Platten 2000

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The Blood Brothers - This Adultery is Ripe (Sound Virus, 2000) - LP
Dass ich ein großer Bewunderer des Fünfers aus Seattle bin, dürfte in Kickin’ Ass Kreisen mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Jetzt habe ich mir die beiden ersten Werke auch besorgt und endlich schließt sich der Kreis. Durch den Überblick über ihr gesamtes Schaffen, ihre Entwicklung verstehe ich sie jetzt ... zumindest etwas besser.
"This Adultery is Ripe" stammt von 2000 und wurde auf dem Kleinstlabel "Sound Virus" veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt dürften die Jungs ungefähr 18 oder noch jünger gewesen sein. Das hört man der musikalischen Umsetzung durchaus an. Zwar ist der Stil schon recht einzigartig, nur lange nicht so wüst und hysterisch wie später in ihrem Schaffen, auch lange nicht so brutal und abgestürzt. Was gefällt ist der angenehm rohe, unproduzierte Sound, auch wenn es etwas an Wucht fehlt. Auf konventionelle Songstrukturen wird auch hier schon geschissen.
Aber wirklich umwerfend und fast unglaublich sind, sogar hier schon, ihre Texte. Die Blood Brothers legen hier Lyrics vor, die sich vor späteren Werken nicht verstecken müssen. Es wäre jetzt müßig, Beispiele zu nennen. Jeder verdammte Song hat geniale Texte! Woher nehmen sie diesen unheimlich kruden Humor wie in "James Brown", die bedenklichen Phantasien bei "Jordan Billie Pets the Wild Horse’s Mane" und den bedrohlichen Wahnsinn von "Time for Tenderness"? Für ein Debüt ist das hier sehr beachtlich, keine Frage.
(Martin)
Motorcitysonic - Autumn 2000 - CD
Die Promotion-CD der Bookingagentur Motorcitysonic aus Stuttgart, mit zwölfen ihrer Bands, ist hartes Brot für mich. Das ist Alternative-Rock, wie er alternativer nicht sein könnte. Ende der 80er, Anfang der 90er gabs davon bis zum Erbrechen viele Ami-Bands die sich auf Labels wie Sub Pop, Touch And Go und Rhino herumtrieben, jedenfalls alles, was von Glitterhouse lizensiert wurde. Die meist in oder um Stuttgart beheimateten Bands lassen der Direktheit ihrer amerikanischen Kollegen allerdings noch eine, für meine Ohren sehr anstrengende, gebildete Komponente einfliessen, will sagen: Studenten am Werk. Hamburg winkt. Da bildet man ausgeklügelte Harmonienkaskaden, immer ein Auge drauf, dass der Wiederholungseffekt so gering wie möglich ist. "Antikommerziell" ist ja ein Wort, dem ich gerne beipflichte, und ich unterstelle auch keine Widersacherei, doch die Motorcitysonic-Bands sind mir einfach zu ruhig, verschroben und intellektuell. Ich krieg Depressionen, wenn ich mir das Gejammere dieser jungen Menschen anhöre.
So in der hinteren Mitte wirds kurz mal recht gut, etwa bei Craving, die für mich mit Abstand der Hit der CD sind, nicht nur weil ich die Band schon kenne, sondern weil sie als einzige richtig auf den Punkt spielen und das gefällt mir eben. Bhang Dextro, die zweite mir bereits geläufige Band, enttäuscht mich auf dem Sampler. Das können die besser. Diese beiden Bands sinds dann auch die aus dem seirigen Sup Pop-Gedrösele eher in Richtung Amphetamine Reptile abzielen. Dennoch sind alle Bands auf diesem Sampler sicher empfehlenswerte Tips, die ich mir allesamt mal gerne live reinziehen würde. Qualität bieten sie schon.
(Ralf)
Die beiden genannten Bands retten den zweiten Frankenstein.
The Mobile Mob Freakshow - Deathtrip 2000 (Noxious Records) CD
Das neuste Pferd im Stalle Fullgas Entertainment. Stumpf und geradeaus, w�st und gef�hrlich. Ich w�rde sie irgendwo zwischen Mot�rhead, Misfits und den d�steren aber geradlinigeren Alben von Helios Creed einordnen. Der Gesang ziehts dann aber doch eindeutig in die Gefilde des Underground-Metals. Es gibt ne Menge b�ses Gegrunze zu h�ren und das ist nunmal insgesamt nicht so mein Ding. Dennoch werde ich's mir keinesfalls nehmen lassen, ihre Show anzusehen, denn bald sind sie auch in unseren Breiten zugegen.
Mehr Infos unter: www.fullgas.de
(Ralf)
Senor Coconut Y Su Conjunto - El Baile Aleman (Multicolor Records) - LP
Gott vergib mir, wenn das nicht das abgefahrenste Stück Scheisse ist, das ich je in meinem gottlosen Leben gehört habe. Die Truppe aus Santiago de Chile, die nur äussert gebrochenes englisch und selbstverständlich kein Wort deutsch kann, covert ein komplettes Kraftwerk-Album und zwar ganz stilgerecht im Latino-Style. Süsslicher mehrstimmiger Gesang und dazu minimal instrumentierter Sound mit viel Marimba und allerlei südamerikanischer Schlaginstrumente sowie ausgeklügelt reduziertem Synthesizer-Einsatz. Verdammt, diese Chicos sind wirklich extrem cool und haben einen Humor auf den ich nur neidisch sein kann. Der Zufall kann es jedenfalls nicht sein, wenn man derart exakt erfasst, was Kraftwerk damals ausgemacht hat. Obskuritäten-Faktor: 100!
Auch meine Nachbarn werden mir eines Tages wieder vergeben, dass ich beim Anfang von "Autobahn" in derartiges Gekreische ausgebrochen bin, dass der Katastrophendienst bereits die Spitalstrasse evakuieren wollte. Vergebt mir alle, doch diese Platte hat mir brutal den Arsch gekickt.
(Ralf)
Kickdown - Hell Yeah - CD
Kickdown siedeln in einer virtuellen Welt, einem Paralleluniversum, dessen Zugang mir verborgen ist. Insbesondere die Keyboard-Wellen vermitteln mir ein Mad-Max-im-Cyberspace-Gefühl, ein schleichendes Unwohlsein, das Kickdown einem so gerne unter die Haut jagen.
Nachwievor jagen sie kreuz und quer durch die Stilrichtungen, wobei sich mir mittlerweile doch der rote Faden zu erkennen gibt. Kickdown haben es geschafft, sich im Crossover-Quirl eine Eigenständigkeit herauszuarbeiten, der man sich nicht leicht entziehen kann.
Die Basis scheint mir mehr denn je im harten Rock alter Schule zu liegen. Denkt man sich allen Firlefanz weg, der der Band die moderne Note gibt, lassen sich durchaus altgewohnte Strukturen erkennen.
Darin mag auch der Erfolg der Band liegen. Altes mit Neuem, clever gemixt, auf eine solide Basis musikalischen Könnens gestellt, dazu ein abgedrehtes Image, hart am Rande der schwarzen Szene, und bedingungsloser Glaube an sich selbst. Das muss ja fast schon funktionieren.
Kickdown haben sich ihre Berechtigung erkämpft und werden keinen Zentimeter Terrain wieder freigeben.
(Ralf)
The Hellacopters - High Visibility (Universal, 23.10.00) - CD
"I've been heavy, I've been deep. I look cool but inside I'm weak!" Das sind die ersten Zeilen des Openers "Hopeless case of a kid in denial" der neuen Hellacopters CD "High Visibility". Ob nun Nicke Royal (oder mit b�rgerlichem Namen Andersson) cool aussieht oder nicht, dar�ber l�sst sich genauso streiten wie �ber die Qualit�ten des neuen Albums. Fest steht jedenfalls, dass die Rock'n'Roller aus dem hohen Norden die Anh�ngerschaft in zwei Lager spalten werden. Denn schon wenn man in die ersten Songs reinh�rt, hat sich das best�tigt, was sich nach der letzten Platte "Grande Rock" stark angedeutet hat: die Hellacopters nehmen sehr viel Agressivit�t, H�rte und Schnelligkeit heraus und setzten daf�r eher auf einen Sound, der mich stark an die Ende-Siebziger-Musik von KISS und Lynyrd Skynyrd erinnert. Das ganze gipfelt dann in dem siebten Liedchen "No Song unheard" das f�r meinen Geschmack eindeutig die Grenze des "Schmalzgrades" auf einer "High Energy Rock'n'Roll-CD" (so bezeichnen die Hellacopters ihren Stil) �berschreitet. Da passt es auch ganz gut, dass Mr. Royal in einem Interview erst k�rzlich ank�ndigte, die Pop-Krone ergattern zu wollen und mit dem Wechsel von "White Jazz" zum Major Label "Universal" scheinen sie ihrem Ziel ein St�ckchen n�her zu r�cken. Was man dem Album, H�rtegrad hin oder her, dennoch nicht absprechen kann, sind die Songwriter-Qualit�ten, die sich dem H�rer im selben auftun. Unbestrittene Ohrwurmgarantie haben unter anderem "Baby Borderline", "Throw Away Heroes" oder die erste Singleauskopplung bzw. Video "Toys and Flavors". Sogar Gitarrensoli die an Chuck Berry und Co. erinnern ("I wanna touch") lassen gr�ssen. Alles in allem ist das Album dennoch zu energielos, zu sauber und zu glatt, vor allem dann, wenn man die ersten zwei Alben der Hellacopters kennt ("Supershitty to the Max" und "Payin' the dues), aber in Sachen Songwriting jedoch ein klarer Anstieg zu dem mit Abstand schlechtesten Longplayer der Hellacopters "Grande Rock". Man darf gespannt sein wohin der Weg der "H�llenschrauber" in Zukunft f�hrt, aber eines sollten sie dabei NIE vergessen: "RESPECT THE ROCK!"
(Mr. Roadburner)
Emtpy Bottles - Straight In Your Face (selbstproduziert) - CD
5 Songs der Mössinger Ska-Punks. Nach jedem Song erstmal ein kräftiger Knackser. Bitte nächstesmal etwas mehr Sorgfalt beim Brennen, Jungs. Auch mit dem Cover hat man sich nicht allzuviel Mühe gegeben. Dafür kostet das Ding aber auch nur 6 Reichsmark. Man hört gewöhniglichen (würde meine Tante sagen) Ska-Punk-Rock, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich umwerfend. Das kommt live deutlich besser rüber und daher seien die Empty Bottles durchaus als hoffnungsvoll eingestuft. Das böse böse Erwachen kam dann allerdings beim Titel 5. Das kann ich leider nicht durchgehen lassen, bei aller Zuneigung für lokale Bands. Unsere lieben Freunde aus dem Heavy Metal Lager haben ja letztes Jahr schon festgestellt, dass Kickin Ass für Nulltoleranz steht und so soll auch hier nichts und niemand verschont werden. Leider ists ja heute so einfach, eine CD herzustellen. Früher, als alle Amateure noch mit Democassetten rumgerannt sind, wäre es ein Leichtes gewesen, diesen Titel einfach selbst zu löschen, doch so ... Und dann heisst der Song auch noch "Dedicated To A Girl". Was zum Teufel stellen diese Kerle mit ihren Girls an? Kann mir das mal jemand sagen?
(Ralf)
Dedicated To A Girl fliesst nicht mit in die Wertung ein!!!!
The Hicktown Heroes - Rock'n'Roll Ride (selbstproduziert) - CD
Erstmal Lob für das wirklich überbockstarke Bandfoto im Inlay. Wer die Jungens kennt, wird sich nicht mehr kriegen. Das ist einfach pralle Hosen und coole Brillen pur. Das dreckig einladende Outfit spiegelt sich im Inhalt leider nur im Kompositiorischen wider. Die 5 Tracks sind völlig perfekt, leider etwas zu zurückhaltend aufgenommen. Der überschäumenden Energie der Live-Präsenz konnten die Hicktowns zwar nicht Rechnung tragen, doch liessen sie ihre Köpfe ob des Resultats selbst recht schnell hängen und nahmen zur Rache gleich noch mal zwei (jetzt) schmutztriefende Nummern auf, die einmal hier nun als Hidden Track und zum zweiten auf der Split-Single mit den Stereo Satanics zu hören sind. The Hicktowns rule - so oder so.
(Ralf)
dayForday - Down Home (selbstproduziert) - CD
In einem Homestudiokeller in Weilstetten aufgenommene 7-Track-CD der Balinger Skate'n'Ska-Punks. Daher darf man beim Sound auch nicht so kritisch sein, was aber nicht für den Mix gilt, denn da schwankt das kosmische Gleichgewicht hinundwieder wie eine Blechbüchse auf der stürmischen Eyach. Naja, auch einen smarten Hauch Dreck könnte die Sache vertragen, finde ich. Da und dort ein kleiner musikalischer Scheisshaufen eingebaut (und wenn's nur mal eine shitty Gitarre oder ein unkontrolliertes Feedback ist) und mein Herz würde lachen. Ohne das kann Down Home leider nichts dazu beitragen, meinen Gehörschaden zu verschlimmern.
Fuck, dabei sind die Kompositionen im Gerüst völlig On Top! Das Potential ist da und dennoch stellen sich einem hinundwieder sperrige Gerümpelschaften in den Weg. Ich kann nunmal nicht anders und muss meinem persönlichen Geschmack folgen, der der strengen Regel huldigt: Je primitiver und direkter desto besser.
So reihen sich auf Down Home belanglosere neben wirklich grossartige Momente, wobei letztere das innere Fragezeichen von GO auf STAY switchen und man der Sache gerne noch mal einen Durchlauf gönnt. DayForDay sind noch lange nicht am Ende ihrer Schaffenskraft und ausserdem einfach ein sehr sympathischer Haufen, der Spass hat und dem man seine Aufmerksamkeit gerne zuteil werden lässt.
Fazit: Sammeln, damit die Band sich endlich mal ein passendes Studio mit einem passenden Soundengineer leisten kann, dann werden sich die Wege schon ebnen.
(Ralf)
Spiritual Beggars - Ad Astra (Music For Nations, 3.4.00) - DoLP
Ich bin ein Hippie. Ich hüpfe über Wiesen, freue mich über die Bienchen und rieche an Blumen. Nein, ich höre die neue Spiritual Beggars. Wenn diese Platte aufliegt, kriegst Du alles von mir, Baby. Wenn diese Platte aufliegt, verschreibe ich dem nächsten Versicherungsvertreter meinen Glauben, meine Seele und mein Portemonnaie. Diese verrückten Wikinger scheinen tatsächlich eine spirituelle Kraft in ihrer Musik zu haben, wenn sie ihren 70er Retro Psycheldelic Heavy Metal mit wunderbarer Hammond zelebrieren und dabei von Gewalt zu Schönheit wechseln als wären die Grenzen fliessend. Ebenso scheinen die Grenzen zwischen 69 und 99 aufgehoben. Nur der ungemein wuchtige Sound zieht dieses Ding in unsere Zeit und die Beggars bestätigen damit den Eindruck, den sie auf den Vorgänger-Alben, sowie live letztes Jahr als Fu Manchu-Support hinterliessen. Diese Band wird bald sehr gross sein. Noch kennen die Bang Your Head-Veranstalter diese Truppe nicht, doch ich denke, dass sich hier eine grosse Gemeinde vereinen wird, denen die Beggars gefallen werden, Himmel und Hölle in einem.
(Ralf)
Happy Revolvers - Suicide Nation (People Like You, 7.8.00) - LP
Bereits beim Intro der Schock. "Pussy Pussy ..." Wie alt, verdammt nochmal, ist From Dusk Till Dawn. Was damals in Ordnung gewesen wäre, stinkt heute wie ein ausgelatschter Schuh. Mir blieb vor Entsetzen fast die Klappe offen stehen. Dann geht's endlich los, die Gitarren klingen auch gut, doch wo ist der Bass, wo der Kick? Wo die Kompositionen, die mir beim Live-Gig im Che noch die Freude in die elend-ankuck-gewöhnten äuglein trieben? Was zum Teufel läuft hier schief? Hab ich die Band doch etwas überschätzt? Ich kann die Platte jedenfalls nicht empfehlen. Sorry.
(Ralf)
Sunride - Magnetizer (People Like You, 3.4.00) - 10"
Fetter Stoner-Rock mit Sinn für Melodie und Eingängigkeit aus Finnland. Nur der teilweile eingestreute Flanger/Chorus-Gesangseffekt, der seit Monster Magnet eindeutig überstrapaziert ist, nervt etwas, schadet der Geschichte aber nicht.
(Ralf)
Aerobitch - An Urge To Play Loud (People Like You, 26.4.00) - 10"
Es ist nicht zu fassen, was diese Spanier an High Energy, High Octane und High Voltage rauspowern. High Voltage, im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch eine, von Überfan Lothar beglaubigte, AC/DC-Coverversion befindet sich auf diesem Mörderschellack. Sogar das Rock Hard gab der Platte 8 von 10 Punkten.
(Ralf)
K�rz�m - Brujo (Spiral Coil Media) - CD
Kürzüm sind, glaube ich, aus Gammertingen und mit Sicherheit die ungewöhnlichste Band, der man hierzulande über den Weg laufen kann. Spanisch angehauchte Flamenco-Gitarren kippen von einer Sekunde auf die andere in ein infernalisches Thrash-Metal-Gebolze um, während der Sänger kopfüber an den Eiern aufgehängt ins Fegefeuer abzutauchen scheint. Wo ich live immer noch Probleme mit den schweren Beinen hatte, die ich immer kriege, wenn der Rhythmus zu oft wechselt, bekommt die Musik, wenn man sie daheim hört, eine sehr reizvolle Intensität, der man sich schwer entziehen kann. Stimmig ist vor allem auch das Cover und paart sich gekonnt mit der sonderbaren Musikmischung. Kürzüm werden weiter für Aufsehen sorgen, denn interessant fand sie bislang noch jeder, wenn's manchem auch zu abgefahren ist. Aber da frage ich mich doch, was denn heutzutage noch zu abgefahren sein kann. Die Menschheit bekommt immer die Musik, die sie verdient und Kürzüm bieten schlichtweg die Hölle. Weiter so.
(Ralf)
Boss Hog - Whiteout (City Slang, 10.1.00) - CD
Die neue Boss Hog ist langweilig und einfaltslos. Irgendwie will das Pop sein, doch es fehlt alles, was Pop ausmacht, nämlich bspw. gute Melodien. Zudem klingt Christinas Gesang wie das Genöle einer geplagten 80er Jahre Independent-Tussi, igitt. Ein deprimierendes Werk, dem sicherlich kein Mensch Beachtung schenken würde, wenn's eben nicht Boss Hog wären.
(Ralf)
Been To's - Parasite - Lost Tapes 1996-97 - CD
Als ich die Reutlinger Been To's das erstemal sah, fiel mir fast die Knabberleiste aus dem Maul. Wie die �berirdischen traten sie in unser Leben und kurz sp�ter l�sten sie sich auf.
Auf dringende Bitten ihrer Fans ver�ffentlichen sie jetzt nachtr�glich eine Reihe von Songs in Kleinstauflage, die bisher gar nicht oder nur auf dem Massive High-Demotape erh�ltlich waren. 10 Songs, einer davon in zwei Versionen, n�mlich "Parasite". Dieser Titel wurde als Studienarbeit des Gitarristen Andi innerhalb 6 Stunden aufgenommen und gemixt. Der Rest entstand auf 8 Spuren und seit Nirvana's Bleach habe ich nie wieder 8-Spur-Aufnahmen geh�rt, die derart voll klingen.
Vom Songwriting wollen wir da mal gar nicht erst reden, denn die Been To's haben damit hierzulande unerreichte Ma�st�be gesetzt. Sie bedienen sich einer �berschaubaren Mixtur aus Grunge und Pop, geraten gerne mal an die Ufer der 60er und mit ihren gelegentlichen Feedback-Elegien sogar in psychedelisches Fahrwasser. Das alles ist aber von derartiger Sch�nheit und Tiefe in der Melodie gepr�gt, da� sich einem das Herz bis zum Horizont �ffnet. Alles was "kleineren" Bands oft fehlt, war bei den Been To's vorhanden: Kompositiorisches Timing, vielschichtig aber immer noch eing�ngig genug, �berdurchschnittlich guter Gesang mit einzigartiger Melodienf�hrung und tiefgehende Bildung bei den musikalischen Roots.
Nicht genug loben kann man zudem die Gitarrenarbeit. Immer von einer einfachen Struktur ausgehend, bauen sie mit stilsicherer Harmonie Element auf Element, variabel im Sound, manchmal so �berraschend eingebunden, da� man glaubt in ein anderes Raum-Zeit-Gef�ge zu kippen. Ja, sie spielen gerne mit unseren H�rgewohnheiten, doch niemals verlieren sie dabei den eigentlichen Song aus dem Auge. Man bleibt immer nahe genug am Thema und das zeugt von musikalischer Reife, die nicht viele Bands in Deutschland besitzen. Auch mit ausl�ndischen Gr��en von Rang und Namen k�nnen die Been To's sich messen. Leider war ihnen der verdiente Erfolg nicht verg�nnt, denn dazu geh�rt heutzutage mehr Gl�ck als K�nnen. So zog eine weitere hoffnungsvolle Band einen Schlu�strich unter ihr Schaffen. Doch seit heute habt Ihr Gelegenheit, wenigstens den Nachlass zu studieren. G�nnt' Euch eine sch�ne Stunde, g�nnt' Euch die verlorenen Tapes der Been To's.
Diese CD und ihr Vorg�nger Air Liquid können über uns geordert werden. Air Liquid kostet 6 Euro, Lost Tapes 10 Euro.
(Ralf)
The Mummies - Fuck The Mummies (?) - CD
Aha, Leichenfledderei. Macht keinen seriösen Eindruck, diese selbstgebrannte CD. Ich fresse meine eigene Arschbacke, wenn die Mummies hierfür gefragt wurden. Schließlich dreht es sich auch um die legendären Studioaufnahmen für ein Album auf Crypt-Records, während derer sich die Band mit dem Produzenten Michael Mariconda zerstritt und eine Veröffentlichung schließlich verhinderte. Die Aufnahmen sind auch schon mal als Bootleg-LP erschienen, wobei hier noch zusätzliche Live-Aufnahmen drauf sind.
Die Mummies hatten nicht übertrieben. Man glaubt kaum, daß das die göttlichen Mumifizierten sein sollen. Die Orgel ist total runtergemischt, der Sound scheppert nicht genug, es klingt fast wie die Raunch Hands (Maricondas Band) mit anderem Sänger und ohne Sax. Damit wäre ich auch nicht zufrieden gewesen.
Neueinsteigern sei das "Fuck CD's - It's The Mummies"-Album oder eine der Single-Compilations empfohlen. Alle anderen sollten diese CD meiden, was angesichts der passablen Live-Aufnahmen (vom 31.12.90 und 1.1.91) nicht leicht fallen wird. Die Mummies boten superunterproduzierten 60s Punk-Rock'n'Roll mit B-Movie-Monster-Image, denn sie traten nur komplett kostümiert vors Volk und waren dadurch ein absolut wilder und lustiger Live-Act. Ich habe ihnen eine Pyramide gebaut und sie in Gold gebettet, doch kein Mensch weiß wo und das ist gut so.
(Ralf)
Puffball - Swedish Nitro (Radio Blast Recordings) - 10"
Auf dem Düsseldorfer Radio Blast Recordings-Label erschienene 10" der schwedischen Speed-Punk'n'Rocker. Mein Fall sind sie nicht unbedingt. Eigentlich klingen sie wie die frühen Hellacopters mit noch mieserem Sound. "Barracuda" ist die einzige Ausnahme, denn er klingt wie eine 1:1 Kopie eines nichtexistenten Zeke-Songs, nur halt wieder mit schlechterem Sound. Also was solls? Ab mit dem Teil in die "Zu verschenken"-Kiste.
Live sollen sie sogar derart bolzen, daß man nicht mal mehr die Songs unterscheiden kann. Wie auch immer, für Skandinavien-Schweinerock-Komplettisten jedenfalls Pflicht.
(Ralf)
The Desert Sessions - Volume VI: Black Anvil Ego (Man's Ruin Records) - 10"
Mit der Nummer VI hat Josh Homme nun seine Desert Sessions komplettiert. Alle fünf Songs sind recht eingängig, recht ruhig und wieder im typischen Homme-Stil. Bravo! Die punkigere Nummer V verliert dadurch wieder an Aussagekraft. Fazitmässig kann man anmerken, daß die Sessions mehr als nur ein nettes Zubehör zu Hommes Schaffen seiner grossen Bands (Kyuss und Queens Of The Stone Age, falls das jemand nicht wissen sollte) sind. Die-Hard-Kyuss-Fans, die auch QOTSA nicht allzusehr mögen kann man davon nur abraten, im umgekehrten Falle nur empfehlen, denn so manches Juwel der Desert Sessions hat auch schon Zugang ins QOTSA-Programm erhalten. Man muß nicht alle haben, man kann auch keine gänzlich hervorheben; wenn Ihr eine wollt', nehmt' einfach irgendeine, vielleicht nicht grade die V. und wenn's Euch umhaut, so schwelget durch's Restprogramm. Stoner-Rock in experimenteller aber vollendeter Form.
(Ralf)
The Fuses - I Wanna Burn (American Punk Records) - LP
Saubere Arbeit, das muß man ganz klar sagen. Ein schöner Sound, die Gitarren glasklar getrennt, was auch den ausgefeilten Arrangements zu verdanken ist. The Fuses bringen nicht die übliche 90er Jahre Gitarrenwand, sondern gehen da fast antiquiert zu Werke. Man hört Anleihen an Wire, Clash, Stiff Little Fingers aber auch Heartbreakers, Humpers und Stitches durch, woran man bereits erkennt, daß I Wanna Burn nicht ganz so leicht zu klassifizieren ist. Wer auf die angeführten Bands steht, sollte sich diese Platte (700er LP-Auflage, also ranhalten; die CD zu kriegen sollte kein Problem sein) unbedingt mal anhören.
(Ralf)
The Desert Sessions - Volume V: Poetry For The Masses (Man's Ruin Records) - 10"
Nun, man merkt eben doch, daß Josh Homme wieder eine richtige Band am Start hat, die ihm die Befriedigung bringt, seine Mission zu verbreiten. Dementsprechend offener gibt er sich auf der neusten Desert Sessions. Nur der erste Song läßt seine typische Handschrift erkennen, der Rest benutzt er als Spielplatz zum Austoben. Heuer trifft man sich im Punk-Rock-Sandkasten. Dazu hat er sich insbesondere mit Blag Dahlia (Ex-Dwarves) Leute vom Fach für seine fünfte Wüsten-Session angeheuert und legt selbst leider nur noch sporadisch Hand an. Zudem ist Blag Dahlia bekanntermaßen ein Idiot und das führt diesen Teil direkt in die Amateurliga. Wollen wir hoffen, daß Josh auf der sechsten und als letzte angekündigten Desert Session davon wieder die Finger läßt. Ok, ok ... ich gebe zu, daß ich mit den Dwarves eh noch ein Hühnchen zu rupfen habe, da mir einer von denen mal in die Eier treten wollte. Desert Sessions V ist trotzdem schwächer als die Vorgänger.
(Ralf)

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Teufel