|
1966 - 1967 - 1968
- 1969 - 1970 - 1971
- 1972 - 1976 - 1979
- 1986 - 1989 - 1994
- 1996 - 1998 - 1999
- 2000 - 2001 - 2002
- 2003 - 2004 - 2005
- 2006 - 2007 - 2008 - 2009
- 2010 - 2011 - 2012
-
2013 - 2015 -
2016 - Aktuell
5Bugs - Tomorrow I'll Play God | The
Black Keys - Chulahoma | Blood
Brothers - Young Machetes | Concerto
Hifi - Paranoia Disco | Damn
Familiar - Wait A Minute | Dayforday -
Until There's Just The Bitter Taste | Dead
On The Sofa | Fuzztones - Illegitimate
Spawn | Leaflet - Leaflet | Lipstix
- Paradise In Hell | The Maharajas
- Weekend Sparks | Joanna Newsom - Ys
| No Code - Demo 06 | Stronzos
- Stronzos | Suicide Souvenirs
- Ain't It Strange | Surfaholics
- On The Rocks
Joanna
Newsom - Ys (Drag
City Records, 2006) DoLP
Eine geradezu fürchterlich gute Künstlerin. Hab mich ja
jahrelang gegen neue Musik gesperrt und deswegen diese blutjunge,
zur Zeit der Aufnahmen gerade mal 24jährige, Musikerin gerade
erst entdeckt. Und dazu muss noch erwähnt werden, dass dies ihre
zweite reguläre LP ist, der noch zwei unreguläre vorausgingen
und davor hat sie noch in Bands gespielt. Soll nochmal jemand sagen,
es gibt heutzutage keine guten Musiker zu entdecken.
Joanna spielt Harfe (seit sie sieben Jahre ist) und singt dazu. Die
Kompositionen sind ausufernd, eigenwillig, folgen keinen schematischen
Strukturen, nur der Geschichte, brechen auch mal quer durch die Hecke,
wenn es die Dramatik so erfordert. Denn Joanna ist in erste Linie
eine Autorin, eine Lyrikerin genauer gesagt, und dem zollt die Musik
Tribut. So singt sie, jammert, quäkt, greint mit ihrer kindlichen,
süssen, nervigen und trällernden Stimme, die mir so sanft
ins Ohr rollt, dass ich gar nicht aufhören kann, zuzuhören.
Die Stimme ist denn auch das Teil des Ganzen, das Joanna zum Indie-Folk
zählen lässt und so viele Anhänger in ebenjener Szene
finden lässt. Ich denke, dass sie der Traum jedes Indie-Boys
ist, etwa wie vor 25 Jahren Björk. Der Schrägheit einer
Björk und der Schrulligkeit einer Kate Bush gedenkt man denn
auch am Ehesten, Vergleiche sind aber haltlos, denn beide sind wesentlich
strukturierter. Newsom übergeht die Notwendigkeit sich auf Einleitungen,
Refrains oder auch nur Zwischenparts einzulassen. Der Text wird nahtlos
durchgearbeitet. Sie setzt nicht ab, sie ergiesst sich, holt kaum
Luft. Und das ist anfangs kaum zu ertragen, so abgefahren ist das
alles.
Die ersten Durchläufe der fünf Lieder, deren abstrakter
Höhepunkt im fast 17minütigen "Only Skin" zu finden
ist, fallen schwer. Die wiederkehrenden Elemente sind nicht sofort
wahrnehmbar da sie unter der hüpfenden Emotion der Sängerin
und ihrer selten dem Rhythmus angepassten Erzählform fast verschwinden.
Wenn man's dann fünf- oder zehnmal gehört hat, wird's hörbar,
wenn auch noch lange nicht logisch.
Harfe und Gesang hat Steve Albini aufgenommen. Der ist natürlich
fraglos an solch ungewöhnlichen Projekten interessiert und hat
seine Arbeit ausgezeichnet gemacht. Die Harfe rückt dennoch erstaunlich
weit in den Hintergrund, denn später wurde ein ganzes Orchester
dazuarrangiert, das zwischen schön ruhig und exzentrisch aufbrausend
alles aufbietet und zusätzlich Unrundheiten in die Lieder (Songs
kann man hier gar nicht sagen) bringt.
So scheint dies weder Folk noch Indie zu sein, keine populäre
Musik ganz allgemein. Die Phrasierung ist zu komplex. Dennoch bleibt
Newsom durchgehend tonal, die meist nicht sehr aufwendig aufgebauten
Grundstrukturen, die die Harfe legt, sind nur ausufernd überinstrumentiert.
Wenn man ihr musikalisch etwas vorwerfen kann, dann Überfrachtung.
Immer eine Ecke zu viel und zu lang. Doch genau diese Verquertheit
und sture Unkommerzialität gefällt mir an Ys, denn eins
ist sie nicht: Selbstgefällig. Dazu wird zu viel echtes und zartes
Gefühl aufgebracht, zuviele Persönlichkeit offengelegt.
Das unterscheidet sie zu der arroganten Aufgesetztheit episch-verkopfter
Werke von Bands wie ELP oder Yes (und ich weiss von ich rede, denn
als 15jähriger war ich wohl locker der grösste Yes Fan meiner
erweiterten Nachbarschaft und hab noch alle Platten immer da, jawoll).
Wäre ja auch schade, wenn man aus deren Schwachpunkten nichts
gelernt hätte. Solange wir keinen Weltkrieg mehr haben, wird
Musik besser werden. Da bin ich mir jetzt doch ganz sicher. Es wird
immer viel viel Schlechtes geben, das kopiert und verliert. Vielleicht
kommerziell gewinnt aber niemals überleben wird. Doch die Qualität
der Getriebenen, der besessenen Erneuerer wird wachsen.
Ich liebe diese Musik. Will sie zwar nicht immer hören, doch
immer wenn das Gefühl dazu aufkommt, werde ich nahezu euphorisch
und lasse mich dann von der märchenhaften Atmosphäre fangen,
die ein wenig wie Disneys Alice in Wunderland klingt, auch wenn ich
das noch nie gesehen habe.
Was mich auf Anhieb so besonders an Joanna faszinierte, ist der Gegensatz
ihrer kindlich unschuldig verträumt wirkenden äusserlichkeit
(klar, ein Image, aber ich lass mich davon gerne einfangen, denn im
Gegensatz zur Mathematik, bemüht Musik - wenn sie gut ist - auch
Emotionen und einer täte schlecht daran, sich dem zu entziehen)
zu der Fertigkeit ihrer Kunst. Das wirkt nicht angelernt sondern geerbt,
instinktiv, wie ein Raubtierkind, das noch spielt und dennoch schon
tötet
Und nun zum Cover, meine Damen und Herren. Es kann einfach nicht oft
genug deutlich gemacht werden, wie wichtig das Überleben von
Vinylschallplatten ist. Dem traumhaften Artwork dieser Schallplatte,
und ich betone das Art vor dem Work, ist es zu verdanken, dass ich
sofort zugegriffen habe, als ich sie im Laden stehen sah. Angefangen
beim festen Karton, bei dem symbolschwangeren Gemälde auf der
Vorderseite, den wundervoll gestalteten Innenseiten mit Texten und
Illustrationen.
Auf CD oder sogar als digitale Dateien werden mehrere Facetten des
Gesamtwerks völlig ausgelassen. Das Artwork ist mit das Beste,
das ich jemals in den Händen hatte und der Nachfolger "Have
One On Me", der in einer opulenten 3LP-Box kommt, mit wunderschönen
Gemälden und Fotos von Joanna, setzt fast noch eins drauf.
Wie froh bin ich, diese Platte anschauen zu dürfen, sie während
des Hörens ehrfürchtig in den Händen zu halten, immer
an den Rändern, nur nicht zu arg befingern. Hätte ich nur
paar mp3 Dateien gehabt und dies erst nach meinem Tod festgestellt,
ich hätte nochmal zur Welt kommen und Selbstmord begehen müssen
vor lauter ärger.
Die CD als Format wird nicht überleben. Sie wird neuen Trends
weichen müssen. Faule, arme und weniger an der musikalischen
Kunst interessierte Menschen werden noch digitaler, doch Vinyl wird
wieder kunstvoller und auch wieder erschwinglicher werden, solange
es Menschen gibt, die Projekte wie die einer Joanna Newsom unterstützen.
Und da lobe ich alle Beteiligten, selbstverständlich auch das
Label Drag City.
Der in diesem Jahr erschienene Nachfolger "Have One On Me"
ist allerdings wesentlich unschrulliger. Die Lieder sind noch zarter,
ruhiger, minimaler und stringenter, zugänglicher. Auf die schwülstige
Orchestrierung wurde verzichtet, hier und da wird sogar (aber nur
kurz!) ein Rock-Schlagzeug eingesetzt. Auch die Stimme ist gelassener
und gleichförmiger (wobei sie einer Kate Bush nun doch teils
recht nah kommt). Hätte ich die neue Platte zuerst gehabt, hätte
sie mir sicher auch besser gefallen, doch Ys wird wohl immer mein
Liebling bleiben, in all seiner traumverschlafenen Widerspenstigkeit.
Diese Platten sind nicht nur kunstfertig in jeder Hinsicht, sie sind
auch kunstvoll und .... voller Liebe. (Ralf, 18.6.11)
|
The
Blood Brothers - Young Machetes (Wichita
Recordings, via V2, 2006) CD
Da sind sie wieder. Die garstigen Schöngeister des Hardcore.
Ihre fünfte Platte "Young Machetes" bürstet mir
in eben diesem Moment meine Ohren aus. Wie kann eine Band, von der
geglaubt wurde sie hätte alles gesagt, aufs Neue so ein Teil
raushauen? Wir erinnern uns: "Burn, Piano Island, Burn".
Kompromisslos, bei aller Härte und Hysterie streckenweise eingängig,
aber innovativ wie noch was. "Crimes", der Nachfolger, war
der Konsens. Ausbau der Position, aber schon auch Ausschau, was da
noch kommen könnte, auch wenn es niemand geglaubt hat. Und jetzt
das. Von allem gibt es eine Schippe zusätzlich. Hysterie, Härte,
Pop, Groove, Intensität, Innovation, Schnelligkeit, aber auch
Langsamkeit. Daran wären sie fast zerbrochen. Verständlich,
wenn man sieht, was letztendlich das Produkt bietet. Sie trauen sich
noch mehr, gehen noch mehr ab. Sie klingen einfach so gut wie noch
nie zuvor. Was für brillante Musiker sie geworden sind demonstrieren
sie da eher nebenbei. Die bekannten Stilmittel sind die gleichen geblieben.
Die extrem fiesen Zwiegespräche zwischen Johnny und Jordan, Volatos
komplett dekonstruierte Gitarrenparts und das phänomenale Drumming
von Henderson. Nur waren sie noch nie so ausgewogen, "songdienlich"
vor allem.
Aber trotzdem muss man sich die Blood Brothers erarbeiten. Ihr Sound
schlägt auf den Magen und zwar nicht zu knapp. Produziert hat
Guy Picciotto von Fugazi zusammen mit John Goodmanson, die es geschafft
haben, diesen überbordenden Ideenpool in Form zu bringen und
den Sound der Platte genau so klingen zu lassen, wie es sein muss.
Der Einstieg wird einem noch verhältnismäßig leicht
gemacht mit "Set Fire to the Face on Fire", aber das Gesicht
fällt spätestens bei "Laser Life" schnell Richtung
Süden. Und so reihen sich die Peitschenhiebe aneinander wie Perlen
an einer Kette. Ich könnte jetzt aufzählen, aber das ist
hinfällig. "Giant Swan" am Schluss setzt dem Ganzen
die Krone auf. Ein schieres Wechselbad der Gefühle.
Wer die Blood Brothers nicht mag, wird sie nicht mögen nach dieser
Platte. Wer sie liebt, dem schenken sie Himmel und Hölle in einem
wunderschön geschnürten Paket. Denn das Artwork ist wieder
einmal einfach nur perfekt. Man ist fast versucht zu denken, das sie
hier ein Best-Of (im positivsten Sinne) vorlegen.
Und ja, diese an Highlights vollgestopfte Platte lässt dieses
Mal tatsächlich und endgültig fragen: "Quo Vadis, Blood
Brothers?" Was kommt da noch? Was KANN da noch kommen? (Martin
Weise, 7.2.07)
|
Surfaholics
- On The Rocks (Kamikaze, 2006) CD
Die Surfaholics aus Österreich mit dem Coca Cola-Schriftzug gibt
es seit 1997 und wie viele Kollegen ihres Genres haben sie sich beim
Skaten zusammengefunden. Nach drei vier lockeren Jahren festigte sich
ihr Stil dann im Punkrock (die Band hat nämlich nichts mit Surfmusik
am Hut, auch wenn der Name und das Label Kamikaze stark darauf hindeuten).
On The Rocks ist ihr zweites Album und klingt sehr lebhaft und mitreissend.
Die Qualität der Band ergibt sich in erster Linie über den
hervorragenden Sänger, doch insgesamt haben die mir deutlich
zuviel Hellacopters und Beatsteaks gehört. Für mich ist
hier leider nichts zu holen. Ich habe die Band zwar noch nie live
gesehen, doch aufgrund dieser CD wirken sie mir jünger als es
die fast 10jährige Bandgeschichte vermuten lässt und ihre
Musik scheint auch eher für ein jüngeres Publikum bestimmt
zu sein.
(Ralf, 6.1.07)
|
Concerto
Hifi - Paranoia Disco (selbstproduziert,
2006) CD
Eigenartiger Bandname. Ich finde zwar das Klischeeferne immer lobenswert
kreativ, doch Concerto Hifi klingt für mich ausnehmend seltsam,
geradezu bedenklich. Ebenso das grauenvolle Cover, das in mir reichlich
unangenehme Gefühle aufkommen und mich diese CD monatelang unangetastet
herumliegen liess. Ich hab sie eigentlich nur während einer grossangelegten
Aufräumaktion in einem besonders gutmütigen Moment eingelegt.
Man muss ja nicht immer dem Klischee entsprechen, doch irgendwas an
einem Cover sollte schon ansprechend sein. Das hier ist das Schlimmste,
das ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich kanns leider nicht anders
ausdrücken.
Es dreht sich um die erste CD eines Kölner Trios. 5 Songs mit
sehr eingängigem poppigen Rock, der trotz reichlich breit gestreuter
Einflüsse (vom Strokes-und-Gefolge-Boom bis zum Stonerrock) ziemlich
homogen und vorallem sehr frisch und lebendig klingt. Ist durchaus
ansprechend. Ich habs sogar mehrere Male durchgehört und die
Melodien bleiben sofort hängen.
Unterm Strich konnte ich meine Zweifel an der Koscherheit dieser Band
aber leider nicht ganz ausräumen. Man vermutet ja hinter jeder
Hecke die üblichen Trittbrettfahrer. Diese Band müsste ich
erstmal live sehen oder auf andere Weise mehr Informationen bekommen,
um sie wirklich beurteilen zu können.
(Ralf, 6.1.07)
|
The
Maharajas - Weekend Sparks (Crusher
Records, 25.11.06) 7"
4-Song-EP der seit Mitte der 90er bestehenden Band um den schwedischen
Langzeithelden Jens Lindberg (Stomach Mouths, Maggots u.a.) und daher
wie zu erwarten mit 60s-infiziertem Garagenrock. Neben dem etwas schwächeren
Einstiegssong "Sometimes I Miss Me" zeigt man sich dann
aber doch etwas variabler und beweist höhere Songwriting-Qualität
als vom Gros des 60-Garage-Sektor geboten wird.
Mit Mathias Lilja (Ex-Strollers) verfügen die Maharajas zudem
über einen herausragenden Sänger, der in der Lage ist einer
Band die prägenden Elemente zu verleihen, was insbesondere auf
dem Herzstück und der besten Komposition der EP, dem Titelsong
"Weekend Sparks" zu tragen kommt. (Ralf, 21.12.06)
|
Leaflet
- Leaflet (selbstproduziert, 15.12.06) CD
Leaflet ist eine hervorragende Rock'n'Roll-Maschine und hier ist
das Album dies endgültig zu beweisen und der Nachwalt zu erhalten.
Oft nah am Klischee und dennoch so clever, sich locker darum zu
winden. Variabel und dennoch stilsicher, erfolgsliebäugelnd
und dennoch dreckig, mit griffigen Melodien und dennoch nicht platt
(den "bösen" Song verzeihen wir ihnen gerne als ironisch).
Die Gratwanderung zur richtigen Mischung ist eine der grossen Qualitäten
des Vierers, dessen Zukunft zuletzt nicht ganz sicher war. Hoffen
wir das Beste. Für mich ist dies ihr Meisterstück und
kommt ausserdem in einer sehr schönen Verpackung!
(Ralf, 21.12.06)
Nachtrag am 25.12.06: Nun ist es offiziell. Leaflet spielen am 4.1.07
im Zofinger Ochsen ihre letzte Show. Aber jedes Ende macht auch
Platz für Neues!
|
The
Lipstix - Paradies In Hell (selbstproduziert,
06) CD
5-Track Mini-CD der ostdeutschen All-Girl-Band. "Nur" Punkrock,
wie im Info beschrieben, würde dem Schaffen der 18jährigen
Mädels allerdings nicht gerecht werden. Da steckt viel mehr drin
als nur blosses Riffing. Ich würde das als Indie-Rock mit viel
Melodie und emotionalen Harmonien bezeichnen. Die Gitarren sorgen
für mehr als eine Harmonieschicht und der Gesang ist für
die Sache perfekt. Sowas würde ich aufs Southside stecken. Das
Songwriting und die Texte sind zwar insgesamt recht gefällig
und könnten für meinen Geschmack etwas beunruhigender sein,
der Qualität tut das aber keinen Abbruch.
Ich weiss nicht, ob man's leicht hat, sich hiermit heutzutage durchzusetzen,
doch gefallen kann das prinzipiell jedem. Die Sängerin heisst
Vic Vaising und kann sich damit auf eine Familientradition berufen,
die auch durch Think About Mutation und anderen von sich hören
liess. Behaltet sie im Auge! (Ralf, 1.12.06)
Nachtrag v. 6.2.11: Lipstix sind aufgelöst. Nachfolgeband heisst
So-Fi.
|
5Bugs
- Tomorrow I'll Play God (Rockhit Records, 3.11.06)
CD
Die 5Bugs werden in letzter Zeit in der einschlägigen Fachpresse
mehr als gelobt! "Uncle Sally" schrieb, die Berliner seien
Deutschlands spielstärkste Newcomer-Band! Das haben 5Bugs bisher
auch bewiesen. Anfang November kommt nun das zweite Album "Tomorrow
I'll Play God". Mit diesem Album im Gepäck unterstreichen
Sie mit einer Tour, die wohl kein Ende finden wird, die Aussagen der
Fachpresse.
Mit "Tomorrow I'll Play God" starten die 5Bugs, ab sofort
bei Rockhit Records unter Vertrag, nun also voll durch. Im Studio
mal noch kurz Guido von den Donots eingeladen und fertig war die Platte.
Diese überzeugt durch Refrains die sich bereits beim ersten Hören
in die Grosshirnrinde bohren. Genau das verspricht das Promoschreiben.
Die 5Bugs spielen Ihren Emopunk verdammt tight nach vorne –
immer geradeaus, ab und zu ein eingängiges Solo, hin und wieder
die emotypischen Schreieinlagen, da n kleiner Tempowechsel, alles
immer auf den Punkt! Fein, fein, fein.
Die Wand für die goldene Platte haben sie wohl schon freigemacht,
denn mit "Tomorrow I'll Play God" brauchen sich 5Bugs nicht
vor den Kollegen aus USA verstecken! Wer braucht schon die Ataris
oder die Get up Kids, wenn wir in Deutschland Bands von diesem Kaliber
haben. (Sascha Wietstock, 31.10.06)
|
Suicide
Souvenirs - Ain't It Strange (selbstproduziert,
2006) CDR
Erste Demo-EP des Dreiers aus dem Balinger Satanics/Mokicks-Umfeld.
Mit drei Songs bekommt man den ersten Vorgeschmack auf frühzeitlichen
Punk- und Waverock, der eine Brücke von David Bowie über
Gang of Four zu Jesus And Mary Chain schlägt, trotz des simplen
Aufbaus immer wieder mit überraschenden Harmonien zu glänzen
weiss und einen romantischen Hang nicht von sich weisen kann.
Dazu tragen die schönen Melodien von Gesang und Gitarre sowie
Textzeilen wie "If You Want You Can Lean On Me" bei. Nun
bin ich ja nicht gerade ein Romantiker und bin auch immer sehr kritisch,
wenn die Aussagen mir zu ... wie soll ich sagen ... "einfach"
sind. Dennoch hat dies hier etwas Ergreifendes und das liegt an der
schlichten Ehrlichkeit, der unprätentiösen Art des Vortrags.
Der Beat scheppert dazu immer schön voran und erhält damit
die punkige und garagige Härte.
Alle drei Songs haben Ohrwurmcharakter und wer die Suicides schon
live gesehen hat, weiss, dass sie mit dem selben Kaliber bereits eine
ganze LP füllen könnten, obwohl die Band gerade mal ein
Jahr existiert. (Ralf, 27.10.06)
|
Dead
On The Sofa - Inspector Fox (selbstproduziert,
2006) CD
Die Sofas sind eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige, junge
Balinger Underground-Band in den letzten 3 Jahren, die ihren Stil
jenseits von Punk und Ska gefunden hat. Sie sehen sich selbst als
Garage-Rock zwischen Noise Conspiracy und den frühen Stones.
Aufgrund der Tatsache, dass sie eine junge Band mit modernem Gedankengut
sind, die aber vorallem "alt" klingen, trifft das sicher
zu.
Die vier Songs sind recht ruhig, in moderatem Tempo und bleiben allesamt
auf einem einzigen Riff, was dem Gesamten eine entspannte Note gibt.
Sie tragen eine leicht traurige aber doch positive Grundstimmung und
schaffen eine sehr angenehme charmversprühende Atmosphäre.
Der Gesang ist etwas nölig und scheint manchmal auf der Suche
nach der Melodie, was für mich anfangs nicht sehr eingängig
war, nach dem zweiten dritten Hören dann aber doch fest hängenbleibt.
Die Gitarren sind fast oder gar nicht verzerrt und die Hammondorgel
setzt dem Sound dann natürlich noch das i-Tüpfelchen auf.
Ungewöhnlich aber sehr angenehm und mit viel eigenem Profil.
(Ralf, 27.10.06)
|
Stronzos
- Stronzos (selbstproduziert, 2006) CD
Debut-CD der schweizer Underground-Rocker um den charismatischen Bandleader
Mitch aus dem Hellmute/Leaflet-Umfeld.
Tolles Cover im Karton, wie immer optisch das Feinste aus dem Hause
Wolf.
Zu hören gibt es 9 Songs die viel Überraschendes bieten.
Die krasse Härte, die disharmonischen Elemente sind einer poppigeren
Geradlinigkeit gewichen, die viel Raum für Melodie und ungewohnte
Sanftheit einräumt. Stilistisch ist fast jeder Song anders. Fast
grenzwertig aber jedenfalls sehr mutig.
Unverändert geblieben ist aber der Charakter der Band, die Leidenschaft
in allem was sie tun, von der Musik über die persönlichen
und kritischen Texte bis zur grafischen Aufmachung und der durchgehenden
Message. Hier wird weiterhin Wert auf Werte gelegt, auch wenn das
nicht immer allzu offensichtlich ist. Doch Mitch Wolf wäre nicht
Mitch Wolf wenn er zu leicht zu durchschauen wäre.
Ebenfalls gespannt bin ich darauf, wie sich dieser Stilwechsel live
darstellen wird, denn am 25.11. spielen sie im Rahmen der Hartklang-Reihe
im Balinger Sonnenkeller. (Ralf, 23.10.06)
|
Fuzztones
- Illegitimate Spawn - The Tribute LP (Sin Records,
2005) DoCD
42 Bands auf einer Doppel-CD huldigen den Fuzztones, uns allen als
60s-Garage-Legende um den Sänger und Gitarristen Rudi Protrudi
bekannt, die insbesondere in den 80ern für Furore sorgten, heute
aber immer noch aktiv sind und denen im Laufe ihrer Karriere derart
viele Aufnahmen mit Coverversionen ihrer Songs gegeben wurden, dass
sie diese nun auf einer Doppel-CD zusammengefasst haben um damit ihr
25jähriges zu feiern.
Die CD ist der eindeutige Beweis für den weitreichenden Einfluss
der Fuzztones, die 1980 in NYC starteten, als wirklich niemand 60s-Garage
spielte, und dennoch mit Hartnäckigkeit und Qualität ein
immer grösser werdendes Publikum fanden, was in der 85er-Europatour
als Support der Damned zur weltweiten Aussaat einer Frucht führte,
deren Nachkommen nun hier zu hören sind.
Die Bands rekrutieren sich fast aus aller Welt. Einige auch aus Deutschland.
Für mich sind die interessantesten Namen dabei Nikki Sudden,
Jayne County und die Morlocks. Ist sicher schön und interessant
für die Fuzztones, sich das alles anzuhören, ich persönlich
halte mich da doch lieber direkt ans Original, denn von keinem der
Songs hatte ich das Gefühl, eine kraftvollere Version als vom
Original gehört zu haben.
Nachdem ich mehrere Jahre kaum mehr Fuzztones-Platten aufgelegt habe,
fand ich am spannendsten diese Qualität und Eigenheit Fuzztone'scher
Kompositionen wieder deutlicher bewusst wahrzunehmen, diese Einzigartigkeit
und Eingängigkeit, die unwiderstehlichen Basslines, die lustigen
B-Movie-Horrorfilm-Texte und den aussergewöhnlich kraftvollen
Pop-Appeal der viele Fuzztones-Kompositionen so erhaben macht.
Dazu gibt es ein wunderschönes 28-seitiges Booklet mit allen
Bands und Artwork vom Meister selbst. (Ralf, 26.9.06)
|
No
Code - Demo 06 (selbstproduziert, 2006)
- CDR
Albstadt ist Tanzmusikerland und das war es schon immer. Viele gute
Musiker, aber alle haben nur die Kohle im Kopf.
Im hochzulobenden Gegensatz dazu pflegen No Code neben einer zunehmenden
Kollegenschaft auch Tugenden die uns bei Kickin Ass interessieren,
nämlich Ideale und Kreativität. No Code sind jung und haben
sich in ihrer kurzen Karriere, ähnlich wie Momsday auch, extrem
zu verbessern gewusst. Man darf sie dem Grunge zurechnen und da fühlen
sie sich auch wohl.
Das Demo 06 glänzt mit druckvollem Sound (unglaublich, was man
mittlerweile aus digitalen Aufnahmegeräten rausholen kann), guten
Kompositionen und stabilem Spiel. Das Riffing ist mitreissend und
energievoll und No Code werden sich ab sofort an anderen Massstäben
zu messen haben.
Einziges Manko für mich der Song "Waiting For Sun",
ein typischer "ruhiger" NoCode-Song, wie sie insbesondere
bei Live-Auftritten noch vermehrt zum Einsatz kommen und wobei deutlich
wird, wie schwierig es ist, die Intensität eines ruhigen Songs
auf dem Level zu halten. Ich finde dieser hier sackt atmosphärisch
ein wenig ab. Mir persönlich gefallen die kraftvolleren No Code
Songs besser. Insgesamt war ich überrascht über die kraftvolle
Produktion und die sattelfesten Kompositionen. Kann ich absolut empfehlen.
(Ralf, 31.7.06)
|
Dayforday
- Until There's Just The Bitter Taste (selbstproduziert,
2006) - CD
Nach der letztjährigen Split-Mini-CD mit Jetsaidready, finde
ich die neue Full-Length-CD der langlebigsten Balinger Punkband leider
etwas dröge. Der Stilwechsel ist vollzogen und macht die Sache
sehr rund und homogen, mir fehlt allerdings über die Gesamtlänge
der CD die inspirative Kraft, die der Vorgänger noch hatte. Dessen
Titel "Stand Aside" ist für mich der beste Song, den
Dayforday bislang geschrieben haben. Der Song hat eine knallige Hookline,
einen einprägsamen Refrain und ein mitreissendes Arrangement.
All jenes vermisse ich auf dieser CD fast durchgängig. Ausserdem
werden die Metaleinflüsse nun doch deutlicher, was sicherlich
an dem vielen Hardcore liegt, den sich vorallem Michi und Gebert reinziehen.
Insbesondere der Sound nähert sich ihrer Vorstellung von brutalerer
Musik an, was sich in diesem Fall aber besser auswirkt denn je.
Und nach dem Durchlesen der Texte mag man in Depression verfallen.
Man bekommt das Gefühl, dass Dayforday nun ihre Jugendjahre endgültig
abgelegt haben und anfangen ihre Seelenwunden zu zählen.
Dazu fängt dann allerdings das schlichte Schwarzweiss-Cover,
bei dem auf jeglichen Firlefanz verzichtet wird, wieder an zu gefallen
und wenn man Herrn Gebert hört, der mir erzählte, dass er
mit dem Ziel ins Studio ging, die deprimierenste Platte seines Lebens
zu machen, dann muss ich auch sagen: "Yep, das ist gelungen!"
Und zwar mit der Inbrunst, die man ihnen ja wohl als Letztes absprechen
kann.
Dayforday haben mit der Reife auch an sehr an Tiefgründigkeit
gewonnen, was sie beinehrlich und mit grosser Hingabe vortragen. Gross
im Zweifel an der Welt und am Leben.
Für mich ist "Until There's Just The Bitter Taste"
ein schwerverdauliches Werk, dem die Höhepunkte fehlen, das aber
über seine tieftraurige Abgründig- und Trostlosigkeit zu
gewinnen weiss. Vielleicht wird es als DAS Dayforday-Werk in die Geschichte
eingehen, das für die Fans immer eine Sonderstellung behalten
wird, weil es so schwer zugänglich ist und im Bemühen diesen
Zugang zu finden, zu wachsen beginnt, bis es für immer als Kultware
angepriesen werden wird. Wer weiss ... (Ralf, 24.4.06)
|
|