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369 Rock'n'Roll Pistoleros - Debut | Dead
On The Sofa - 'nd, Look | Die
Goldenen Zitronen - Die Entstehung der Nacht | The
Hanoise - Worlds Finest Species | Mantikor
- And the Light of Long Gone Days | Maplewood
- Yeti Boombox | Smalltown
Rockets - Shakin' The Demons Away With Our Hips
Maplewood
- Yeti Boombox (Tapete, 2009) LP
Boaaaaaaah, sind die harmlos. Das gibt's ja gar nicht. Boah, boah!
Hab ich mir gekauft, weil sie als die Byrds von heute ausgeschrieben
waren und da dachte ich mir: "Cool, eine neue Byrds-Platte. Einen
Versuch soll's wert sein."
Die Patenschaft ist tatsächlich sehr deutlich. Auch wenn die
Band aus New York ist, hört man den amerikanischen Westen der
frühen 70er in jeder Note. Die Gesangslinien sind teils stark
der Byrds-mit-Crosby-Phase entlehnt, auch wenn man sonst schon ein
paar eigene Wege findet, die allerdings vor allem der Langeweile dienen.
Sound und Songwriting zielen mehr auf die Frühsiebziger-Byrds,
teils auch CNSY. Die aber waren alle total durchgeflippte wildgewordene
gefährliche Wüstenhunde gegen Maplewood, die natürlich
in echt nichts anderes als ein paar wimpige Indie-Typen sind, die
sauber spielen und singen können und daher auch mittlerweile
sehr bekannt sind und die halbe Welte touren.
Mir gefällts trotzdem. Gaaaanz schön langweilig ab und an,
aber dennoch ... ich kann mir das anhören. Meine Byrds- und CNSY-Vorliebe
verstört ja bis heute meine Umwelt.
Die Kinder-Kellogs-PacMan-Zeichnungen auf dem Cover mit Old-School-Computerschrift
lassen naiv-herzensdoof-brüllwürfel-pupsende C64-Beats erwarten.
Das ist quasi das Gegenteil von dem was man zu hören bekommt.
Nun gut. An dieser Stelle soll mir das egal sein. Maplewood ist für
mich ok, aber keine wirkliche Herzenssache. Die soll'n aufs Cover
machen was sie denken. Das ist mir sowas wie noch was. (Ralf,
16.1.11)
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Smalltown
Rockets - Shakin' The Demons Away With Our Hips
(?, 2009) CD
Steh-Toms, das Plektrum über die Seiten gezogen, Eröffnungsakkord,
Rock'n Roll Lick mit Chuck Berry Flair, nur verzerrter. Gesang setzt
ein, die Band wird ruhiger. Die Gitarren spielen abgedämpfte
Achtel.
Die Smalltown Rockets katapultieren den Hörer zurück in
die 90er. Genauer gesagt, in die Jahre 97/98 wo die Backyard Babies
und Hellacopters explodierten. AC/DC Riffs und Rootsrock gepaart mit
Punkdrive und Rotz.
Auf dem Cover Sterne und die Silhouette einer Gogo-Tänzerin.
Da fehlen nur noch Flammen, um das Klischee perfekt zu machen.
Nach dem dritten Lied meint man, breitbeinigen Männerschweiß
in der Nase zu haben. Ich kriege Lust auf Bier.
Die Gitarren kniedeln sich immer wieder einen ab. Ja, ja, dass gute
alte Gitarrensolo. Hoch soll es Leben. Die Smalltown Rockets sind
wie Schnitzel mit Pommes. Da weiß man was man bekommt. Ach so,
Texte wie, „Love my Car“, muss ja, kennt man ja, Hell
yeah, Ripphemd, ole, ole. (Dan Shan-Dog, 22.11.09) |
Die
Goldenen Zitronen - Die Entstehung der Nacht
(Buback Tonträger,
16.10.09) CD
Die goldenen Zitronen gehören definitiv zum Soundtrack meiner
Jugend. Ihre frühen Fun-Punk-Platten versetzen mich noch heute
zurück in meine Sturm- und Drangphase. Nach dem ich sie einige
Jahre aus den Augen verloren hatte, kaufte ich mir Ende der 90er eine
ihrer Spätwerke. Nach anfänglichem Fremdeln und Verwirrtheit
über die Radikalität ihrer Entwicklung verfiel ich ihnen
auf's Neue. Bis Heute! Inzwischen wurde alles nachgekauft und man
freut sich immer immens auf Neuveröffentlichungen der linken
Avantgardisten. Anders ist ihre Musik zwischenzeitlich nicht mehr
zu betiteln. No Wave Attacken, Elektrogeblubber, Free-, Jazz- und
Theatermusik ist bei ihnen möglich und vorhanden. Um die weitverzweigte
und sehr interessante Geschichte der Goldenen Zitronen zu behandeln
fehlt hier der Platz. Dazu kann man nur, die jüngst erschienene
Doppel-DVD „Material“ empfehlen.
Nun ist es wieder soweit, eine neue Zitronenplatte steht ins Haus.
„Die Entstehung der Nacht“ ist ein Rundumschlag zur Lage
der Nation. Nach all den Jahren treten sie noch immer jedem vor's
Schienbein. Textlich wieder von kryptisch bis unglaublich präzise
beobachtet und ausgewertet. Schorsch Kameruns Stimme krächzt
und scheppert als wäre er noch immer 18. Ted Gaier malträtiert
wieder seine Gitarre mit Halbtonpirouetten auf das Übelste. Der
Song „Lied der Medienpartner“ zündet wie eine Handgranate.
Auch „Börsen Crashen“ hat heftige Wut im Bauch. Andererseits
gibt es zwei Instrumentalstücke und eine Coverversion von Melanies
Hippie-Ballade „Beautiful People“. Sehr nicoesk!!! Die
Nummer „Wir verlassen die Erde“ hätte auch schon
auf einer ihren frühen Fun-Punk-Platten sein können. Ansonsten
ist die Scheibe wieder einmal randvoll mit Ideen, Verweisen und Zitaten.
Allerdings fehlt mir diesmal solch eine Mördernummer wie „Mila“
oder „Flimmern“ ihrer letzten Platten. Dies sind vielleicht
auch nur Befindlichkeiten welche noch im Wandel sind. Bei jedem Hördurchgang
entdeckt man Neues.
(Daniel Schandlichkeit, 22.11.09) |
Mantikor
- And The Light Of Long Gone Days (selbsproduziert, 2009)
CD
Wer hört keinen Metal? Ich!
Von wem gibt's ein Foto im Metalhammer auf dem Bang Your Head das
1000 Metalheads zeigt, die alle gebannt die Arme zur Bühne
strecken, nur einer kuckt gelangweilt in die entgegen gesetzte Richtung?
Von mir!
Wer hasst es, wenn technisch-musikalisches Können dem Selbstzweck
dient und behauptet, dass das beim Metal ganz besonders ausgeprägt
ist? Ich!
Wer hasst Klischees und behauptet, dass auch die beim Metal besonders
ausgeprägt sind? Ich!
Für wen ist sogar die ganze Punkrock-Generation schlags Green
Day, Blink usw. nichts als Metal? Für mich!
Diese Liste könnte ich noch bis morgen früh fortführen,
doch ich möchte nicht noch mehr langweilen. Nur noch eine Frage:
Und wer macht Metalmusik? Mantikor!
Nun sollte ein Rezensent die Finger lassen wovon er nichts versteht.
Und das tat ich bislang auch gewissenhaft. Doch dann kommen Zeiten,
an denen man sich beflissen fühlt, den Fesseln der Intoleranz
zu entfliehen und neue Ufer zu flanieren. Mit etwas Weltoffenheit
muss das ja auch nicht unbedingt in die Hose gehen.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck, fühle ich mich nun gut
genug gerüstet, die erste Mantikor-CD zu besprechen. Was kann
mir schon passieren? Dass morgen Nacht hundert Typen in Kutten mit
Mistgabeln und Fackeln vor meiner Tür stehen? Das soll's mir
doch wert sein.
Gut, dann mal los. Also ... erstmal: Die Ballade finde ich scheisse!
So, läuft doch gar nicht schlecht. Frisch mit den Fingern geknackst
kann ich mich ja nun an differenziertere Urteile wagen. Ausserdem
bin ich trotz dieses ersten Angriffs vielleicht noch nicht mal alleine
damit auf der Welt. Könnte mir vorstellen, dass auch so mancher
aus dem Metal-Lager dieser Aussage zustimmt. Denn Metal is ja schliesslich
nix für Pussies? Oder doch?
Wenn man so manche der überraschend einsetzenden Gesangsmelodien
nach ersten beinharten Metalriffs anhört, könnte man veranlasst
sein, das Gegenteil zu denken. Mantikor hat eine durchaus passende
Mischung aus traditionellen Metalelementen und Modernem und darüber
viel Gefühl und Melodie. Insgesamt fast eine Pop-Metal-Platte.
Die harten Riffs geben ebensovielen weichen Riffs die Hand. Die
Songs sind sehr gefällig und die Refrains eingängig (als
ich am Morgen nach dem ersten Hören dieser Platte aufwachte,
hatte ich jedenfalls einen der Refrains im Kopf) und wie immer sehr
wichtig weil sehr selten: Der Sänger ist super.
Ausserdem habe ich kein einziges Gitarrensolo gehört. Richtig
oder falsch? Das stellt Mantikor natürlich klar auf unsere
Seite des Flusses und zeigt, dass sie keinem der eingangs erwähnten
Klischees eine Chance geben. Und wo ist der Pomp und das Gehabe
vieler Metal-Bands? Nirgends. Das ist das Gegenteil von Spinal Tap.
Ausserdem hat die CD ein saugutes Cover aus dem Hause SeasonZero,
nämlich von Gitarrist Matthias, der mittlerweile sozusagen
der Hausgrafiker der neuen Albstädter Rockszene ist.
Schöne Platte ... bis auf die Ballade. :o)
(Ralf, 20.6.09)
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3Six9
Rock'n'Roll Pistoleros - Untitled (selbstproduziert,
2009) CD
Mischu Wolf, der Rock'n'Roll-Outlaw per se, hat nun wieder zwei Kumpanen
um sich gewickelt, die seinen wahnwitzigen Ideen Gestalt verleihen
können, als hätten sie zusammen nie etwas anderes getan.
Wir wissen ja aber auch, dass Mischu unlängst mit der Church
of Stronzo (oh ja, die neun Winkel ...) gewerkelt hat und da darf
man ja gerne geneigt sein, sich dem lieblichen Gedanken hinzugeben,
es könnte nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein.
Wie schon auf der letzten Passion Of Stronzo mixt der Grossmeister
seinem schweren Rock'n'Roll-Gebräu eine ordentliche Portion Pop
und Gefälligkeit hinzu, diesmal aber hat er mit einem begnadeten
Blues-Gitarristen, ein ganz und gar ausgekochtes Schlitzohr an seiner
Seite.
Von Gitarrenseite knarzt und brutzelt, wimmert und zieht es also nach
allen Regeln der Kunst. Und auch der Drummer (nur der mit dem Dreizacken
weiss, wo die Schweizer immer diese hervorragenden Musiker her zaubern)
groovt wie der Gott der Unterwelt.
Natürlich nur naheliegend, dass diese Burschen seit vielen Jahren
in den Gemächern der Stereo Satanics ein- und ausgehen. Kein
normaler Mensch möchte wissen, was hier hinter vorgezogenen Vorhängen
passiert. Gerüchte sind aber schon am Köcheln, dass unter
anderem über ein Gastspiel der 3Six9er im Balinger Sonnenkeller
nachgedacht wird.
Und dann wieder diese Verpackung! Eine Holzschatulle mit Metallplatte
drauf, jedes einzelne Stück handgefertigt. Man muss erst vier
Schrauben rausdrehen, um neben dem CDling für jeden Song ein
eigenes Blättchen mit Zeichnungen zu finden, die man auf der
Rückseite zu einem Foto zusammenpuzzeln kann. Das ist Rock'n'Roll
Deluxe. Aussergewöhnlich und in jeder Hinsicht von höchster
Qualität.
Wenn ich's noch richtig im Kopf habe, gibt es nur 100 Stück dieses
Schatzes.
(Ralf, 31.5.09)
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Dead
On The Sofa - 'nd, Look (selbstproduziert,
1.1.2009) CD
Wesentlich facettenreicher als bisher präsentieren sich die sympathischen
Balinger Retro-Indie-Rocker Dead On The Sofa auf ihrer neusten Drehscheibe.
Mit 13 Songs und einer Spielzeit von 33 Minuten langen sie nun auch
erstmals in die Vollen. Aufgenommen und gemixt haben sie alles zusammen
mit dem Stereo Satanics-Bassisten und Soundexperten Matthias Ulrich.
Der Sound ist cool und variert ständig.
Dead On The Sofa stehen mit ihrer Musik auf eigenen Beinen. Referenzen
zu ziehen fällt äusserst schwer. Die eigenwilligen aber
schwungvollen Kompostionen, die Tatsache, dass eine schöne alte
Orgel und schrabbelige Gitarren vorherrschen, darüber Philips
hysterischer Gesang wissen durchweg zu gefallen und einige Songs bohren
sich einem nachhaltig in den Kopf. Das klingt alles schon richtig
cool, auch wenn Dead On The Sofa glücklicherweise in Wirklichkeit
diesseits von cool sind.
(Ralf, 31.5.09)
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