Dungen
- Allas Sak (25.9.2015, Mexican Summer) - LP
Ich hab die letzten 5 Jahre auf keine Platte so sehnsüchtig
gewartet wie auf diese. Fünf lange Jahre sass ich da und klickerte
nervös mit den Fingernägeln auf dem Tisch. Man kann's
ja niemandem erzählen, weil ich sonst niemanden kenne der Dungen
kennt.
Am 25.9. bin ich durch alle Plattenläden der Stadt gepilgert
um festzustellen, dass es auch niemanden interessiert, dass Dungen
eine neue Platte hat. EINEN geschlagenen Monat musste ich warten,
bis ich sie in den Händen hatte.
Allas Sak ist also nun Platte Nr. 7 und zeigt Dungen nach 5jähriger
Pause wenig verändert, was ja auch niemand anders erhoffte.
Keine Sorge, das deutet nicht auf Langeweile hin, dazu sind die
Songs zu vielschichtig. Wir hören also weiterhin den beliebten
Psychedelic-Prog-Rock, der sehr an den frühen 70ern orientiert
ist und auch so klingt. Die Unterschiede zu den vorigen Platten
aufzuzählen macht nicht wirklich Sinn, denn über die letzten
4 Alben gesehen, ist die Kontinuität das Tragende. Nicht der
Song, sondern das Gesamtwerk, auch wenn jeder einzelne Song ein
Meisterwerk ist, zumindest auf den letzten beiden Alben. Um auch
Allas Sak dieses Urteil zu vergeben, muss ich der Platte noch ein
paar Durchläufe gönnen. Denn wie alle gute Musik erschliesst
sich das, was lange bei dir bleibt, erst bei mehrfachem Genuss.
Mir zumindest geht es so.
Gustav Estjes ist und bleibt Dungen. Er schreibt das Grundmaterial,
spielt Tasteninstrumente, Flöte und singt. Die anderen Mitstreiter
sind wichtig, insbesondere Gitarrist Reine Fiske, der sowas wie
der Zentralgitarrist der schwedischen Indie-Psychedelic Szene ist
und in vielen anderen Bands mitwirkt, aber Estjes belebt und begräbt
Dungen.
Dungen ist kunstvoll im Handwerk, perfekt in der Abstimmung, Komposition,
Mix und Mastering. Dafür aber fast kindlich verspielt und naiv
in seiner gefühlten Wahrnehmung. Die Arrangements und Melodien
scheinen sich selbst beim Kommen und Gehen zuzusehen. Und ich kann
am Ende immer nur wieder Gitarrist Reine Fiske hervorheben, dessen
singende Stratocaster die Arrangements umschwebt, bindet und immer
wieder mal plötzlich ausbricht, sich nicht an vorgezeichnete
Wege zu halten gedenkt und somit für Dungen absolut unersetzlich
ist, genauso wie Estjes' Kompositionen. Manchmal klingen Dungen
wirklich wie ein Wunder.
Und nach 5 Jahren Wartezeit zwischen Skilt I Allt und Allas Sak
ist das neue Album Häxan (eine reine Instrumental-Auftragsarbeit)
schon im Kasten und erscheint noch im November 2016.
(Ralf, 8.11.15)
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