nicht zu Ende gebracht.
Che Sudaka wiederum, eine eigentlich Kickin' Ass
unrelevante südamerikanische Band, die einen Mix aus Latin, Punk,
Hardcore, Ska, Raggae/Ragga, brasilianischen Elementen und ja, auch
Rap spielten, hatten derer eine ganze Wagenladung voll. Das ist sonst
ja auch nicht meine Tasse Tee, aber die waren richtig gut. Abwechslungsreich,
energiegeladen, intelligent. Lieder von derlei Bands klingen ja gern
mal eins wie das andere, aber Che Sudaka schafften es, ihre Fülle
an Stilen über die ganze Distanz spannend zu verarbeiten. Hat mich
definitiv überrascht.
(Martin, 29.10.07)
|
Di. 28.08.07 |
The Locust
- Stuttgart,
Schocken (ca. 150 Zuschauer)
Apokalyptischer Hardcore, komplex, alles andere als songorientiert,
hektisch, wütend und perfekt auf den Punkt gespielt, von Männern
aus San Diego in Nylonkostümen, die irgendwo zwischen Atomüllaufräumer
und Insekt liegen. Sogar der Mixer und die Merchandiserin sind verkleidet!!
Das spricht für die Konsequenz aber auch den Humor der Band.
Ihre gesunde Einstellung äussert sich auch in einer ganzen Latte
an 7"s und der Tatsache, dass ihre Alben nachwievor immer auf
Vinyl erhältlich sind.
Das abrupte Geholze der meist sehr kurzen Songs wird immer wieder
von längeren langsamen Songs unterbrochen, was mich am ehesten an
Bands wie Sore Throat und besonders deren Nebenprojekt Saw Throat
mit dem Album "Indestroy" erinnerte. Allgemein bringen sie
viel dieser Einsekunden-Song-Feelings rüber, wie man sie bekommt,
wenn man sich mal durch ein Sore Throat- oder 7 Minutes Of Nausea-Album
hört.
Kein Song wird eingezählt, jeder Song beginnt ganz simpel mit einem
Snareschlag und dann wird losgebrettert. Es gibt keine Ansagen ausser
"We are The Locust" am Anfang und "This is the last
song" am Ende, geraunzt im Stile eines Ausserirdischen, der versucht
sich mit Hilfe eines Menschenspracheübersetzungs-Apparats verständlich
zu machen. Diese Anti-Haltung zum traditionellen Auftrittsgebahren
gefällt mir gut und ist natürlich Kalkül, um mehr Distanz zum Publikum
aufzubauen und so der endzeitlich-post-industriellen Depression des
Bandimages zu dienen, was auch sehr gut funktioniert. Dasselbe Ziel
verfolgen auch die bedrückenden Synthiegeräusche zwischen Soundkarten-Rückkopplung
und 60s-SciFi-B-Movie-Geräuschkulisse.
Wirklich beeindruckend. Hat mir gut gefallen, auch wenn ich mir die
Band etwas offensiver vorgestellt hatte. Mit Metal hat das jedenfalls
gar nix zu tun, auch wenn die Band da öfter hingesteckt wird.
(Ralf, 30.8.07)
|
So. 19.08.07 |
Blitzkid,
The Hanoise
- Balingen,
Sonnenkeller (ca. 90 Zuschauer, ausverkauft) Foto
von Boris Retzlaff:
Mit dem was seit den späten 80ern aus dem Kalifornien-Punk geworden
ist, kann man mich ja ans Ende der Welt jagen. Sicher haben Blitzkid
davon auch ein wenig (und das war meine grosse Angst vor der Veranstaltung),
doch haben sie auch eine gewichtige Portion Kalifornien-Punk vor
dem Niedergang dieser Kultur in sich und sie peitschten ihn mit wohlfallender
Aggressivität in den Sonnenkeller. Ich kannte die Band vorher nicht
und hörte nur kurz bei Myspace rein. Das war eher sanft und melodiös.
Die Melodien waren auch live da, der Nährboden aber war knallharte
und meist recht flotte Punkmusik im Stile der Misfits, denen sie auch
das Horrorimage abgeschaut haben.
Ich musste jedenfalls von der ersten Sekunde an nonstopgrinsen. Die
Jungs sind total witzig. Der Yoga-Basser sieht brutal gut aus, spielt
sein Instrument mit sämtlichen Körperteilen und in sämtlichen noch
nie gesehenen Stellungen und gibt sich warmherzig aggressiv. Da musste
ich manchmal doch schon an die alten Tage denken, als man selten mit
vollständigem Gebiss oder ganzen Knochen aus einem Konzert rauslief.
Wobei das letztlich natürlich nur ein Ventil war und glücklich machte.
So auch Blitzkid. Heilende Wut! Und darüber dennoch diese schönen
Melodien, eben fast wie bei den Misfits, und zudem sehr exzellent
gesungen und gespielt.
Die Songs der Misfits waren besser und klangen schäbiger. Wenn man
die Misfits mal gesehen hat, weiss man auch wie enorm deren Körperlichkeit
auf der Bühne war. Das kriegen Blitzkid natürlich nicht hin und
das wollen sie sicher auch nicht. Dennoch werden sie den Vergleichen
nirgendwo entkommen können, auch wenn man ihnen das gerne anders
wünschen würde. The Hanoise davor hatten einen
besseren Tag als vor ein paar Monaten erwischt, als ich sie das Erstemal
sah. Diesmal war der Saal allerdings auch wesentlich voller und die
Stimmung besser. Hanoise spielen dreckigen Rock, manchmal nah am Punk
gebaut, doch auch härteren New Wave höre ich raus. Die Texte bedienen
sich teils ebenfalls ironisch im Friedhof-Genre, so dass sie mit Blitzkid
gut aufs Tablett passten. Zum Glück klingen sie absolut gar nicht
modern. Wenn sie von irgendwas beeinflusst sein sollten ... ich höre
es nicht, sehe das aber als Qualität.
Mein Fazit: Ein überraschend angenehmer Abend.
(Ralf, 20.8.07)
|
Sa. 19.05.07 |
Black
Lips, The Come'n
Go - München,
Monofaktur (ca. 50 Zuschauer): Erstaunlich wenig
los in der Monofaktur für einen Samstag und die Black Lips. Nun
gut, sollte uns recht sein. Zuerst spielte eine spanische Band,
die auf deutsch übersetzt die Tellerwäscher heisst. Ich hab mir
den originalen Namen nicht gemerkt. Vielleicht, weil sie auch nicht
der Rede wert waren. Drums, Gitarre und ein rumhampelnder Sänger,
der nur spanisch quatschte, was über die komplette Länge des Auftritts
wirklich nicht angebracht war. Musikalisch waren sie stumpfster
LoFi-60s-Garage-Blues, doch auch wenn ich das Wort "stumpf"
gerne im positiven Sinne benutze, so ist hiermit wirklich eher Langweiligkeit
gemeint. Die Kompositionen waren an Unoriginalität nicht zu unterbieten.
Der Gitarrist war eine Mischung aus Nerd und Saustallpfosten und
alleine der Schlagzeuger wusste etwas Angenehmes zu vermitteln.
Er gab dann auch eine Demonstration des Bandnamens. Jemand schleppte
ein paar Teller ran, er goss etwas Spülmittel drüber, warf sich
dann die ganzen Teller über den Rücken und nach dem Gig fegte
er artig die Scherben zusammen.
The Come'n Go aus Biel hatte ich auch besser
in Erinnerung. Heute kam mir ihr oblivians-inspirierter Blues-Punk
recht spannungslos daher. Das ratterte so runter und nichts blieb
zurück. Vielleicht hatten sie aber auch nur einen weniger guten
Tag erwischt.
Auch die Black Lips fand ich schon überzeugender,
dennoch sind sie für mich immer ein Genuss. Die neusten Lieder
sind nicht alle gut, doch in der Natur der Experimentalität der
Band aus Atlanta liegt eben auch, dass einem nicht immer jeder Song
zusagt. Dazu sind sie einfach zu wandlungsfähig. Ich
fand sehr schade, dass Gitarrist und Sänger Cole weniger
im Mittelpunkt stand. Er hat die beste Stimme und das meiste Charisma,
auch wenn die Lips natürlich sehr über ihren mehrstimmigen Gesang
funktionieren. Selbst Coles obligatorische Pissaktion am Ende kam
wenig inspiriert rüber.
Die Leute liegen den Black Lips mittlerweile auf recht unangenehme
Art und Weise zu Füssen. Jeder kann die Black Lips kennenlernen
und jeder der das tut, ist so unglaublich stolz darauf, dass er
ihnen die ganze Zeit am Leib klebt. In München wurden während
des Konzerts zudem dauert Schnapsrunden zur Bühne befördert, den
Leute dann in aller Ruhe quer über die Bühne latschend servierten.
In Respektlosigkeit übergegangene verzweifelte Coolness lag hier
tonnenschwer in der Luft. Und die Schnapsrunden führten nur dazu,
dass die Lips so betrunken wurden, dass sie deutlich den Faden am
Ablauf ihrer Show verloren. Anfangs kam alles noch aus einem Guss,
doch mit jedem weiteren Schnaps wurde alles zerfahrener und planloser.
Die Leute werden sagen, dass gerade das cool gewesen sei, doch dem
war einfach nicht so. Die Show verlor ihre Tightness. Offensichtlich
hatten die Black Lips aber Grund sich volllaufen zu lassen, denn
irgendwie muss es irgendwelchen Ärger mit irgendwelchen Bullen
gegeben haben. Sie fingen mehrmals an davon zu erzählen, jedoch
ohne, dass man durchschauen konnte, was wirklich passiert war.
Wie auch immer, die Black Lips gehören nach wie vor zum Interessantesten,
was sich gerade auf dem aktuellen Musikmarkt tut und das Gute ist,
dass sie niemals gross werden und daher nicht Gefahr laufen, ihre
Entwicklungsfähigkeit einzubüssen. Bei ihrem unglaublichen Tourpensum
kann einfach nicht jede Show perfekt sein.
(Ralf)
|
Fr. 11.05.07 |
Demon's
Claws, C.W.
Stoneking - Stuttgart,
Kiste
(ca. 60 Zuschauer): Die Kiste ist voll und wir kommen auf die
glorreiche Idee, uns in die Ecke hinter den breitesten Pfosten im
ganzen Laden zu klemmen. Kein Wunder, dass hier sonst noch niemand
steht. Ausserdem darf der Herr Autor den Bock nach Hause fahren
und mit wenig Oktan im Blut kommt weder der Kessel auf Drehungen,
noch erreicht man Erhabenheit über das allgegenwärtige Nervige,
das einen allerorten aus der Stimmung zu bringen versucht. Insbesondere
in Person von Stuttgarter Personen. Ich werde hier jetzt nicht näher
darauf eingehen, wer mich hier alles ins Grab zu martern gedachte,
da ich selbst auch so schon genügend nerve, doch glaubt mir, es
war ALLERHAND!
Der Stoneking aus Australien klingt wie ein Delta-Blueser
mit brutalstem australischen Akzent. Alle jubeln ihm zu und kleben
ihm an den Lippen, was wohl bedeutet, dass ich der einzige im Saal
bin, der kaum ein Wort versteht. Dennoch finde ich den noch recht
jung aussehenden, wenn auch stilgerecht altmodisch gekleideten,
Mann ziemlich klasse. Er spielt richtig gut Gitarre, Stimme und
Klampfe klingen nach ganz ganz alten Zeiten. Wie das mit so Bluesern
eben meistens ist, erschöpft sich die Variation dann aber leider
recht bald und ich wünsche mir die Demon's Claws
herbei, eine mit viel Vorschusslorbeeren ausgestattete Band aus
Kanada.
Die Truppe tönt auch ganz lustig los, sieht wie ein Haufen 30jähriger
Chaoten mit den Gehirnen 16jähriger aus, die sich nur deswegen
getroffen haben, weil sie gemeinsam aus der letzten geöffneten
Bar der Stadt geworfen wurden und klingen ein wenig nach 60s-Garage
und ein wenig nach Country, ohne sich irgendwo festzulegen. Das
ist dann wohl auch ihre Stärke, optisch wie musikalisch.
Die schnelleren Beatstücke gefallen mir besser als die langsameren
Countrysachen. Die Stimme des Sängers allerdings ist sehr gut und
insgesamt können die viel besser spielen als sie einem weiszumachen
versuchen. Dennoch hinken die Vergleiche mit den Black Lips die
immer noch wesentlich innovativer sind und die weitaus besseren
und schöneren Songs haben. Der Vergleich ist ihnen ja aber sicher
auch nicht selbst eingefallen.
Witziger Haufen, musikalisch fand ich's nur teilweise gut.
(Ralf)
|
Mi. 26.04.07 |
The
Drones - London,
93 Feet East: Mit grosser Erwartung ging's 93
Fuss nach Osten, erneut in diesem Londonbesuch auf des Rippers Plastersteinen.
Die Drones aus Melbourne sind die mit Abstand beste aktuelle Band
im Genre australischer Noise-Blues, was so ziemlich alles einschliesst,
was nach der Birthday Party irgendwie in diese Kerbe schlägt. Die
Drones klopfen ein sensationelles Album nach dem anderen auf den Tisch
und haben ein neues Level an Kaputtheit, Psychofaktor und flirrend-intensivem
Sound erreicht, was es nun live auszuchecken galt.
Zunächst spielten ein paar komische Bands und wir waren nach ein
paar Tagen London körperlich schon ziemlich am Ende, weswegen wir
die ersten beiden grosszügig ausfallen liessen und rechtzeitig zur
dritten erschienen, eine wenig interessante Frauenband aus London,
deren Namen ich vergessen habe.
Der Club war auch eher enttäuschend. Sah n bisschen aus wie viele
Clubs in den 80ern in Berlin. Einfach ne alte Industriehalle so gelassen
wie sie ist, ne spartanische Bar und ne Anlage reingestellt: Basta!
Und so war auch das Publikum. Für Londons oberstylische Verhältnisse
wirklich sehr studentenmässig. Lauter schlapphosige Australier. Offensichtlich
sind die sehr landstreu was ihre Bands betrifft, egal wie die klingen.
Kam mir jedenfalls so vor, als hätten die ganzen Beach Boys hier
wenig den Drones gemein, ausser eben,
dass beide aus Australien sind.
Die Drones waren glücklicherweise dann der absolute
Hammer! Sie halten einfach die Qualität der Platten auch auf der
Bühne und übertreffen sie sogar noch. Pure Intensität. Der Sänger
ist ein Pulverfass und die beiden Gitarren liefern sich glühend-heisse
Noise-Duelle. Ich kann die Qualität dieser Band einfach nicht genügend
betonen. Die Bassistin drehte dem Publikum zwar das ganze Set über
den Rücken zu, was ich normalerweise nicht leiden kann, doch ihre
Jungs waren sehr sehenswert und daher hätte sie auch gehen können,
ohne dass sie jemand vermisst hätte. Ich konnte den Auftritt leider
nicht genügend geniessen, weil ich mich kaum auf den Beinen halten
konnte und ausserdem ging der Bar noch während des Konzerts das Bier
aus (!!). Dafür jetzt noch mal: Die Drones sind der Hammer!! Sie
sind ab 17. Juni, glaube ich, in Deutschland. Schaut sie Euch unbedingt
an!
(Ralf) |
Di. 25.04.07 |
Einstürzende Neubauten,
The
Devastations - London,
Koko (2500 Zuschauer, ausverkauft)
Ein umwerfend beeindruckendes Konzert einfach weggeworfen. Das war's
was wir an diesem Abend durch unsere verspätete Ankunft im Koko fertig
brachten. Ich war masslos enttäuscht, durfte das aber leider niemandem
in die Schuhe schieben. Man müsste eigentlich wissen, dass 8 Uhr
Beginn bei einem Konzert dieser Grösse auch wirklich bedeutet, dass
die um 8 loslegen und nicht um 10. Wir waren schon interessiert, ob
das Unglück der Devastations zwei Nächte zuvor
eine Ausnahme war oder die Regel ist. Als wir im Koko ankamen, waren
die allerdings schon fertig. Wir suchten fieberhaft einen guten Platz
vor der Bühne, doch das war natürlich geradezu lachhaft sinnlos.
Alles war komplett zugestellt.
Nun gibt es im Koko ne Menge Ebenen, wo man sich niederlassen kann,
doch nach einer knappen Stunde Gerenne durch den ganzen Laden, waren
wir am Ende wieder dort wo wir ganz zu Anfang gestanden hatten: Auf
der untersten Ebene, unter dem Überhang der darüberliegenden Ränge,
was den Sound so schluckte, dass ich mir die Einstürzenden Neubauten
ohne Ohrstöpsel anhören konnte.
Tja, und da standen wir dann inmitten derjenigen Leute, die das Konzert
in etwa so interessant fanden wie der Tesco-Kassierer im Laden nebenan,
und daher permanent am Brabbeln waren, was uns die überwiegend leiseren
Töne der Band nun fast gar nicht hören liess. Dabei hing die Magie
quasi greifbar in der Luft. Man hätte das nur gerne richtig mitbekommen.
Erst während der Zugaben schaffte ich es, mich völlig dem Konzert
zu widmen, ohne vom Publikum totgenervt zu sein. Und das reichte uns,
um dennoch zufrieden davon zu trotten und zu schwärmen. Sogar Nathalie,
die die Neubauten bisher wenig mochte, war völlig begeistert.
Die Neubauten spielten einen Querschnitt durch Songs der letzten etwa
7 Jahre. Ich kenne aber auch nicht alles, sodass mir nicht jeder Song
bekannt vorkam ... von dem was ich mitbekommen habe.
(Ralf) |
So. 23.04.07 |
The Devastations, The
Kissaway Trail,
Jeniferever - London,
Spitz (ca. 100 Zuschauer):
Jeniferever ist eine schwedische Kleine-Jungs-Band,
die offensichtlich nicht so klein sind, wie wir dachten, da es sie
wohl schon seit 6 oder 7 oder vielleicht sogar mehr Jahren gibt.
Die magersüchtigen und rockstar-modischen Bürschlein rannten jedenfalls
schon am späten Nachmittag kräftig gitarrenschleppend vor dem
Spitz auf und ab, während wir uns noch um die Häuser trollten,
um London um ein paar Kleider zu erleichtern und einen Blick ins
Ten Bells (die Stammkneipe der Mordopfer von Jack the Ripper) zu
riskieren, das sich als sehr schmuckloser und recht abgesiffter
Erwerbslosen-Hangout herausstellte. Naja, wohl immer noch so wie
vor hundert Jahren.
Wir dachten bei Jeniferever jedenfalls zunächst an ein Häuflein
16jähriger aus London, die hier ihre Nachwuchskünste zum Besten
geben würden und staunten daher nicht schlecht, wie umwerfend gut
diese Band ist. Sie spielen harmonische Gitarren, viel Glockenklang,
viel Chorus und etwas Keyboards, was mich sehr an die alten 4AD-Bands
wie Cocteau Twins erinnerte, wenn Robert Smith deren Sänger wäre.
Insgesamt natürlich alles etwas modischer, nicht ganz so düster,
sondern eher wie ätherische Coldplay, nur einfach viel besser und
cooler, denn die Burschen machen auf der Bühne einen Höllensound,
erzeugen eine geradezu erdrückende Intensität und gefallen durch
Hingabe und ansehbare Optik. Hat uns sehr sehr gut gefallen, auch
wenn's nach ner Weile doch etwas zu langweilig war. Wir fragten
uns jedenfalls die längste Zeit, wie diese Hosenmatze auf so eine
Musik kamen, wer ihre Einflüsse sein könnten und woher sie, gerade
mal 16, ihre Qualität herbrachten. Die ganze Band ist einfach unglaublich
geschlossen und fertig und dann wunderten wir uns nach dem nach
Hause kommen, dass die bereits die x-te monatelange Tour durch komplett
Europa spielen und schon x Alben aufgenommen haben und offensichtlich
doch nicht mehr ganz so klein sind. Die skandinavische Herkunft
beantwortete dann auch die Frage auf die Vorbilder, die eben sicher
im nordischen Experimental-Ambient-Underground liegen, den ich so
etwa bei Sigur Ros sehe.
Mit The Kissaway Trail bestieg dann eine weitere
sehr ähnliche Band die Bühne, Dänen, die gerade gross am Abräumen
sind, wenn auch noch nicht solange im Geschäft wie Jeniferever.
Dafür sehen sie aber jedenfalls 10 Jahre älter aus. Kissaway Trail
sind etwas songorientierter, etwas platter, mit ziemlich viel Schalala
(ich sah mich fast schon die Bay City Rollers zitieren) und drei
Gitarren von denen aber zweie genügt hätten. Sehr interessant
waren Teile der Gesangsmelodien, die wirklich andere Wege gingen
als man das als einfacher Rock'n'Roller gewöhnt ist und durch den
ständigen Mehrfachgesang eigenartige Nuancen erzeugten. Fast schon
sensationell ist der Schlagzeuger, der mit einem Minimalstset sehr
interessante Sachen anstellte. Leider kam einiges vom Band, was
mich als Live-Hardliner natürlich enttäuschte. Gute Band, mir
aber zu tralala. Eine Mischung aus Britpop und dem ätherischen
Skandi-Romantic-Sound.
Bei soviel beeindruckendem Programm vorneweg enttäuschten
The Devastations, wegen denen wir eigentlich gekommen waren,
auf vollster Linie. Die Australier von denen ich
immer noch nicht wirklich weiss, ob sie jetzt in Berlin wohnen
oder dort nur ihre Platten aufnehmen, waren langweilig, intensitätslos,
drucklos. Mir schwahnte ja schon vorher Schlimmes, als ich mal kurz
in das neue Album reinhörte. Ich wusste davor nur, dass Rowland
Howard ein grosser Fan von ihnen ist und sogar auf einigen Konzerten
mitgespielt hat.
Der Sänger mag ja noch ganz gut aussehen, doch seinem Bass entlockte
er nicht mehr als drei oder vier verschiedene, vorsichtigst angezupfte
Töne. Der Gitarrist war übernervös, fummelte nur an seinem Stimmgerät
und seinen Effektgeräten herum und wischte sich die herunterfallenden
Haare über seine Geheimratsecken. Die Keyboarderin war praktisch
nicht vor Ort, sondern meditierte sich in irgendein Parallel-Universum,
was zwar einerseits für Hingabe sprechen könnte, andererseits
aber recht ausdruckslos rüber kam. Und der Schlagzeuger, der freute
sich nur wie ein Schneekönig, dass er in dieser Band sein Geld
so leicht verdienen kann wie sonst nirgendwo. Diese Band wird auch
bei 70 Grad Bühnentemperatur nicht ins Schwitzen kommen. Zwei drei
Songs liessen ein Gefühl australischen Swamp-Blueses aufkeimen,
das sich dann aber im nächsten Song wieder verlor.
Nathalie glaubt zwar, dass hinter denen noch mehr stecken muss und
dass sie's nur an diesem Abend nicht gebracht haben, doch darüber
kann man nur spekulieren. Ich glaube es nicht.
Für eine Band aus dem Cave/Neubauten-Umfeld, deren Platten von
Alex Hacke produziert werden, geben sie, meiner Meinung nach, nicht
besonders viel her.
Das Seichte ist ihr Sound, so klingen sie halt. Die Leute jedenfalls
gingen während des Sets der Devastations nach
Hause und auch wir hielten es kaum bis zum Ende aus. Vielleicht
konnten sie auch nur nicht aus dem Schatten der beiden wesentlich
jüngeren dafür aber um ein vielfaches vitaleren Bands treten.
(Ralf)
Durchschnitt
durch alle Bands. |
Sa. 31.03.07 |
Hellmute,
Divinus
- Balingen,
Sonnenkeller: (Foto von Alex Fux (BL-Bilder))
Die erste Band Delta Rangers aus Erfurt habe ich leider verpasst.
Danach kamen Divinus aus Freudenstadt, eine recht
junge Band, die technisch sehr versiert auftritt, musikalisch aber
noch etwas orientierungslos ist. Von modernem Hardrock über Pop
bis zum Funkrock ist die Palette noch recht breit und die Eigenkompositionen
nehmen gegenüber den Covern wenig Raum ein. Der Underground-
und auch der Rock'n'Roll-Faktor der Band sind sehr gering; ich denke
sie orientieren sich eher an etalbierteren Vorbildern und werden vermutlich
auch mit steigendem Eigenanteil nicht sehr interessant für unsereiner
sein. Hellmute mussten sich leider dass Publikum
von vorne erarbeiten und brauchten dann halt vier fünf Songs,
bis sie so richtig warmgelaufen waren. Der hohe Entertainment-Faktor
der schweizer Band aus Aarau/Zofingen, der ansteckende Spass, den
sie selbst bei der Arbeit haben und die eingängige Bombe aus
Stoner-Hardrock, Metal, Pop und Rock'n'Roll liessen dann aber doch
ein Grinsen auf jedes Gesicht im Saal brennen. Für mich der beste
Auftritt, den ich je von Hellmute gesehen habe. Vorallem auch, weil
das Set wirklich perfekt abgestimmt war. Auf BL-Bilder
gibt's ne Menge Fotos vom Abend. Ebenfalls auf der Seite der PP-Eventagentur.
|
|