|
Konzertbesprechungen 2000 |
1999 - 2000 - 2001
- 2002 - 2003
- 2004 - 2005
- 2006 - Aktuell
11.-13.8.00: Vegas
Shakedown - Las Vegas, Gold Coast Hotel |
3 Nights of Punk, Broken Blues and Primitive Rawk
Hier die Highlights des Weekenders
Freitag, 11.8.00
Stitches (Showroom)
Hier kam zum erstenmal Begeisterung ins Haus. Die Punk-Rock-Könige aus
LA, immer treu dem 77er-Style, immer treu dem nächsten Drink. Sie können
vielleicht nicht gut spielen, doch die Songs sind ok und der Sänger eine
Reise wert. Als dann plötzlich Schluss sein sollte, die Jungs aber noch
einen Song bringen wollten, nahte die erste Eskalation des Shakedowns.
Die PA war schon abgedreht, doch der Sänger nahm sich einfach einen leeren
Bierbecher, rammte den Boden mit ner Flasche raus und verstärkte seine
Stimme dann mit diesem Hilfsmittel. Scheiss drauf, we wanna rock. Alle
Punkte für die Stitches.
Foto
von Frank Meyer (knac.com)
Skrews (Showroom)
Mick Collins ist aus Detroit, schwarz und manche sagen er wäre schwul.
Ausserdem ist er mindestens 2 Meter gross und trägt All-Star-Chucks. Doch
gerade deswegen ist er für mich der grosse Ausnahmeathlet im Trash-Rock-Geschäft,
denn ich habe in meinem Leben noch keinen Neger gesehen, der solch abgefuckte
Musik macht. Meist ohne Bass, haben sich die Namen seiner Bands wie leuchtende
Scheisse in meinen Eingeweiden verewigt: Gories, Blacktop, King Sound
Quartett, Dirtbombs und jetzt die Skrews. Nebenher hat er auch einige
andere Bands, wie die Demolition Doll Rods produziert und mit seinem alten
Kumpel Dan Kroha von den Gories das beste Andre Williams-Album eingespielt.
Nun, 0:30h Ortszeit Las Vegas, betrat er die Bühne des Showrooms im Gold
Coast Hotel. Und zwar lachend. So breit lachend, dass eine Banane quer
in seinen Rachen gepasst hätte. Hier entfuhr mir das erste Kreischen auf
dem Shakedown. Die Band legte los, verhaute sich so oft, wie keine andere
und hörte nach 25 Minuten wieder auf. Genial. Meine These, der weltweit
grösste Gories-Fan zu sein, relativierte sich hier in angenehmem Gemeinsamkeitsgefühl.
Es gibt noch mehr Leute, die dieses schwarze Elend zu schätzen wissen.
Letzter Song war dann "I Hate Music" von Mad, das auch schon auf der aktuellen
LP zu hören ist. Bei dieser Krachorgie wurde Collins' Grinsen noch breiter,
unglaublich. Der schwarze Burt Lancaster. Eine Zugabe wurde der Band leider
verwehrt. Bei so kurzer Spielzeit eine Schande, doch die Skrews waren
zu brav und zu gut gelaunt, um mehr wie Enttäuschung auf die Karte zu
setzen. Da hätte ich mir gewünscht, dass sie mehr von den Stitches haben,
aber was solls.
Foto
von Frank Meyer (knac.com)
Weaklings (Showroom)
Schon am Nachmittag, wir hatten kaum das Hotel betreten, hing Bradley,
der Sänger der Weaklings, mit schwerster Schlagseite an der Bar. 12 Stunden
später betrat er die Bühne, auf Socken, Oberkörper frei und total unter
Strom. Dass dieser Mann riesig Bock hatte, war sofort klar, doch sein
unruhiger Blick liess uns Wetten abschliessen, wielange der Auftritt dauern
würde. "2 Songs und dann wird er verhaftet, kriegt die Fresse voll oder
verletzt sich derart, dass abgebrochen werden muss." war die interessanteste
Variante. Es kam dann aber doch nicht ganz so. Zwar schaffte er es, nach
10 Minuten bereits mehr als fünf Bierflaschen zertrümmert zu haben und
mindestens fünfmal derart von der Bühne ins Publikum gebrettert zu sein,
dass man wahrlich ans Ende des Sets oder seines Lebens glauben wollte,
doch er raffte sich immer wieder auf und auch eine Platzwunde auf der
Brust, aus der ein breiter dunkelroter Blutstreifen bis in seine Hose
lief, konnte ihn nicht abhalten, weiter Vollgas zu geben. "That's what
I'm always talking about!" wusste er dann auch fingeraufdiebrusttippend
zu seinem Bassisten zu sagen. Aber auch die Band liess sich nicht lumpen.
Egal, was Bradley gerade trieb oder wohin er gerade verschwunden war,
sie prügelten ungerrührt weiter. Fazit: Feinster Punk-Rock'n'Roll in Dead
Boys-, Stooges-Manier, der übrigens auch auf Platte total überzeugt.
Vollste Punktzahl. Christoph und Jochen trafen Bradley am Montag, als
er, ordentlich frisiert, sein Gepäck schön auf einem Rentnerwägelchen
gestapelt, aus dem Hotel auscheckte. Für Deutschland meinte er, hätten
sie wohl Anfang 2001 anvisiert. Freu.
Sonnabend, 12.8.00
Wenn
man genau hinsieht, kann man rechts Godtzille im Gespräch mit einem
dahergekifften Ami erkennen. Beachtet aber bitte vor allem die Lady links
in der Unterwäsche. Wow!
Leaving Trains (Showroom)
Woah. Der Sänger der Leaving Trains macht jetzt auf Transe. Das kommt
zusammen mit zwei Mädels in der Band schon ganz cool rüber und seine Sprüche
haben auch etwas sehr überlegen Lockeres. Das Foto stammt aber aus den
späten Abendstunden, als ich ihn nochmal im Publikum erspähte. Leaving
Trains waren sehr anständig gespielter nur leicht punkiger Rock, eigentlich
nie mein Ding gewesen, doch dieser Auftritt war amüsant.
Foto
von Frank Meyer (knac.com)
Super Bees (Showroom)
Und das war dann wirklich eine der grössten Überraschungen des Shakedowns.
Klar war, dass der alte Joneses-Frontman eine korrekte Vergangenheit hat,
doch da hat er sich ja eine feine Kapelle zusammengestellt. Coolstes Outfit,
beste Songs. Late 70s-Rock würde ich mal sagen, so als würden die Stones
nebenher in einer Punk-Band spielen. Yeehaw!!
|
|
Bradley versucht Terri von seinen Knutschqualitäten
zu überzeugen |
Texas Terri
& The Stiff Ones (Showroom)
Die können froh sein, dass man sie noch im Showroom aufhausen liess. Von
der Bekanntheit her war das wohl schon die Grenze. Terris Ruf von wüsten
Live-Shows mit Auf-die-Bühne-Pissen, vollständiger Entblössung und noch
viel schlimmeren Dingen eilte ihr voraus. Der Showroom war nie voller
als während dieser Dreiviertelstunde. Die Band prügelt zwar recht belanglosen
Mitgröhl-Punk-Rock, doch was die Alte macht, ist halt schon cool anzuschauen.
Leider traute sie sich wohl in den Staaten nicht zu zeigen, was sie sonst
so gerne auspackt. Dafür knutschte sie bereits vor dem ersten Ton die
halbe erste Reihe in Grund und Boden und den Rest der Show besorgte wieder
Bradley von den Weaklings, der sich wohl vorgenommen hatte, diesen Abend
noch etwas mit Terri zu unternehmen, ich denke da an ein gepflegtes Gespräch
bei einem Coffee an der Bar. So nahm er jede Gelegenheit wahr, um an Terri
herumzuziehen, herumzufingern und sich bei ihr einzuschleimen. Als die
rote Dame aus Texas dann gegen Ende alle Leute auf die Bühne zerrte, hopste
er natürlich gleich mit rauf und zeigte dem Bassisten mal, wie es sich
anfühlt, wenn man im Bradley-Suizid-Style von der Bühne knallt. Ich dachte
schon, jetzt gibt's Zoff, doch als der hünenhafte Mann sich wieder aufrichtete
und seinen Bass ortete, hatte er für Bradley durchaus einen Soul-Brother-Handschlag
übrig. Vom Entertainment her, war der Auftritt Texas Terris also erste
Sahne und deswegen gibt's ...
Andre Williams (Ballroom)
The Black Godfather mit einer extrem powervollen Band und glasklarem Sound,
im Ballroom keineswegs üblich. Mein Gott, niemals habe ich einen 64jährigen
Mann gesehen, der sich derartig am Schritt rumfummelte. Der Alte ist unersättlich
in seiner Gier nach Pussies und das tut er kräftig mittels seiner Songtexte
kund. Wunderbarer R&B vom vielbegehrten Altmeister, der sich quer durch
alle Bands singt, die ihn gerade verehren. Besonders gelungen war sein
kompletter Anzugwechsel, während die Band "Pussy Stank" intonierte. Der
Jubel des Publikums anhand dieser Aktion liess ihn dann wohl endgültig
vergessen, weswegen noch während der Ankündigung ein Vertrauter die Bühne
betrat, der meinte, er müsse Andre noch überzeugen, dass auch dieses
Publikum ihn mag. Andre war am Vorabend auch schon im Hotel und sah die
ganzen wildaufgemachten jungen Leute. Da zweifelte er vermutlich daran,
ob jene Punk-Rock-Meute auf seiner Seite stehen würde.
Flesh Eaters (Showroom)
Alte Band, die gab's auch schon 1977, doch hier musste alles schief gelaufen
sein. Als ich ankam standen nicht mehr als 50 Leute vor die Bühne und
der Band hingen die Fressen bis zum Boden. "Na wenigstens haben sie den
Saal leergespielt." meinte Kollege Tom, der die ganze Sache humorvoll
nahm, obwohl die Fleischfresser zu seinen Favoriten zählten. Am Anfang
des Sets muss der Saal voll gewesen sein, doch Soundprobleme zwangen die
Live-Spannung immer wieder in die Knie. Ich habe zu wenig gesehen und
die Flesh Eaters waren auch noch nie mein Ding gewesen. Also keine Wertung.
|
|
Donnas (Ballroom)
Also die Pause wieder genutzt und schnell hochgehechelt, um zu sehen,
wie die Amis auf die Donnas reagieren. Vom Limelight-Publikum in Stuttgart
waren die schnöseligen Damen ja wohl eher enttäuscht, da sie sich die
Frechheit rausnahmen, die Bühne zugabenlos nach 25 Minuten zu verlassen.
Aber hier war anscheinend alles nach Geschmack. Ich stand ziemlich mittig
im Pulk und hinter und vor mir fingen die Maniacs gleich an rumzuhoppeln.
Das mag ich gar nicht und so lief ich nach zwei drei Songs wieder weg.
Mir ist jetzt klar geworden, dass die Donnas in den USA wohl schon recht
etabliert sind und in Deutschland einfach keinen Bock hatten, solche kleinen
Clubs zu spielen. Besondere Note am Rande: Alt-Guru Johnny Legend (bekannt
von Filmen wie Dopemania oder Sleazemania und seinen vielen abgefahrenen
Schallplatten), der jede Band im Ballroom auf seine unvergleichliche Art
ansagte, fehlte bei den Donnas. Möglicher Grund a) er mag die dämlichen
kleinen Ratten nicht, möglicher Grund b) er wollte die Flesh Eaters sehen,
denn - huch(!) - nur während der Flesh Eaters sah ich den guten Mann im
Showroom.
|
|
Raunch Hands (Ballroom)
Hier hatte ich deutlich mehr erwartet. Die Raunch Hands standen weit oben
auf meiner Da-freu-ich-mich-schon-besonders-drauf-Liste. Sleazy drunken
Rock'n'Roll, soweit ok, doch insgesamt waren sie eben einfach zu lahm,
verdammt! Auch wenn sie sich schon vor, keine Ahnung, sieben oder acht
Jahren aufgelöst haben und sich extra für diesen Auftritt wieder formierten:
Das war zu wenig. Hätten sie's lieber bleiben gelassen! Der Drummer war
immerhin bockstark, auch Gitarrist Mariconda hatte riesig Spass und war
so brutal hergesoffen, dass er nur noch lallen konnte. Im Laufe der Jahre
hat ihm das reine Produzentendasein aber auch einige Kilos aufgebürdet,
doch was soll's. Spielen konnte er auf alle Fälle. Bei Sänger Chandler
liess die Sause dann aber nach. Keine Ahnung ob er niemals mehr drauf
hatte, als an diesem Abend, denn live habe ich sie noch nie zuvor erlebt.
Ich war einfach enttäuscht. Mehr Offensive, mehr Witz, das hatte ich erwartet,
doch irgendwie war's nur langweilig. Vielleicht war ja auch entscheidend,
was Zille am nächsten Abend herausfand, als er Sänger Chandler im Aufzug
traf und es ihm gelang, den Typen unter Aussicht auf einen Drink, auf
unser Hotelzimmer zu locken. Chandler, der immer noch im selben T-Shirt
rumlief wie beim Auftritt, meinte, dass sich die Band wohl doch nicht
so gut verstand, wie ursprünglich erhofft. Nun gut, wenn man sich nicht
leiden kann, kann man auch keine mitreissenden Gigs spielen.
The Reds (Showroom)
Der Knaller des Tages. Es war zwar jetzt schon drei Uhr morgens, doch
die Reds holten alles aus uns raus. Alle vier trugen Einheits-T-Shirts
(militärgrün mit rotem Stern drauf), die Gitarren spielten sie nicht,
sondern hackten sie stakkatoartig und darüber donnerte uns ein wundervoll
aggressiver Gesang aus vier Kehlen entgegen. Yess, das ist feine Musik,
sag ich Euch! 60s-Garage-Punk mit 77er-Einschlag, wie für Rip Off-Records
geschaffen (wo sie auch gerade ihre erste LP veröffentlicht haben), nur
noch um eine interessante musikalische Note und ein gewagtes Image bereichert.
Als es den Gitarristen (auf dem Foto im Vordergrund) dann von der Bühne
schlug, schmetterte er seine Klampfe mit einer derart aggressiven Geste
wieder zurück, wo sie dann auch geräuschvoll vorm Amp zum Liegen kam,
dass einem das Herz jubilierte und wir alle spontan applaudierten, als
hätte Herbie Hancock gerade ein besonders schwieriges Solo zu Ende gebracht.
Jaja, so hat jedes Genre seine eigenen Standing Ovations.
Sonntag, 13.8.00
Zodiac Killers (Ballroom)
Gott, wie hatte ich mich auf diese Band gefreut. Doch kurz zuvor musste
ich nochmal ins Hotelzimmer hoch, um ein paar signierte Dictators-Singles
in Sicherheit zu bringen, von denen ich dachte, ich müsste sie sofort
kaufen, da nur ein paar Stück aufm Tisch lagen. Später lagen da immer
wieder neue, das machte es mir dann nicht leichter, denn wegen dieser
Aktion verpasste ich die Hälfte der Zodiac Killers und durfte sie dann
auch aus entsprechender Entfernung beobachten, da alles vorne schon zu
war. Dreck! Aber egal. Lowery war eh nicht gut drauf. Ich glaube, dass
Lowery nie gut drauf ist. Ich bin mir sogar sicher, dass Lowery ein grosses
Arschloch ist, der CEO von Rip Off-Records, der einst mit Supercharger
Akzente setzte, für diese Band auch sein Label ins Leben rief und eine
Schar an Nachahmern inspirierte. Von der beleidigten Fresse des Oberabrippers
abgesehen, brachten die Killers aber ein blitzsauberes Set. Das ist Musik,
wie sie mir gefällt. Hierfür würde ich alles tun! Alles!!! Superflotter
Rip-Offs-Punk-Rock mit dem typisch nöhlenden Gesang, garantiert nie über
2 Minuten und in jedem Song die passende Hookline. Perfekt auch das Outfit.
Die Lady mit (Kunst-)blutverschmiertem Dress (endlich mal eine schlanke
Betty Page) und alle trugen eine nazimässige Armbinde mit dem Bandlogo
drauf. Sitzt!
(einen
blöden Lowery müssen wir abziehen)
B-Movie-Rats (Showroom)
Die schaute ich mir eigentlich nur an, weil ich mir oben die Bobbyteens
ersparen wollte, denn in
der Schweiz letztens haben sie ja wohl extrem abgeloost. Doch was
geschah? Sie rockten, dass man glaubte, alle Höllenteufel wären los. OK,
der zweite Gitarrist bringt dem Sound natürlich Vorteile, doch der alte
Gitarrist sägte einem schon alleine den Schädel durch. In der Schweiz
waren's wohl doch einfach die ganzen Umstände, die den Auftritt floppen
liessen. Heuer waren sie einfach perfekt in Schwung, aggressiv, wild,
böse, Rock'n'Roll pur. Irgendwie unbeschreiblich, wenn man's nicht
mit eigenen Augen gesehen und gehört hat.
Murder City Devils (Ballroom)
Im Ballroom war es mittlerweile fast unerträglich voll geworden. Wir hatten
eigentlich gehofft, dass die Leute nach verhaltenem Freitag und superbrutalem
Samstag am Sonntag dann teilweise schon wieder abreisen, doch das Gegenteil
war der Fall. Da ich mir die B-Movie-Rats dann unerwarteterweise bis zum
Ende ansah, kam ich im Ballroom an, als MCD schon bei der Sache waren.
Wie letztens in Stuttgart waren sie beinhart und wundervoll zugleich.
Eine phantastische Band, die auch optisch zu glänzen weiss (nicht nur,
aber auch wegen der Organistin). Leider ist auf meinen Fotos fast nichts
zu erkennen, da sie eine sehr dunkle Lightshow hatten. Der leichte New
York-Underground-Blues-Einschlag (Pate: Chrome Cranks) verliert sich etwas
durch den dafür untypisch überdrehten Punk-Gesang, und die Orgel sowie
die Gesamtharmonien ziehen die Sache sogar bis ans Psych-Garage-Ufer rüber.
Irgendwie finde ich den Sound der Murder City Devils sogar auf wohlige
Art und Weise angsteinflössend. Die Reaktionen des Publikums bewiesen
uns, dass sie in den USA schon wesentlich grösser sind, als wir dachten.
Und wie in Stuttgart bleibt einem nur, 4 Punkte zu geben. Was die hier
machen ist kein Scheiss, das hat Qualität, verdammt. Ich werde mir endlich
auch ihre LP's ziehen müssen.
Electric Frankenstein
(Ballroom)
Mit neuem Gitarristen auf altbewährte Art. Diese Männer machen Rock und
ich kann mich dem nicht entziehen.
|
|
Lazy Cowgirls (Ballroom)
Langsam schlugen wir unsere Wurzeln im weniger attraktiven Ballroom, doch
diese drei Bands in Folge zwangen uns, länger hier auszuharren. Es ist
ja auch nicht, als hätte man sie noch nie gesehen, doch was wirlich gut
ist, kann man sich immer wieder reinziehen. Country, Rock und Punk zu
vereinen haben die Lazy Cowgirls für sich gebucht. Mir ist weltweit kein
besserer Act für die diese Aufgabe bekannt. Beim wievielten Album sind
sie jetzt eigentlich? Beim siebten? Eins gleicht dem anderen, denn sie
sind sich treu geblieben, doch jedes für sich hat eine grosse Anzahl an
Songs, die ins Herz gehen. Diese Band hat Soul, ist unwahrscheinlich sympathisch
UND ... durfte als einziges im Ballroom eine Zugabe geben. Right. Johnny
Legend lag ihnen zu Füssen. Am coolsten fand ich dann aber doch das japanische
Girl im grellgelben Techno-Shirt, das nicht aufhörte, sich im Fotografengraben
zu winden, zu biegen um immer noch ein weiteres Foto der attraktiven Herren
ohne Haare zu schiessen. Bizarr. Dabei sieht insbesondere der Basser immer
besser aus. The Living Skull. The next time you meet this guy you can
suck his boner (literally).
Dictators (Ballroom)
"Probably the most anticipated band on the Shakedown" hiess es im Info.
Das schien zu stimmen, denn, wie schon erwähnt, hierauf konnte sich wirklich
die komplette Besucherschaft einigen. Wir erkämpften uns auch einen einigermassen
akzeptablen Platz, doch war mir die Dictators-Show eindeutig zu angeberisch.
Die wussten schon, dass sie hier vergöttert werden und liessen sich
entsprechend beweihräuchern, auch wenn die Einstellung der Band eigentlich
ok ist und Manitobas Ansagen frech und frisch von der Strasse kamen. Ross
hatte seine Manowar-Muskeln noch nicht ganz abgebaut und auch sein Posing
und seine Solis waren mir zu sehr Heavy-Metal-Proll. Ausserdem vermisste
ich Manitobas Afro. War schon klar, dass er den über 20 Jahre später nicht
mehr trägt, doch mir machte es den Eindruck, als hätte er die letzte Zeit
zuviel gerappt. Die Musik war natürlich spitze, wie gewohnt, Hit auf Hit,
doch für 4 Frankensteins hielt ich's dann auch einfach nicht lange genug
aus und verpisste mich wieder in den Showroom.
Motochrist (Showroom)
Was wir schon vor dem Abflug in Frankfurt erfahren hatten, nämlich dass
die Hookers wahrscheinlich nicht spielen werden, hatte sich mittlerweile
bestätigt (als einzige Band liessen sie sich diesen Trubel entgehen, weil
sie zu faul waren, nach Vegas zu fahren) und deswegen entstand hier im
Showroom ein Loch, das die Veranstalter nutzten, um eine Pause einzulegen,
bis die Dictators fertig waren und sich der Rest des verbliebenen Publikums
zum endgültigen Abschluss des Festivals einfinden würde. Es war mal wieder
zwei Uhr morgens und Motochrist aus L.A. liessen die ehrwürdigen Säle
des Gold Coast Hotels zum letztenmal für den diesjährigen Shakedown beben.
Schwerer Hardrock mit alternativer Attitüde und einem unendlich langen
dünnen Elend als Sänger (und Bassist). Rockte gut ab und war ein würdiger
Abschluss, auch wenn die Jungs irgendwie nicht so gut drauf zu sein schienen.
Konnten wir aber nicht so recht verstehen, wo sie doch jetzt am Schluss
sogar noch mal richtig abräumen durften, da der Saal von Sekunde zu Sekunde
voller wurde und die Leute ausgelassen feierten. Irgendwie waren die dann
auch viel zu schnell fertig. Aber erst nachdem noch ein paar Stars die
Bühne betreten hatten, um beim letzten Song mitzusingen, bspw. Terri (mal
wieder), die dann sogar doch noch den Mut aufbrachte, ihre Titten zu zeigen.
Prost.
|