Southside
Festival - Neuhausen o.E.
Nach langer Ablehnung war es dann letztlich doch soweit.
Onkel Ralf liess sich zu einem spontanen Besuch des diesj�hrigen Southside
Festivals �berreden. Viel Sonne, viele Ich-weiss-nicht-wer-spielt-aber-mir-gef�llt-alles-Gestalten,
im Grossen und Ganzen gute Versorgungs- und Entleerungszust�nde, die
�blichen Unterhaltungsaccessoires, wie Bungee f�r die Akrophilen und
das Diebels-Gut-f�hl-Paradies (oder so �hnlich) f�r die Alkoholiker,
dazu jede Menge Musik auf zwei B�hnen (Open Air und Zelt). Was also
bekam der gute alte Mann an Bands vor die Augen?
Donots - Zur Mittagszeit schon ganz sch�n fit, die Buben.
Man sieht gleich, dass sie schon �fter auf grossen B�hnen gespielt
haben. Das Format bekamen sie viel besser in den Griff als manche
ihrer Vorbilder, die's sp�ter zu sehen gab. Bis auf die Ansagen
top, liebe Donots, auch wenn mir Euer Melody-Punk-Rock sonst nicht
sehr reinlaufen w�rde.
Die Happy - Oje. Sowas Langweiliges hab ich ja schon lange
nicht mehr vor die Augen bekommen. Abgeklatschtester Mith�pf-Modern-Pop-Rock
ohne richtige Hits (naja, wenn man den Scheiss hundertfach um die
Ohren gescheppert bekommt, kann alles ein Hit werden), dazwischen
immer wieder zarte Passagen. Das ist wirklich nur f�r 12j�hrige
Sentimental-Pferdeschwanz-Rebellen geeignet. Also ideal um wirklich
gross zu werden. In meinen Augen aber nichtmal einen Frankenstein
wert. Weniger gibt's aber nicht.
The Hives - Kaum sind die deutschen Aufstreber weg, h�ren
auch diese unangenehmen Beteuerungen, wie toll mans hier findet
und wie suuuuuper die Fans sind und wie genial man sich freut, hier
sein zu d�rfen, auf. Eine Gnade. Leider waren die Hives keinen Deut
besser als letztens. Dasselbe
ewige Gelaber h�lt sie vom Rocken ab und nur die Klamotten und Gesten
bleiben h�ngen. Wer m�chte, kann die letzte Hives-Platte von mir
abkaufen.
Backyard Babies - Die erste Band,
die wir uns im Zelt ansahen. Extrem stickig die Luft und der Laden
nicht nur hier voll bis unters Dach. Nachdem die neue Platte ja
ein Totalausfall ist, waren die Erwartungen eh nicht so hoch. Die
letzte untergegangene Hoffnung des Schwedenrocks konnte also durchaus
�berzeugen, wenn auch keinesfalls begeistern. Die neuen Songs sind
lahm und qu�len sich endlos durch langweilige Refrains. Rock-Stimmung
kam vorallem beim Material der 10" und der vorigen LP auf. Zudem
haben die beiden Gitarristen ihr Outfit konsequent verschlechtert.
Dregen macht jetzt voll auf Misfits und trug das selbe Outfit, wie
aufm LP-Cover. Der S�nger jetzt blond mit Bart und Latzhose mit
h�ngendem Tr�ger. Da h�rt sich ja wohl alles auf. Gefallen haben
vorallem der Bassist mit einem Klassesound und kraftvollen Lines,
sowie der Drummer, der schonmal Lothar von den Hicktowns gesehen
haben muss. Unterm Strich sind die Babies jetzt das, was sie bisher
immer nur stilisiert haben: Bl�de Rockstars, die einen ungeniert
zum Mitklatschen auffordern.
Weezer - Wundervolle Songs und die erste Band mit hervorragendem
Sound. Bravo. Leider fallen die neuen Songs noch ruhiger aus und
die Antistarhaltung der Band kotzt nach dem dritten Song extrem
an. Oder hatten sie einfach nur keinen Bock? Schade.
Iggy Pop - Die neue Platte rockt ja ganz gut, keine Frage.
Nur wenige langweilige Songs, zwar etwas zuviel Metalgitarre, doch
beim Gig war davon nichts mehr zu h�ren. Die paar Songs, die er
von der neuen Platte spielte, kamen in ultrafuzzigem Gedr�hne, als
w�re es 68 und die Stooges w�rden alle ihre kaputten Lautsprecher
hintereinanderschalten und alle verf�gbaren Verzerrer davor. Gnade
mir, welch eine Erl�sung: Man kann bei Iggy Pop ja immer mit allem
rechnen, doch was er hier tat, h�tte nicht besser sein k�nnen. Eine
Stooges-Nummer jagte die andere, dazwischen, fast ineinander�bergehend,
Passenger, Lust For Life, Wild One undsoweiter. Hit auf Hit. Hinter
ihm eine Dreimannband, die kaum mehr stoogeslike h�tte sein k�nnen.
Zudem wetzte Pop die B�hne rauf und runter, wie eh und je. Unsere
Augen poppten fast raus und die Ohren qualmten. Was f�r ein g�ttlicher
Dreck und wie sch�n, dass sich der alte Herr genau im richtigen
Augenblick wieder auf seine Roots besinnt. Danke, zubodensink.
Ash - Da liefen wir eher aus Langeweile ran. Es war die
letzte Band im Zelt. Ging eigentlich ganz gut ab. Wir standen da
und fanden, dass es nichts wirklich zu bem�ngeln gab. Vorallem die
Lady, die aussah wie die kleine Schwester von Chrissie Hynde (oder
wie die sich eben schreibt) machte fast den ganzen Gitarrensound
im Alleingang. Leider fehlt Ash, wie vielen guten jungen Bands,
die Kontinuit�t. Optisch ein schr�g zusammengew�rfelter Haufen,
zeugt auch die Musik eher von Orientierungslosigkeit. Aber so ist
das nunmal heute. Da muss dann wohl doch auch mal ein alter Herr,
wie ich, anfangen mitzudenken. Die Zeiten sind vorbei, wo man am
Aussehen einer Band vorhersehen konnte, was f�r Musik die machen
und ob sie gut oder schlecht sind. Schubladen gibt's nicht mehr.
Jedenfalls nicht, bevor nicht ein paar neue erfunden werden. Schade.
Placebo - Haben wir nur ganz entfernt im Vorbeilaufen gesehen.
Konnte fast nichts erkennen, da ich nicht gut kucken kann. Hat mich
auch nicht interessiert. In der Zeitung stand, dass sie wohl ein
wenig unterk�hlt und auch nicht wirklich gut waren. Vielleicht weil
das Ganze f�r ein Video gefilmt wurde und sie etwas aufgeregt waren.
Keine Ahnung. Keine Wertung. Den zweiten Tag hatten wir nicht eingeplant.
Mir reichte der Sonnenbrand in der Fresse auch schon vom ersten.
Nashville Pussy m�ssen �belst abgefetzt und Blaine seiner
Angetrauhten das Bier �ber die Titten geleert und ihr die Flasche
in den Hals gerammt haben, dass alles zu sp�t war. Tja, die Alten
sind doch immer noch die Dreckigsten.
Hellacopters sollen, logisch, wieder total scheisse und
die Queens wohl etwas aufgeblasen gewesen sein, komisch eigentlich.
5 Sterne Deluxe, die einzigen interessanten der bekannten
deutschen Rap-Bands haben ihre Sache erwartungsgem�ss gut gemacht,
Offspring und Tote Hosen hat sich nat�rlich keiner
meiner Informanten mehr angekuckt.
Anmerkung v. Godzille.:
Da sieht man mal wieder, wie verschieden die Geschm�cker sind; mir
gefielen die Hellacopters eigentlich recht gut. Allerdings
finde ich auch die letzte Scheibe von ihnen stark. Gut, der Sound
ist nicht mehr so krachig und ungeschliffen, aber die neuen Songs
sind auch nicht schlecht und die Band war meines Erachtens sehr gut
eingespielt, so das vor der B�hne fast jedes Lied lauthals mit gegr�lt
wurde. Sie sind auf jeden Fall nicht mehr die alten Hellacopters,
als Dregen noch mit von der Partie war, und sie hatten auch mit "Grande
Rock" eine ziemlich schwache Phase, aber beim Southside liefen sie
mir wieder rein wie �l (oder war`s Diebels?).
Zu Nashville Pussy kamen wir gerade noch rechtzeitig, um
eine wirklich coole Show zu sehen; die Pussys brachten schon am
fr�hen Nachmittag ausgelassene Stimmung in die Meute und es wurde
kr�ftig gepogt. Der Rest bestaunte die neue Basserin und die wabbelnden
Titten von Ruyter, die aber auch absolut taff klampfte. Als kleine
Showeinlagen, vergewaltigte sie fast eine Kamerafrau, stachelte
die Menge mit Beschimpungen und dicken Fingern an, lie� sich Bier
�ber die Br�ste sch�tten und saugte die Flasche leer, kletterte
mit Gitarre auf`s B�hnenger�st und zeriss beim Finale wieder ihre
Saiten. Blaine`s Miene war dabei die ganze Zeit d�ster wie die Nacht,
und er verschwendete am Schlu� keinen Blick an seine Frau, als er
von der B�hne ging, sie noch auf dem Ger�st hing und doch einige
M�he hatte, wieder runter zu kommen.Trotzdem bekam sie den meisten
Applaus. Geiler Vortrag!
Queens of the Stone Age konnten wir uns nat�rlich nicht
entgehen lassen und standen auch direkt vor der B�hne. Ich habe
die Queens bis jetzt nur in Clubs gesehen (hauten mich jedesmal
um), war gespannt, wie sie wohl auf so `nem Festival abgehen, und
hatte wohl die Messlatte etwas hoch geh�ngt; wirkte auf mich alles
etwas statisch. Die Band war eher belustigt als sonderlich motiviert.
Das teilten sie dem Publikum mit langen, abgedrehten, etwas nervigen
Soundeinlagen mit, aber die Fans waren f�r jeden Ton ihrer Helden
dankbar. Na ja, hoffentlich sieht man sie auch wieder mal in kleineren
L�den. Zu loben wäre noch die Stimmen von Homme und Olivieri
im Zusammenspiel, trieb mir teilweise voll die Schauer über
den Rücken!
Danach verlie�en wir das Get�mmel, weil uns die Sonne m�rbe gekocht
hatte . Ralf bin ich bloß einmal an diesem Tag über den
Weg gelaufen, war etwas Schade, daß die Haufen so versprengt
waren. läßt sich aber bei so einem Gelände schwer
vermeiden.
Zum Samstag mu� ich noch hinzuf�gen, da� ich anfangs ziemlich
sauer war, da wir trotz Karte, noch eingepfercht, unter gl�hender
Sonne, endlos am Eingang warten mussten, da die Anbringung der bescheuerten
Armb�ndchen, ziemlich Beamten-typisch abgewickelt wurde, so da�
ich bei den Hives mental noch gar nicht richtig da war.
Die Fun Lovin Criminals brachten mich wieder runter; ihr
grooviger Beitrag lie� uns endlich das sommerliche Festival genie�en.
Die Criminals sind einfach `ne ultracoole Combo, auch wenn ihr Sound
nicht unbedingt Ass-kickt. Huey sang "Smoke �m" und alle machten
mit. Wie schon erw�hnt, zu diesem Zeitpunkt genau das richtige f�r
mich.
WEEZER fand ich eigendlich ziemlich langweilig, aber Mano
Chao hauten mich aus den Socken. Die Jungs machten wirklich
Dampf. Die Bl�serfraktion preschte im Rhythmus vor und zur�ck und
auch sonst war totale Aktion angesagt, alles sprang und sang durcheinander
oder trommelte. Bei den alten Mano Negro Songs gab es kein Halten
mehr. Super Musiker. Machte einfach Spa� !
TOOL war auch ziemlich beeindruckend, vor allem der S�nger
fasziniert durch seine Ausstrahlung und Gesangsakrobatik. Der Sound
war super und verbreitete eine mystische Stimmung, obwohl die Show
im Dunkeln sicher noch eindrucksvoller gewesen w�re. Ich h�tte Tool
gerne am Abend, als Headliner gesehen.
Iggy Pop war nat�rlich auch f�r mich der H�hepunkt des
Abends. Einfach genial, der alte Haudegen !
Wobei ich ihn bis jetzt noch nie live gesehen habe, und ich wurde
nicht entt�uscht! Auch glaube ich, da� ich schon �lter aussehe als
Iggy, und das hei�t mehr Rock`n Roll f�r mich; muß wirklich
jung halten. Mir hat blo� der Kabeltyp etwas leid getan, den Tag
wird er wohl nicht so schnell vergessen. Derwisch Iggy zog ihn �ber
die ganze B�hne.
Bei Faithless trieb mich der Hunger auf eine Entdeckungsreise
an die Freßbuden, deshalb bekam ich nicht viel mit. W�hrend
Placebo fr�stelte mich schon etwas, so da� ich mir noch einen
Kaffee genehmigte und das Gel�nde bibbernd verlie�. Der Typ von
Placebo spielte auf jeden Fall ziemlich cool auf seinen Instrumenten,
sah auch heute gar nicht so schwuchtelig aus, und obwohl nur zu
dritt, machten sie einen ganz fetten Sound! Aber eben nicht unbedingt
solchen, welcher mich zum schwitzen bringt.
Im Zelt war ich eigentlich fast gar nicht, da es mir dort einfach
zu stickig war, bzw. der Boden total feucht vom Schwei� der Massen,
so daß ich nur sagen kann, da� Lothar Fantomas total
abgefahren fand und es nicht bereuht hatte sich auf den Weg zu machen.
Sind ja auch Gr��en der Rockgeschichte, die dort ihre Aggressionen
verarbeiten. Lothar war �u�erst bewegt. Alles in allem, f�r uns
ein gelungenes Wochenende, und es spricht f�r mich nichts dagegen,
bei �hnlichen Verh�ltnissen(tadelloses Wetter u. LineUp), n�chstes
Jahr wieder in Neuhausen aufzulaufen und bin also weitgehend von
meiner Open Air-Phobie geheilt, obwohl so was ganz schön ins
Geld geht.
Fotos exlusiv von Kerstin Straub und Katrin Fischer
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