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Amon D��l II - Yeti | Edgar Broughton Band - Wasa Wasa | Fleetwood Mac - Then Play On

Amon Düül IIYeti (Strand, 1969) 2LP
Es muss in dieselbe Zeit gefallen sein, als ich das erste Mal Bergmans Siebentes Siegel sah und diese Platte von Amon Düül II kaufte, nämlich irgendwo zwischen 78 und 80. Film wie Platte haben gemeinsam, dass sie mir die Gestalt des personifizierten Todes nahe brachten, die mich jahrelang extrem faszinierte und mir daher heute noch ein wohliges Gefühl bereitet.
Ich hab an anderer Stelle ja schon davon erzählt, dass Krautrock entscheidend bei der Entwicklung meiner ersten Verbindung zur Rockmusik war. Und obwohl Amon Düül, auch Amon Düül II (die Gründe, die zur Spaltung der Band führten, sind an dieser Stelle zu unwichtig um darauf näher einzugehen) für viele als die politische Avantgarde der deutschen Rockmusik gelten, sicher aus ihrer ursprünglich fast heilig zu nennenden Position inmitten der Münchner Künstlerkommunenszene Ende der 60er Jahre heraus, empfand ich sie eigentlich immer viel rebellischer und entkontrollierter, viel kaputter und düsterer, viel bauchlastiger und weniger verkopft als beispielsweise Can. An Can finde ich, bei aller Hochachtung, auch heute noch kein richtiges musikalisches Gefallen.
Amon Düül hat mich auch ohne grosses Studiere immer viel direkter erreicht, was ganz einfach an deren verschrobenen, klanglich einzigartigen, schepprigen, ungehobelten Songs von apokalyptischer Gefährlichkeit liegen muss. Schon die Titel wie "Burning Sister", "She Came Through The Chimney" machen Hoffnung, die voll erfüllt wird. Wenn auch geboren in einer Zeit, die offen für alles war und nichts ablehnte ausser gefälliger Angepasstheit, bohrte sich ihre Musik dennoch weit schräger in die Gehirnhöhlen als viele ihrer Zeitgenossen. Deutsche Zeitungen verglichen sie bereits mit Velvet Underground und Pink Floyd, was sich meiner Ansicht nach aber nicht wirklich anbietet. Velvet und Floyd waren viel harmonischer und songorientierter.
Yeti ist ein Doppelalbum. Nach einer Platte homogener Durchtriebenheit bekommt man auf der zweiten 34 Minuten Improvisation. Ein Überbleibsel alter Kommunentage. Das konnte ich mir nie anhören. Ich hatte da immer sowas von Flöten in Erinnerung.
Als ich sie heute noch mal auflegte, war ich dennoch positiv überrascht. Der grösste Teil dieser Improvisationen weiss durchaus auch zu gruseln. Muss ich dazu noch sagen, dass das Wort Gruseln bei mir immer positiv besetzt war? Hier sind sie tatsächlich den ganz frühen Tagen der Pink Floyd nahe, als die noch keine Singles produzierten. So 66-67. Schaurig einfach! Immer ein unangenehmes Gefühl hinterlassend. Geil!
Am Ende kommen dann doch noch die Flöten. Naja, dazu passt, dass Amon Düül II auch immer wieder einfach nur gescheitert sind. In unzähligen Besetzungen quälten sie sich bis Ende der 70er und verloren allmählich ihre Qualität. Später gab es Reunions, ein Freund von mir sah sie tatsächlich mal vor wenigen Jahren im Tübinger Sudhaus. Ein Unterfangen, das ich mir niemals angetan hätte. Sie stritten sich auf der Bühne …
(Ralf, 22.3.09)
Edgar Broughton Band - Wasa Wasa (Harvest, 1969) - LP
Englisches Trio, das es sogar heute (in völlig anderer Besetzung) noch gibt, auch wenn sie bereits direkt nach diesem Debut-Album anfingen zu schwächeln. Hier haben wir einen orgasmischen Maelstrom psychedelischen Blues- und Heavy-Rocks mit sich monoton wiederholenden Basslines über die Broughtons Gitarre krabbelt wie "Katzenkrallen über eine Schiefertafel" (Zitat Rock Rough Guide). Dazu sein beefheartsches Gekrächze und seine irren Tiraden, die sich in Titeln wie "Death Of An Electric Citizen" niederschlagen. Wasa Wasa ist witzig, kultig, politisch und könnte etwas offeneren Anhängern des sogenannten Stoner-Rocks gefallen. Nie wieder war diese Band so intensiv, wirr und verstörend.
Spätestens auf ihrer selbstbetitelten dritten Platte war es damit vorbei. Ein Kickin Ass Fan sollte sich nicht von dem legendären Schlachthaus-Cover zum Kauf dieser oder noch späterer Platten der Band verleiten lassen. Sie werden immer seichter und langweiliger, auch wenn Broughtons aggressive Lyrik ihn niemals zahm wirken liess.
(Ralf, 2.6.06)
Fleetwood Mac - Then Play On (Reprise, 1.10.69) - LP
OK, mal wieder ein Klassiker. Fleetwood Mac kennen viele nur als lahmarschige Popband, die vorallem in den 70er- und 80ern von sich Reden machte. Das ist glücklicherweise nur die halbe Wahrheit, denn die Band wurde in ihrer frühesten Phase zu den "neuen Kreuzrittern der englischen Blues-Bewegung" gekürt und die drei Gründungsmitglieder Peter Green (Gitarre), Mick Fleetwood und John McVie (Drums und Bass und heute noch bei Mac) spielten davor bereits bei John Mayalls Bluesbreakers, dessen Schule des puristischen Bluesrocks in den 60ern gar nicht hoch genug einzuschätzen ist und die von vielen Musikern durchlaufen wurde, die später etablierte Rockgrössen wurden.
"Then Play On" war, anders als es der Titel vermuten lassen sollte, die letzte Fleetwood Mac-Platte mit Peter Green, kennzeichnete dafür aber den bis dato mutigsten Schritt weg vom engen Korsett des Blues.
Mit Jeremy Spencer und dem neu hinzugekommenen 19jährigen Danny Kirwan, startete die Band das Wagnis, drei Sologitarristen zu vereinen, jeder eine eigene kreative Grösse, alles aber natürlich unter der Führung des unumstrittenen Masterminds Peter Green, selbst erst Anfang 20.
Das Ergebnis ist für mich, mit seinen Widersprüchen aus Vielseitigkeit und Purismus, Verspieltheit und Schlichtheit, Wildheit und Traurigkeit eines der ergreifendsten Alben der Rockgeschichte. Die drei Gitarren kratzen, wimmern, schreien und jagen sich gegenseitig über eine Skala von beinhart kreischend bis gefühlvoll gezupft. Die Kompositionen wandern von aufgewühlt schwül über sentimentale Schmonzetten bis hinunter zu einer geradezu klassischen Elegie mit Akkustikgitarre und Flöte im zweiten Teil von "Oh Well".
Jeder Song ist anders, doch durch die gleichbleibend spartanische Produktion entsteht eine völlige Übereinkunft. Jeglicher Pomp entsteht höchstens durch die Komposition oder die Fähigkeit des einzelnen Musikers, seinem Instrument eine Seele zu verleihen. Klanglich halte ich "Then Play On" für essentiell (wie Jesus, Gott und Satan beim heimlichen Schulterschluss) und ich würde mir eher ein Ohr ausreissen als einer neu gemasterten CD den Vorzug zu geben, doch alleine der Sound von Greens Stimme bringt mir den endgültigen Knockout. Nummern wie "Rattlesnake Shake" oder der Gesangspart von "Oh Well" erheben Peter Green zu meinem gesanglichen Idol.
Mit dem "Show-Biz Blues" leitete er dann, sehr mayell-like nur von Spencers Slidegitarre und einem Tambourin begleitet, wohl schon den Abgesang seiner Karriere ein. Das Leben eines Stars bekam ihm nicht besonders und nachdem er einen LSP-Trip zuviel hinter sich gebracht hatte, begann er zu spinnen, wurde extrem religiös, wollte alles Geld der Band, das er glaubte, nicht wirklich verdient zu haben, wohltätigen Zwecken spenden und als die anderen Jungs der Band ihre Groschen lieber behalten als einem Acidhead zur Verschleuderung anvertrauen wollten, verliess er die Band, brachte in unregelmässigen Abständen einige wenige orientierungslose Solo-LPs heraus und spielte, da er seitdem permanent auf Medikamente gesetzt ist, nur noch selten Gitarre.
Frühe Fleetwood Mac Platten sind nicht immer einfach, vorallem nicht in gutem Zustand und dann schon gar nicht billig, zu bekommen. Wer nicht ganz so verbohrt ist wie ich, kann aber zu vernünftigen Preisen an Remaster-CDs kommen. Es gibt ausserdem unzählige Best Ofs und Live-CDs aus jener Zeit.
(Ralf, 17.3.05)

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