|
1966 - 1967 - 1968
- 1969 - 1970 - 1971
- 1972 - 1976 - 1979
- 1986 - 1989 - 1994
- 1996 - 1998 - 1999 - 2000
- 2001 - 2002 - 2003
- 2004 - 2005 - 2006
- 2007 - 2008 - 2009
- 2010 - 2011 - 2012
-
2013 - 2015 -
2016 - Aktuell
Red Aunts - Saltbox
Red
Aunts – Saltbox (Epitaph, 1996)
LP
Cooles Cover: Man kann die Hülle aufklappen und hat so vier Seiten
auf denen jedes der vier weiblichen Bandmitglieder gross und mit Ausschnitt
über den Augen abgebildet ist. Auf der Vorderseite ist dieser
Ausschnitt ausgestanzt und wenn man die Innenhülle mit Platte
reinschiebt, erscheinen Bandname und Titel im Ausschnitt.
Da die Red Aunts von ca. 91-97 existierten, fielen sie noch in die
Randzone des kommerziell genutzten Internets, sodass man dort wenig
brauchbare Informationen, meistens nur einen Haufen gebrochener Links
über sie findet. Leider hat sich niemand die Mühe gemacht,
sie post-mortem zu würdigen. So findet man überall nur das
veränderte CD-Cover. Was dort vorne drauf ist, ist in meiner
innen drinnen. So musste ich noch den Fotoapparat abstauben, um das
"richtige" Cover zu fotografieren. Wie schändlich,
dass eine derart gute Band so wenig beachtet wurde und bis heute noch
niemand mehr ihre LPs auf Ebay oder sonstwo dealt. Dabei brachten
sie doch satte fünf Alben heraus, dazu eine Handvoll Singles.
Saltbox ist Nummer 4 und das erste Album auf Epitaph, nachdem sie
es zuvor mit Sympathy for the Record Industry versucht hatten. Dieser
Labelwechsel wirkt wie eine verzweifelte Flucht nach vorn. Offensichtlich
ging ihnen das Geld für Nagellack aus oder sie hatten keine Lust
mehr auf Löcher in den Strumpfhosen. Dabei weiss man doch schon
seit den Zeiten grosser Künstler wie bspw. Cpt. Beefheart, dass
ein Wechsel zu einem vorsätzlich kommerziell orientierten Plattenlabel
einer Band mit künstlerischem Potential nichts bringt.
Ich hab die Platte ca. 2001 in einem Ulmer Plattenladen gefunden.
Sag niemals wieder jemand etwas Schlechtes über Ulm, denn ich
hab das Ding nirgendwo ein zweites Mal entdeckt. Wenn doch, werde
ich sie auch kaufen, um einen Ersatz zu haben.
Mit ihrem erwachsenen aber betont backfischartigen Charme wandeln
die Red Aunts auf Saltbox zwischen kurzen und kerzengeraden punky
Knallern, die sie mit ihren lasziv-rotzigen Stimmen sehr weiblich
inszenieren, wobei sie mit ihren rhytmisch-gespielten Telecastern
den Sound von den Hives schon um Jahre vorwegnahmen, und vertrackteren
Songs, die dem Drang zur Selbstzerstörung folgen, sich dabei
aber immer wieder selbst überraschen. Am Ende kommen sie dann
dort an, wo ich sie am Liebsten habe und wo auch Terri Wahl, Sängerin
und Gitarristin, nach den Red Aunts ihre Spielwiese fand: Im eher
melancholischen Nachts-um-fünf-und-kein-Taxi-allein-als-Frau-auf-der-Strasse-im-Ghetto-und-dann-auch-noch-der-Absatz-abgebrochen-Blues,
der ihnen sooo gut steht.
(Ralf, 22.3.09) |
|