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1966 - 1967 - 1968
- 1969 - 1970 - 1971
- 1972 - 1976 - 1979
- 1986 - 1989 - 1994
- 1996 - 1998 - 1999
- 2000 - 2001 - 2002
- 2003 - 2004 - 2005 - 2006
- 2007 - 2008 - 2009
- 2010 - 2011 - 2012
-
2013 - 2015 -
2016 - Aktuell
Beatsteaks - Smash Smack | Big
Jim - Big Jim | Branded Women
- Velvet Hours-Stolen Moments | Coheed
& Cambria - In Keeping Secrets of Silence Earth: 3 | Dayforday/Jetsaidready
- Split-CD | The Fall - The Real New
Fall LP | The Fyredogs - Pumpin' Iron
| Italian Stallion - Demo 2004
| Jimmy Eat World - Futures | Ben
Kweller - On My Way | Mom's Day - Pogo im
Weltsicherheitsrat | Nosee'ems - Rising
... Falling | The Ponys - Laced
With Romance | The Real Losers -
Time To Lose | Reigning Sound
- Too Much Guitar | Ricochets
- The Ghost of Our Love/Slo-Mo Suicide | Rocket
From The Tombs - Rocket Redux | Rockstar
Pussy - Black Demon Girl | David
Thomas and Two Pale Boys - 18 Monkeys On A Dead Man's Chest | Velvetone
- Switchback Ride
Ben
Kweller - On My Way (1.4.2004) CD
Unrecherchiert, unfundiert, wie ich selten was geschrieben habe,
einfach nur angehört, im Auto, bei Andrea, die ihn 2007 in
London gesehen hat, und begeistert war, was ich jetzt auch bin,
einfach nur nach einmaligem Hören, mir das Ding sofort geholt
hab, sogar auf CD, weil auf LP nirgends zu finden, und wenn ICH
was auf CD kaufe, dann muss das schon nen Grund haben.
Kwellers Zweite, nachdem er zwei Jahre lang auf Tour war. Die Grundspuren
wurden live eingespielt, ohne Kopfhörer, die Band im Kreis
sitzend. Kweller zeigte seinen Mitspielern die Songs Minuten bevor
sie aufgenommen wurden. Das schuf eine wunderbare, minimale, unaufgeputzte
Atmosphäre, die ganz viel des Charms dieser Platte ausmacht.
Eigentlich ist so ne Musik nicht unbedingt meine Teetasse, aber
dies hier sprüht ... es sprüht vor Leichtigkeit, Traurigkeit,
Heimweh, Fernweh, Leidenschaft, Coolness, Naivität und Tiefgang.
Facettenreich ist es nicht, und oft sind die Phrasen in der Musikgeschichte
geklaut, aber es sind Songs, die einfach bei dir bleiben. Du hälst
sie fest, weil sie sind so süss zu dir, wie eine liebe Freundin,
die dich nachmittags besucht, mit einem Blümchenkleid und einem
alten schief sitzenden Hut, um Kaugummi aus dem Automaten mit dir
zu kauen und französische Zigaretten zu rauchen.
Diese Songs lachen und weinen mit einem. Sie sind ergreifend einfach,
emotional auf eine unschuldige Weise und ich habe mich eine ganze
Woche lang ununterbrochenen Hörens gefragt, was der Grund ist,
dass gerade DAS mir gefällt. Es hat mit der mir eigenen Verbindung
mit Emotionalität zu tun. Ich weiss, dass ich eine Emotion
aufbauen muss - nur dann kann ich Verbindung zu etwas oder jemandem
bekommen. Doch wenn diese Emotionalität da ist, dann treibt
sie mich und dann bleibt sie auch.
Ich habe einen Rezeptor für Schönes. Schönes, das
auch hässlich sein kann. Der Bezug zu Schönheit, ganz
nach meinen sehr persönlichen Vorlieben ist niemals steuerbar.
Menschen, Kunst, Musik, Erinnerungen, Dinge, Gewohnheiten, Gefühle,
Schrulligkeiten. Mit all ihren Grossartigkeiten, mit all ihren Fehlern.
Und so habe ich dieses Album von Ben Kweller in mein Herz geschlossen
und da wird es bleiben.
Und ich denke, man kann es am Besten am Titelsong festmachen, der
mir auch beim ersten Hören bereits hängenblieb. Dieser
Song hat eine derart wunderbar einfache aber ergreifende Art. Er
ist nicht besonders, aber wie die Story voranschreitet, die Seiten
wechselt, wie es zwischen lustig, kühn und ergreifend hinundherrauscht,
wie einen berührende Leichtigkeit umflattert, da ernst, wo
es eigentlich lustig ist und da trocken, wo es eigentlich tief und
berührend ist - das hat schon seine ganz eigene Qualität
und ist wohl das Geheimnis des Ben Kweller. Und es lässt dich
einfach nicht los. Wieviele einfachen Songs hört man und hört
man auch schnell zu Tode. Dies hier ist anders.
(Ralf, 8.3.13)
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The
Fall - The Real New Fall LP Formerly 'Country
On The Click' (Narnack, 13 July 2004) - LP
Ich hab schon länger keine Fall-LP mehr gekauft. Offen gesagt
war die letzte "The Frenz Experiment" und das war ...
ohmeingott ... 1988. Damals haben sie auch live in der Röhre
gespielt, für mich das einzige Mal The Fall live und diese
Erinnerung werde ich in Ehren halten.
The Fall sind und bleiben DIE Indie-Band schlechthin und zwar im
ursprünglichen Sinn des Begriffs. Mark E. Smith müsste
man das später in den Grabstein meisseln. Der Begriff Independent
wurde zu seiner Zeit erfunden und ich kenne keine Band, die ihn
derart geprägt hat, keine Band, die so konsequent, seit bald
30 Jahren, ihren grundeigenen Weg geht und sich durch absolut nichts
beeinflussen und durch nichts abbringen lässt, zu tun was ihnen
beliebt. Das muss nicht immer jeder mögen, The Fall wären
aber nicht The Fall wenn sie's nicht trotzdem tun würden.
Keine Band wurde sooft von ihren Nachfolgern zitiert. Keine Band
sooft als Einfluss erwähnt. Smiths typisch nörgelig-cooler
Gesang wurde wirklich myriadenweise imitiert und dann wurden die
Imitationen wieder imitiert.
Nicht ohne Grund stand als Fazit unter einem Livebericht einer US-Show
im Horizontal Action letztes Jahr, Mark E. Smith sei immer noch
"Punk as Hell". Nun sind The Fall gewiss keine Punkband,
dennoch hat dieser Spruch genauso viel Durchschlagskraft wie Berechtigung.
Ausserdem haben sie mir mit "Prole Art Threat" von der
'81 erschienenen Mini-LP "Slates" einen verdammt heissen
Alltime-Klassiker beschert. Nicht viele 2-Minuten-Songs haben mich
derart aufgewühlt. Ein Song der bei mir unter den ewigen Top
5 thronen wird. Da kann nichts mehr kommen um den zu verdrängen.
Und The Fall 2004 arbeiten unbeeindruckt weiter an einem umwerfenden
Gesamtwerk. Studio-Alben kommen mittlerweile nicht mehr in jährlichem
Turnus heraus, dennoch ist The Real New Fall LP die Nr. 24 und zum
Zeitpunkt meiner Review das vorletzte.
Zunächst hiess das Album "Country On The Click",
doch da Auszüge davon noch vor der Veröffentlichung von
mp3-Jägern im Internet angeboten wurden, ging Smith (und auch
das ist INDIE aus dem Lehrbuch, meine Damen und Herren) mit seiner
Gefolgschaft nochmals ins Studio, packte noch etwas Dreck drauf,
mischte neu ab und titelte das Werk um in "The Real New Fall
LP".
Diese erschien zunächst in England, meine Version mit anderem
Cover ist die US-Pressung und hat ausserdem eine leicht veränderte
Reihenfolge der Songs. Is aber wohl egal welche Version man hat.
Die Songs und der Sound sind superb. Nachdem die letzten Studio-Alben
davor nicht so sehr die Sahne gewesen sein sollen, kann ich nur
bestätigen, dass The Fall hier so ursprünglich, so fall-like
klingen, wie man es sich nur wünschen kann. Ich bin wirklich
völlig begeistert. Smiths (Sprech-) Gesang ist so genial wie
eh und je und es mangelt keinesfalls an hochinteressanten kompositorischen
Ideen.
The Fall scheinen noch lange nicht ausgelaugt. Diese Band ist weiterhin
zu Höchstleitungen fähig!
(Ralf, 31.5.06)
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Branded
Women - Velvet Hours - Stolen Moments
(Ranch, 04) - CD
Eine finnische Band mit vier Frauen und einem Schlagzeuger. Popmusik,
immer unterkühlt, immer ruhig und langsam, atmosphärisch,
sparsam mit echten Instrumenten gespielt, viel Orgel, etwas E-Piano,
mal ein Vibraphone und eine meist recht zurückhaltende Gitarre,
die sehr gerne den halligen Vibratoakkord stehen lässt und dabei
eine kaurismäkische Road-Movie-Romantik herbeizaubert.
Die Stimme ist das herausragende Stilmittel und schwankt zwischen
Kühle und zart melancholischer Süsse. Man merkt aber, dass
hier positive Menschen am Werk sind, die Spass an der Sache haben,
da es zu keinem Zeitpunkt wirklich bitter, böse oder verzweifelt
wird.
Mir persönlich tut die CD nicht weh, nichts daran ist schlecht
oder bemeckernswert, allerdings löst sie bei mir auch kein besonderes
Gefallen aus. Lediglich im vorletzten Song entsteht eine schöne
Intensität, die mich aufhorchen lässt. Mehr derartige Ausbrüche
würden mir gefallen. Auch mehr Ecken und Kanten. Das zurückbleibende
Gefühl erinnert mich eine wenig an die Ricochets.
Ist das die neue skandinavische Pop-Ader? (Ralf 18.10.05)
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Mom's
Day - Pogo im Weltsicherheitsrat (selbstproduziert,
2004) - CD
Mom's Day haben sich auch auf ihrer dritten Platte diese freundliche
Unschuldigkeit bewahrt, eine Art, deren Verlogenheit bei so mancher
Band heutzutage widerlichst zum Himmel schreit, doch bei Mom's Day
funktioniert das einfach, denn sie sind wirklich so.
Das handwerkliche Element allerdings ist bei ihnen keinesfalls im
Stadium der ersten Platte hängengeblieben. Auch von der zweiten
bis hierher wurde fast ein Quantensprung geschafft. Es holpert nicht
mehr, die Kompositionen sind spritzig und gewitzt und der Sound sehr
voll.
Nun ist diese unkomplizierte Fröhlichkeit gepaart auch mit ein
bisschen Nachdenklichkeit und etwas freundlich dargebotener Kritik,
die Moms Day-Musik und -Texte so an sich haben, eigentlich nicht mein
Ding, aber ich kann's nicht ändern, diese CD gefällt mir.
Die tut sich einfach so antragen und es scheint fast, als müsse
man sie mögen müssen.
Auch die deutsche Sprache steht ihnen sehr gut zu Gesicht. Sie gehen
damit ganz locker um und schaffen es, die Phrasen wie aus dem ärmel
geschüttelt, klingen zu lassen.
Das ist alles sehr einfangend und sympathisch, bleibt aber dadurch
natürlich auch sehr unverfänglich und ... nett! (Ralf,
17.3.05)
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Nosee'ems
- Rising ... Falling (selbstproduziert, 2004) - CD
Totgeborener Indie-Prog-Rock mit endlos verschachtelten Metalgitarren
im Stile von Tool, einem leicht angestrengten Psychfaktor, immer wiederkehrenden
schrägen Akkorden und einem farblosen Sänger ohne Wiedererkennungswert,
dessen Melodien irgendwohin wandern, nur nicht in mein Blut.
Es ist wirklich verheerend, was Bands wie Tool angerichtet haben,
indem sie mit ihrer emotional gestörten Kopfmusik Horden junger
Musiker ins Unglück treiben. Den im Info angesprochenen Rock'n'Roll
finde ich nirgends. Ich weiss nicht mal, wie ich den Namen der Tübinger
Band wiedergeben soll.
Tut mir leid, aber für solcherlei Unfug sind wir bei Kickin'
Ass nicht gebildet genug. Ich könnte bereits einen ganzen Laster
mit CDs dieser Art vollschaufeln. Mal sind sie mehr Emo, mal mehr
Indie, mal mehr Metal, oft genau in der Mitte drin. Aber gegeben hat
mir noch keine etwas. Ich bin hierfür der völlig falsche
Adressat.
Da es aber auf der höher gelegenen Alb ein paar Querköpfe
geben soll, die Tool und so'n Zeugs anhören, möchte ich
diesen Gesellen die Nosee'ems als interessante Variation empfehlen.
(Ralf, 17.3.05)
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Italian
Stallion - Demo (2004) - CDR
Old-School-Hardcore-Punk aus Wegberg bei Mönchengladbach, der
mit herrlich schrottigem Sound, kurzen High-Speed-Songs (15 Songs
in 13 Minuten) mit Stakkato-Gesang und einem netten Humor zu gefallen
weiss, was nicht nur über die eingeworfenen Ausschnitte aus miesen
70er-Jahre Sleaze-Filmen, zum Totlachen anregt. Saubere Sache und
schön, dass es noch Kids gibt, die diese Fahne hochhalten und
das Erbe fortführen. (Ralf)
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Rockstar
Pussy - Black Demon Girl (2004) - CD
Rockstar Pussy trumpfen auf ihrer dritten CD mit der bewährten
Mischung aus Hardrock-Licks, 3-Chord-Punksmash-Parts, einer hämmernden
Double-Bass und ner Menge Breaks und eingeschachtelter Parts auf.
Der Jeans-und-Leder-mit-Öl-und-Schwitzflecken-Faktor ist nach
wie vor bei 11 und wie immer leckt der Dreck aus den Boxen und verursacht
eine angemessene Umweltverschmutzung in meinem Wohnzimmer. Insbesondere
der Gesang und sogar die Snare schmotzen fies und machen somit (mir
jedenfalls) am meisten Spass.
Textlich bedient man sich einerseits noch der Hell Hell Hell –
666 – Fire Fire Fire – Klischees, anderseits wird diesmal
in zwei Songs auch deutlich politisch Stellung bezogen, auch wenn
sich bei "I’d rather believe in (the) virginity …
of a whore than I oppose (!!) to the promises … of a politician"
offensichtlich ein kleiner Fehler eingeschlichen hat. Ist aber verzeihlich,
denn jeder wird verstehen, was gemeint ist.
Dafür ist der Punk-Mitgröhler "That’s The Way
It Is ..." im letzten Song "Election" für mich
der schönste Moment auf der CD. Mir persönlich geht da das
Herz auf, auch wenn sich dieser Refrain erst durch einige Minuten
Pussysches Rockunterholz durcharbeiten muss.
Fazit: Rockstar Pussy stehen nachwievor für soliden Hardrock
mit Punkattitude, nicht neu, nicht weltbewegend, aber gut gemacht
und verlässlich! (Ralf)
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Dayforday/Jetsaidready
- Split (2004) - CD
Dayforday, hierzulande bekannt für ihre langjährige Tätigkeit
in Sachen Punkrock mit Ska-Einflüssen, haben letztere nun endgültig
entsorgt und rocken sich in brachialere Gefilde vor, ohne jedoch ihre
Eigenständigkeit auf's Spiel zu setzen, im Gegenteil. Die Riffs
sind düsterer aber interessanter und einprägsamer geworden
und der Sound dieser Aufnahmen klarer, besser und wuchtiger denn je.
Man ist geneigt zu sagen, Dayforday seien nun erwachsen geworden,
was ich aber als abfällige Bemerkung disqualifizieren würde.
Die Band hat sich einfach weiterentwickelt und kommt nun auch meinem
persönlichen Geschmack sehr entgegen, denn diese drei Songs,
insbesondere "Stand Aside" und "Stawac" gefallen
mir wirklich ausgezeichnet, was mir bei den bisherigen skalastigen
Songs nicht so leicht von der Zunge ging.
Aus Fankreisen habe ich nicht nur positive Stimmen gehört, doch
das liegt einfach an Deiner fehlenden Flexibilität, lieber Fan.
Zum Glück haben Dayforday den Mut sich zu verändern, denn
nur so entwickelt sich Musik weiter und nur so werden neue Ufer beschritten,
die Dir, lieber Fan, nach der üblichen Anpassungsphase, umso
besser gefallen wird, glaub mir. Mut zur Veränderung und der
Wille, nicht stehenbleiben zu wollen, hat nicht nur die Musik in allen
Zeiten (besonders den 60ern) auf neue Standards gehoben. Mit jeder
Veränderung wird ein alter Fan auf der Strecke bleiben und drei
neue gefunden.
Dayforday haben sich ihre Stilentwicklung hart erarbeitet und ihr
Potential (auch spielerisch sind sie mittlerweile 100%ig sattelfest)
hiermit deutlicher denn je unter Beweis gestellt. Hier tut sich was
und das ist spannend!
Jetsaidready unterhalten danach mit drei Punkrocksongs mit leichter
Stonerrock-Schlagseite, die live noch deutlicher zur Geltung kommt.
Am ungewöhnlichsten klingt der Gesang. Die Melodien haben mir
ein mehrmaliges Hören abverlangt, doch wem hat sowas bisher schonmal
geschadet?
Die CD halte ich also insgesamt für sehr gelungen. Die beiden
Bands sind unterschiedlich, bedienen aber die selbe Zielgruppe, womit
für Abwechslung gesorgt ist und auch die kurze Spielzeit bietet
keinerlei Angriffsfläche für Langeweile, auch wenn mir die
Vorab-Demo-CD von Dayforday (mit denselben Titeln) wegen der kürzeren
Pausen zwischen den Songs besser gefiel, denn das kompositorisch sehr
coole Ende von "Stand Aside" hört sich fast wie eine
Überleitung zu "Stawac" an, wenn die Pause so kurz
ist, dass man zunächst nur an einen Break glaubt. Sauber!
(Ralf)
Die Soulpoints holen vorallem Dayforday raus, da doch mit deutlich
mehr Emotion ausgestattet. |
Jimmy
Eat World - Futures (Geffen/Universal, 11.10.04)
Wir schreiben das Jahr 1996. Eine junge Band aus Arizona namens Jimmy
Eat World bringt ihr zweites Album „Static Prevails“ heraus.
Herrliche Melodien treffen auf wundervollen, zweistimmigen Gesang,
hier und da geht es noch sehr ruppig zu, denn hier wird das Core in
Emocore noch groß geschrieben, die Produktion tut ihr übriges.
Es folgt das „Nevermind“ der Generation Emo: „Clarity“.
Das Manifest schlechthin. Es ist ein Referenzwerk, was Harmonien und
epische Ausmaße von wundervollen Popsongs angeht. Und das Werk,
mit dem ich JEW kennen lerne. Und das hat Folgen. Sie sind es, die
mich dazu bringen, mich mit alternativer Musik zu beschäftigen.
Sie sind nicht mehr wegzudenken. Vor allem, als „Bleed American“
erscheint. Was mit „Static Prevails“ und „Clarity“
angefangen hat, gipfelt endgültig in diesem Meisterwerk, das
ihnen auch den, wie man so schön sagt, kommerziellen Durchbruch
beschert. Was sollte jetzt noch kommen?
Die Antwort darauf ist jetzt erschienen: „Futures“, das
fünfte Album der Band. Und es setzt sich erwartungsgemäß
zwischen alle bisherigen Alben. Der Opener/Titelsong versprüht
im Refrain mächtig „Clarity“ – Atmosphäre,
ebenso wie „Work“. „Kill“, das beste Stück
der Platte, besticht durch das dermaßen eingespielte und charakteristische,
zweistimmige Singen von Sänger Jim und Gitarrist Tom. „Polaris“
hätte auch auf „Bleed American“ drauf sein können.
„Drugs or me“ ist die obligatorische Ballade in Plattenmitte
und „Nothingwrong“ ist der böse Kracher, der sogar
mal richtig geil gemacht ist. Die Single „Pain“ ist mir
dann sogar etwas too much, was Durchschaubarkeit angeht und der Rausschmeißer
„23“ knüpft dann in seinem Ausmaß an „Clarity“
Zeiten an.
Das Problem der Platte: Sie besitzt keine richtigen Höhepunkte.
Auf den Vorgängerwerken befanden sich Songs, die einem die Tränen
in die Augen trieben oder einfach staunend zurückließen.
Klar, die Songs hier sind nicht schlecht. Aber vom Hocker reißen
sie mich nicht. Das habe ich aber auch nicht wirklich erwartet, denn
wer drei tolle Alben in Folge abliefert, darf sich auch mal ein bisschen
auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Zur Entstehung sei noch gesagt: Haus- und Hofproduzent/fünftes
Bandmitglied Mark Trombino war hier erstmals nicht über die ganze
Albumlänge für die Platte verantwortlich. Es gab eine Aufnahmesession
mit ihm, die Songs wurden aber als zu schlecht in den Mülleimer
befördert. Lediglich „Shame“, der Bonustrack, hat
es auf das Album geschafft. Deshalb übernahm Gil Norton das Ruder,
was aber keinen wirklichen hörbaren Unterschied zu Trombino schafft.
Fazit: „Futures“ hat es nicht geschafft, aus den langen
Schatten seiner Vorgänger zu treten, dennoch haben wir hier 12
schöne Indiepop-Songs vorliegen, die mir als eingefleischtem
JEW Fan sehr gut gefallen. (Martin Weise)
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Coheed &
Cambria - The Second Stage Turbine Blade
(Defiance, 21.2.2002) Coheed & Cambria - In Keeping
Secrets of Silence Earth: 3 (Sony, 28.6.2004)
Leute, Leute, Leute, DAS ist abgefahrener Scheiß. Coheed &
Cambria kommen aus NYC und haben Großes vor: Die Erschaffung
einer Science-Fiction Legende. Aber mal der Reihe nach... „The
Second Stage Turbine Blade“ (kurz: SSTB) ist das erste Album
von Co & Ca. in einer Reihe von vier Alben. Chronologisch gesehen
ist SSTB das zweite in der Reihe. Der Beginn der Geschichte, „The
Online Bag Adventure“, soll am Schluss erscheinen. Auch bereits
erschienen ist der dritte Teil, „In Keeping Secrets of Silence
Earth: 3“ (Kurz: IKSSE3), der vierte und chronologisch letzte
Teil „My Dearest Apollo, Goodbye, I’m Burning Star: 4“
(Arbeitstitel, kann sich noch ändern) wird bald in Angriff genommen.
Verstanden? Nein? Ist nicht so schlimm, denn ich glaube nicht, das
Co & Ca da auch hundertprozentig durchblicken. Zumindest bei der
Story. Die basiert auf einer Geschichte, die Sänger Claudio sich
ausgedacht hat und in Form eines Comics veröffentlicht. Das erste
Comic, betitelt wie das Debüt, erscheint bald. Und bis dahin
kann ich mich nur auf Spekulationen und Interpretationen (die es zu
Genüge auf coheedandcambria.com
zu lesen gibt) verlassen.
Im Grunde geht es auf SSTB um Coheed & Cambria. Das sind die beiden
Hauptcharaktere. Hier, im chronologisch zweiten Teil, sind die beiden
Vierzig, verheiratet, haben vier Kinder. Sie leben in einem Universum,
genannt das Keywork, welches verdammt düster und vom Krieg zerrissen
rüberkommt. Coheed hat ein Problem. Er trägt ein Virus in
sich, das Monstar. Monstar bewirkt, das Coheed langsam aber sicher
verrückt wird und sich aufmacht, das Universum zu zerstören
(„Devil in Jersey City“, „Everything Evil“).
Coheed kann sich zuerst wehren, auch mit Hilfe von Cambria, aber Monstar
ist zu stark. Daraufhin setzt sich eine Flotte an die Fersen Coheeds,
um in zu töten, damit er das Universum leben lässt („Junesong
Provision“). Es gibt Krieg, der das Keywork zu zerstören
droht, denn es löst sich auf. Als sich letzten Endes die Erde
vom Keywork löst, gibt Monstar Coheed die Macht, um alles zu
reparieren oder alles zu vernichten.
IKSSE3 fängt im Anschluss zum Song „Neverender“ an.
Coheed und Cambria, sowie drei ihrer vier Kinder (sie wurden vielleicht
sogar von ihren eigenen Eltern getötet. Ob sie dazu gezwungen
wurden oder nicht, ist offen) sind tot. Nur eines, Claudio (Der Sänger
hat sich selber in seine Geschichte eingeschrieben), lebt noch, aber
er versteckt sich, er ist so eine Art Messias). Er träumt. Der
Traum steigert sich stetig in einen wahren Albtraum. Eigentlich ist
der Traum Realtiät. Aber wie gesagt, sicher weiß man das
alles nicht, bis die Comics erscheinen.
Das wahrhaft Großartige an Co & Ca sind die beteiligten
Musiker. Denn hier passiert in dieser Form noch nie gehörtes.
Emo/Postcore trifft hier auf regelrechte Progmonster. Das ist ungefähr
so, als würden Rush mit der Creme de la Creme der Emoszene ins
Bett steigen und es wild treiben. So richtig wild. Das hier sind die
beiden mutigsten Emoplatten, die ich in meinem Leben gehört habe.
Während man dem Debüt über weite Strecken noch eine
gewisse Unreife oder schlicht und einfach Unerfahrenheit anmerkt (es
ist auch deutlich härter und undifferenzierter), auch was die
Produktion, die Lyrics u.ä. betrifft, ist der Nachfolger nichts
anderes als ein gottverdammtes Meisterwerk. Allein der über 8-minütige
Opener ist so was von tief und niederschmetternd. Und hier treiben
sie es auf die Spitze: Da stehen die straightesten Emomelodien neben
verdammten zweistimmigen Metallicks („The Crowing“), regelrecht
fröhliche Hooks werden mit den bösesten und morbidesten
Lyrics untermalt, die man sich vorstellen kann („A Favor House
Atlantic“, „Blood Red Summer“).
Das Ganze gipfelt in dem Dreiteiler „The Camper Velourium“,
das mit dem angenehmen „Faint of Heart“ beginnt, dann
das einlullende „Backend of Forever“ nachschickt und schließlich
im gemeinen „Al The Killer“ mündet. Al’s Schiff
ist der Camper Velourium und er ist ein rassistischer, psychopathischer
Killer, der noch sehr wichtig werden wird.
Der Rausschmeißer „The Light & Glass“ ist da
schon fast versöhnlich, der sehr getragen nur mit akustischer
Begleitung anfängt. Aber meine Fresse, diese Lyrics wieder....
Sowieso wird auf beiden Alben die Welt, in der die Geschichte spielt,
sehr, sehr düster dargestellt. Dazu kommt die unendlich hohe
Stimme von Claudio und seine drei verdammt versierten Mitmusiker.
Und was für ein Texter Claudio ist! So ein krypischer Bastard!
Aber so voll morbider Poesie, das es kaum auszuhalten ist. Unglaublich,
das.
Ich habe echte Schwierigkeiten hierfür eine Bewertung festzulegen.
Kann ich das überhaupt? Darf ich das überhaupt? Nein, das
kann ich nicht.
Deshalb mein Rat, mein aufrichtiger, gut gemeinter Rat: Holt euch
Co & Ca nach Hause. Mittlerweile sind sie nämlich auch in
Deutschland erhältlich und man muss sich keine lächerlich
teuren Importe mehr holen. Tut es. Jetzt! (Martin Weise) |
The
Fyredogs - Pumpin' Iron (CD, 2004)
Yep, schwer am Eisenpumpen, die Kölner Metalheads. So würde
ich sie heute nämlich nennen, denn das was es hier zu hören
gibt, ist ganz klar ... Metal!
Das bedeutet für die Fyredogs eine Art Back to the Roots und
man merkt, wie wohl sie sich im ureigenen Metier fühlen. Nach
diversen Umbesetzungen haben sie jetzt nur zu offensichtlich gefunden,
was sie gesucht haben.
Die Produktion klingt satt und nicht zu sauber. Wie solch Zeugs heutzutage
einfach zu tönen hat. 4 Songs zum Draufbeissen, die sich anfühlen
wie ein blaues Auge.
Schönes Cover übrigens!! (Ralf)
|
Velvetone
- Switchback Ride (Crosscut
Records, 2004) - CD
Mit Rockabilly kann ich leider absolut nichts anfangen. Durch die
selbstverpassten Etiketten Roots Rock und Rock'n'Roll erwartete ich
eigentlich auch etwas Verstaubteres als es Velvetone auf dieser Scheibe
anbieten. Das ist sauberst produziert, das kratzt nicht, brummt nicht,
bockelt nirgends und wirkt einfach nur gefällig, als wären
hier vier Musikstudenten am Werk. Ich weiss nicht, warum ich mir Velvetone
immer mit schwülem, staubigem Voodoo-Blues vorstellte? Alte Verstärker,
alte Mikrophone? Mag ja sein, klingt für mich aber nicht sehr
danach. Den Sound stellte ich mir mumpfig, leicht düster vor?
Doch bis auf ein zwei Nummern, die mir dann auch am Besten gefallen,
kann ich dazu nur feststellen: Ist nicht. Und wenn die Band dann doch
atmosphärisch wird, macht's der Sänger mit fehlendem Feeling
wieder kaputt wie auf Strange Times, dem ansonsten besten Song der
CD. Es kann eben nicht jeder ein Elvis sein. Mein Fazit: Langweilig
und zu glatt. (Ralf)
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Ricochets
- The Ghost of Our Love/Slo-Mo Suicide
(Glitterhouse,
23.8.04) - DoCD
Ich kann mich leider nicht mit den Ricochets anfreunden. Die norwegische
Poprock-Band lässt sich von allem inspirieren, was die skandinavische
Rockkultur in den vergangenen Jahren so ausgeschieden hat. Etwas Soundtrack
of Our Lives (da soll mich doch der Truthahn schultern, wenn der Titel
dieser Platte nicht von irgendwoher ... irgendwie ... oder?), leider
aber nicht so cool und routiniert wie jene, etwas Noise Conspiracy,
leider aber nicht so lebhaft und clever wie jene und dann halt noch
die üblichen Standards in Sachen American Rock geklaut, die alle
anderen Skandi-Bands auch schon in unterschiedlicher Art und Weise
verwursteten.
Da wird kein noch so schal gewordenes EffEff-Schema ausgespart, nur
dass die Ricochets darüberhinaus alles glatt schleifen, wo man
sich gerne noch an ein paar Spänen verletzt hätte. Die kriegen
noch nicht mal ne schranzige Gitarre hin. Im Gegenteil, die flirrenden
Gitarrenfeedbacks und eigentlich sogar der komplette Mix beider Scheiben
geben mir ein eigenartiges Gefühl von Räumlichkeit, das
schon meine Kindheit mit Alpträumen belastet hat und mir daher
Depressionen verursacht.
Dabei klingt dieses zweite Album der Band sogar noch wesentlich eigener
als der Vorgänger Slo-Mo Suicide, der hier als Bonus auf einer
zweiten CD mitgeliefert wird. Die Keyboards sind wesentlich raffinierter
eingesetzt, beschränken sich vorallem auf eine prägnante
Farfisa und plätschern nicht ganz so vorsehbar dahin. Die Songs
sind knackiger arrangiert und die Stimme von Sänger und Songwriter
Trond Andreassen bleibt meist gelassener und cooler, denn im rauheren
Bereich wirkt sie austauschbar, gleichbleibend eintönig, ohne
Profil, ohne Klasse.
Das Gute an Ricochets-Songs ist auch das Schlechte: Sie gehen sofort
ins Ohr, denn sie kommen einem völlig bekannt vor. Leider gehen
sie mir aber nach dem dritten Hören schon auf die Nerven, so
abgenudelt sind sie. Ich mag die Ricochets nicht, auch wenn ihre Songs
durchweg dunkel und negativ angehaucht sind. Ich mag auch die Texte
nicht. Mir ist da einfach zuviel wehleidiges "You don't love
me no more"-Geschmonze drin. Wegen mir sollen sie berühmt
werden. Tut mir nicht weh. Das sind halt Poprocker, Mann! Darf ich
das als neues Schimpfwort benutzen, Mami? (Ralf)
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Rocket
From The Tombs - Rocket Redux (Glitterhouse,
26.1.04) - CD
Diese Band hab ich hier zuletzt ja diverse Male erwähnt. Sie
wurde 1973 gegründet, 1975 wieder aufgelöst und war niemals
im Studio um eine Platte aufzunehmen.
Dennoch rangen sich bis 2003 noch Legenden um die damaligen Liveauftritte
der Band, zumal Mitglieder der Rockets später mit Bands wie den
Dead Boys oder Pere Ubu für unbeschreibliche Furore sorgten.
Letztes Jahr dann die sensationelle Reunion und eine US-Tour. Gleichzeitig
erschien auf dem historisch wertvollen und äusserst sympathischen
westfälischen Label Glitterhouse eine CD mit Original-Liveaufnahmen,
also von damals ("The Day The Earth Met ..."). Neben den
drei wichtigsten Originalmitgliedern wurde die zweite Gitarre, als
wäre dem nicht genug, von Richard Lloyd (Television) gestemmt,
der dann auch noch diese Platte, nämlich endlich die ersten Studioaufnahmen,
produzierte.
Eigentlich sollte die CD nur als Bonus zur Reunion-Tour erscheinen,
doch als die Aufnahmen grossartiger als erwartet wurden, entschlossen
sich die Rockets zu einer offiziellen Veröffentlichung.
Nicht alle Leute wissen, dass viele der Dead Boys- und Pere Ubu-Hits
bereits bei Rocket From The Tombs ihren Anfang fanden. Daher gibt
es hier die Gelegenheit, legendäre Smasher wie "Sonic Reducer",
"Down In Flames", "What Love Is" um nur einige
zu nennen, in ihren Urfassungen zu hören. Dazu kommt, dass es
sich hier nicht um einen lauwarmen Aufguss dreissig Jahre alter Songs
dreht, die von ein paar alten Männern neu eingespielt wurden.
Nein, Ihr Lieben, die Platte soundet derart offensiv und retro, dass
man kaum glaubt, dass sie erst 2003 aufgenommen wurde. Die Brüder
haben unverkennbar Spass daran, sich an 1974 zu erinnern und schmettern
einem ihre Hits daher so lebendig und bissig um die Ohren, dass ich
die frühen Dead Boys-, ganz zu schweigen von den lahmen Frankenstein-Versionen
(der unmittelbare Vorläufer der Dead Boys) der Songs nur als
verschwendetes Bandmaterial bezeichnen kann.
Auch Richard Lloyd hat hier grosse Arbeit geleistet und zeigt wieder
mal, dass er auch heute noch sehr viel Spass haben kann, wenn man
ihn von der Leine lässt. Er war auch früher schon der einfachere
und direktere Televisionär, was seine frühen Soloarbeiten
bspw. ebenso beweisen, wie dieses unerhört wichtige Artefakt.
So, und nun die neusten Neuigkeiten aus dem Hause Rocket From The
Tombs: Cheetah Chrome hat bereits keine Lust mehr und die Band wird
demnächst wieder eingestampft. Allerdings nicht, ohne zum ersten
und einzigen Mal noch Europa zu bereisen und zwar: FÜR EINEN
EINZIGEN AUFTRITT!!!!
Merkt Euch also diesen Termin, wenn Ihr Thomas, Cheetah und Co. mal
live erleben wollt. Es wird höchstwahrscheinlich die einzige
Gelegenheit in Eurem Leben sein: Samstag, 25. September 2004, in Kassel
beim PUNK!-Kongress in der Ingenierschule, Wilhelmshöher Allee
71-73. Ich werde dort sein. Danke für die "Viel Spass"-Wünsche.
(Ralf)
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The
Ponys - Laced With Romance (In
The Red, 2.3.04) - LP
Allerortens hochgelobte Band aus Chicago. Das ist zwar irgendwo Punk
und Rock'n'Roll, doch weitaus mehr, weitaus differenzierter, fast
schon ziemlich abgehobene Musik. Klingt alles sehr nach Ende 70er,
Anfang 80er und immer wieder klingen auch britische New Wave-Ansätze
durch. Dennoch wirkt das Album sehr kompakt. Die Band hat auf ihrem
Debüt ihren Sound auf alle Fälle schon gefunden.
Wir finden darin schöne, meist nur leicht angezerrte Gitarrensounds,
die auch keineswegs nur Riffs smashen. Meist wird aber auf einem Thema
herumgeritten und manchmal langweilen mich die Songs ziemlich. Der
Gesang klingt gequält, irgendwo zwischen Richard Hell, Tom Verlaine
und Robert Smith, oft quengelt er im Stakkato auf einem einzigen Ton
herum. Im Prinzip gefallen mir nur 3 oder 4 Songs wirklich gut und
wenn eine ganze Seite durchläuft krieg ich von dem nörgelnden
Gesang Depressionen.
Ich weiss nicht genau wo die Musikjournalistenzunft die herausragenden
Qualitäten dieser Band sieht, vielleicht in den Texten, denn
die verstehe ich leider nicht immer gut genug, um sie beurteilen zu
können. Bei "Let's kill ourselves" muss ich jedenfalls
gähnen, dafür finde ich eine Zeile wie "I only love
you 'cause you look like me" ziemlich cool.
Pluspunkte gibt's aber auf alle Fälle noch für das schöne
Coverartwork und dafür, dass die Band noch recht jung zu sein
scheint und dennoch schon ganz eigene Wege findet. Gut ausschauen
tun sie auch. Dennoch: Bis auf wenige Ausnahmen nerven mich die Songs
der Ponys. (Ralf)
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David
Thomas and Two Pale Boys - 18 Monkeys On A Dead
Man's Chest (Glitterhouse,
29.3.04) - CD
Wenn jemand die Worte "Pere Ubu" ausspricht, sehe ich immer
diesen grossen runden kahlen Kopf und dessen eigenartigen Gesichtsausdruck
vor meinem inneren Auge, der zum Sänger und Bandleader David
Thomas gehört. Leider muss auch ich zugeben, mich niemals wirklich
mit dieser einflussreichen Band beschäftigt zu haben. Ich war
da halt immer eher der Dead Boy, Gott möge mir verzeihen. Die
späteren Dead Boys Cheetah Chrome und Johnny Blitz gehörten
nämlich ebenso wie David Thomas und Ubu-Gitarrist Peter Laughner
zu der legendären Prä-Punk-Band "Rocket From The Tombs".
Pere Ubu gibt es seit ca. 1975 und wenn sie gerade nicht aktiv sind,
arbeitet Thomas an verschiedenen Solo-Projekten, bspw. mit Andy Diagram
und Keith Moliné, den "Two Pale Boys". Die Besetzung
(Gesang, Gitarre, Trompete) macht bereits darauf aufmerksam, dass
an allen Gerüchten etwas dran sein könnte, dass Pere Ubu
nicht gerade die Band der traditionellsten Gefilde war und ist.
18 Monkeys ist das 3. Album der Pale Boys. Eine Vinyl-Version gibt
es nicht, was einen aber erstmal gar nicht stört, denn sobald
die CD eingelegt ist, wird alles andere nebensächlich. Die Musik
ist ausgesprochen vereinnahmend und schon beim ersten Song spürt
man die Anwesenheit des ersten Affens, der sich irgendwo ausserhalb
des Augenwinkels in einer dunklen Ecke des heimischen Domizils niedergelassen
hat. Dort wird er warten wie der Horla von Maupassant und sich, mit
jedem weiteren Hören dieses unseligen Albums, vermehren.
Oft leicht schauerlich, wenigstens aber merkwürdig, schleichen
sich die Songs voran und erzählen Geschichten, die genauso schön
sind wie verunsichernd. Auch der Sound betört und gängelt
gleichermassen und scheint ständig auf der Suche nach der Hintertür
im Kopf des Hörers, um ein Gefühl der Unbehaglichkeit zu
hinterlassen.
Daran arbeitet ein deutlich undefinierbares Klangbild, das von eigenartigen
Elektroniksounds, dem, mal gut zuredenden, dann wieder halb heulenden
Gesang von Thomas und einer quengeligen Gitarre bestimmt wird, deren
Besitzer offenbar Spass daran hat, gemein zu anderen zu sein. Was
ist das nur für ein Mensch, der sich weigert, in Rock- oder Jazzbands
zu spielen, weil sein musikalischer Ansatz "a careful diet of
high-art electronica and low-art Goth" ist?
Ein Schlagzeug braucht die Band nicht. Rhythmik findet sie auch ohne
Schlaginstrumente. Rhythmus ist das grimassenhafte Zucken um Thomas'
Mundwinkel und der Takt seiner Poesie, der sich wie eine Zeitbombe
im warmen Hinterstübchen einnistet.
Nach dem ersten Hören fand ich die CD befremdlich aber gut. Beim
zweiten Hören packte sie mich. Seitdem und vermutlich bis ans
Ende meines Lebens werde ich diese verdammten Affen nicht los. Niemand
sieht sie, nur ich, doch wo auch immer ich bin, sehen sie lauernd
und voller Boshaftigkeit zu mir herüber und warten nur, dass
ich mich auf den Rücken lege. Wenn sie doch nur ... VERSCHWINDET,
IHR VERFL... aaaaaaarrrgh!!! (Ralf)
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Reigning
Sound - Too Much Guitar! (In
The Red Records, 26.4.04) - CD
Auf ihrem dritten Album zeigt sich die Memphis-Kombo um den ehemaligen
Oblivians/Compulsive Gamblers-Mitstreiter Greg Cartwright unerwarteterweise
mit geradezu ungebremster Lebenswut, obwohl die baldige Auflösung
der Band durch Gregs Umzug nach North Carolina schon besiegelt schien.
Dazu kam, dass das Album, obwohl bereits letzten Sommer komplett
im Kasten (wie immer bei Doug Easley aufgenommen), noch nicht veröffentlicht
wurde, weil der zweite Gitarrist und Organist Alex Greene seinen
Abgang erklärte. Greg wollte aber, dass auch auf der Platte
zu hören ist, wie die Band sich live anhört, daher wurde
in einer weiteren Mammutsession, diesmal mit Alicja Trout und Jay
Lindsey von den Lost Sounds an den Reglern, das Beste aus beiden
Sessions herausgesucht, abgemischt und nun endlich auch veröffentlicht.
"Wir werden etwas eigen auf unsere alten Tage", sagt Bassist
Jeremy etwas verschmitzt und deutet damit auf die Überraschung
hin, die einen schon bei den ersten Takten des brillianten Eröffnungssongs
"We Repel Each Other" anspringt. Waren die ersten beiden
Alben von schmachtenden Country-Balladen und herzzerreissenden Garage-Pop-Nummern
geprägt, so wütet Too Much Guitar! los, als hätte
Greg sich wieder seiner ältesten Tage besonnen und würde
den Sound der Oblivians mit den Songs der Reigning Sound aufleben
lassen. Das Risiko für Zartbesaitete ist sprunghaft angestiegen
und schlägt sich in ein paar wütenden Gehörreizungen
nieder. Die Gitarre knarzt und giftet mit ohrenschädigenden
Höhen um sich, der Gesang muss sich oft leidenschaftlich gegen
die krachige Übermacht der ungehörig antreibenden Instrumente
behaupten.
Gregs kompositorische Handschrift ist dennoch unverkennbar. Seine
teffsicheren Harmonien werden auch mit Too Much Guitar! das Leben
vieler Hörer bereichern, auch wenn das weinerlich Wehleidige
von kraftvolleren und lebendigeren Riffs in den Hintergrund gedrängt
wurde. Songs wie der erwähnte Titelsong oder mein sofort zum
Favoriten erklärter "If You Can't Give Me Everything"
schmettern mit der Vitalität der Compulsive Gamblers daher
und werden auch wieder von diversen Coverversionen wie bspw. Sam
& Daves "You Got Me Hummin'" garniert.
Reigning Sound sind ganz klar in den 60ern verwurzelt. Die poppige
Intuition mit der grantigen Vortragsweise von Bands wie den Troggs
haben sie mit der Muttermilch aufgesogen, doch auch für einige
erstklassige Punksmasher sind sie zu haben, wie bspw. auf den letzten
beiden Tracks der CD "So Easy" und "Medication"
zu hören.
Für mich ist Too Much Guitar! eine klare Überraschung,
doch die Reigning Sounds sind stolz darauf ihre Unberechenbarkeit
zu beweisen. Da Greg als Songwriter, Bandleader und Booker das Zepter
fest in der Hand hält, könne man, laut Jeremy, zwar selbst
nie wissen, was als nächstes passiert, doch dass das Ende der
Reigning Sound bevorsteht, wie noch Ende letzten Jahres wegen Gregs
Umzug vermutet, scheint derzeit weit entfernt, da die Band mehr
lokale Livepräsenz zeigt als zuvor und ausserdem ein weiteres,
wieder ruhigeres, Album noch vor Ende des Jahres auf Sympathy geplant
ist.
Darüber hinaus wird Larry Hardy von In The Red ihnen kaum eine
Platte bezahlt haben, ohne zu erwarten, dass sie auch entsprechend
mit Touren promotet wird.
Daher darf mit etwas Glück bereits diesen Sommer erstmals auch
mit Reigning Sound auf dem europäischen Festland gerechnet
werden ... falls die betagten Herren ihre väterlichen Pflichten
dementsprechend unter den Hut bekommen.
(Ralf)
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Beatsteaks
- Smack Smash (WEA, 1.3.04) CD
Die Berliner Buletten kommen mit ihrem mittlerweile vierten Album
dermaßen locker um die Ecke, das es eine wahre Freude ist. Dies
liegt vor allem an der Produktion der Platte, denn die Beatsteaks
sind eine ziemlich geile Liveband. Aus diesem Grund wurde die Platte
auch in verschiedenen Studios und Clubs in und um Berlin live eingespielt.
Darum klingen die Beatsteaks auch das erste Mal so richtig nach sich
selbst. Nachdem der Vorgänger „Living Targets“ eine
deutliche Verschiebung hin zum Rock war, ist es hier wieder der Punk,
der die Musik macht. Und man merkt ziemlich deutlich, was die Jungs
für Helden haben: The Clash. Und das hört man dem Album
an, jeder Song hat den ein oder anderen Augenblick, wo man fast denken
könnte, die Engländer persönlich wären hier am
Werke, bei dem Solo von „Hand in Hand“ zum Beispiel. Auf
dem Album findet sich dann auch mit „Hello Joe“ ein unpeinlicher
Abschiedsgruß an den verblichenen Herrn Strummer. Sänger
Arnim spielt hier erstmals über die gesamte Albumlänge den
Riesentrumpf aus: seine unglaubliche Reibeisenstimme, die er in der
Vergangenheit oft hinterm Berg hielt. Warum eigentlich, denn es gibt
hier im schönen Deutschland wohl kaum jemanden, der so kraftvoll,
eindringlich und doch sympathisch klingt wie er. Die Songs sind alle
sehr kompakt, besonders „Loyal to none“, den Gittarist
Bernd sich von der Seele schreit und der ganz viel Street-Attitüde
mit auf den Weg bekommen hat. Und nach knapp einer halben Stunde ist
die Platte auch schon zu Ende. Und schon wandert der Finger zur Repeattaste...
Und der Fan fragt sich freudig und doch bange: Was kann nach dieser
Platte jetzt noch kommen? Denn richtiger kann man es kaum machen.
(Martin Weise)
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